Dekubitus-Prophylaxe und -Therapie in Japan

Anläßlich des Tags des Respekts für die Älteren [engl. Respect for the Aged Day, jp. Keirō no Hi 敬老の日], der alljährlich am dritten Sonntag im September begangen wird, hat die japanische Regierung neue Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung veröffentlicht. Demnach waren in Japan am 15. September 2016 rund 34,61 Millionen Menschen oder 27,3% der Bevölkerung 65 Jahre oder älter. Im Vergleich zum Vorjahr, als 33,88 Millionen Menschen oder 26,6% der Bevölkerung 65 Jahre oder älter waren, bedeutet das eine Erhöhung um etwa 730.000 oder 0,7 Prozentpunkte. Japan hat die älteste Bevölkerungsstruktur und altert weltweit seit Jahrzehnten am schnellsten, bei einer gleichzeitig allgemein sehr hohen Lebenserwartung, für den weiblichen Teil der Bevölkerung im weltweiten Vergleich sogar seit mehr als drei Jahrzehnten die höchste. Mit einer immer älteren Bevölkerung wird auch die Dekubitus-Prophylaxe und -Therapie immer wichtiger, gleichwohl insbesondere auf Intensivstationen Patienten und Patientinnen jeden Alters schnell betroffen sein können.

Ein Dekubitus oder Wundliegegeschwür [auch Druckgeschwür, Druckulkus, Dekubitalgeschwür oder Dekubitalulkus, engl. pressure ulcer oder decubitus ulcer, jp. jokusō 褥瘡] ist eine lokale Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes durch Druck. In der Regel reicht bereits das Eigengewicht des jeweiligen unbewegten Körperteils aus, um den Kapillardruck zu überschreiten, aber auch medizinische Geräte und Instrumente können ein Druckgeschwür verursachen.

Seine Genese ist generell multifaktoriell. Eine Reihe von intrinsischen Faktoren, wie zum Beispiel reduzierte Mobilität, Alter, Austrocknung, Gewicht, Mangelernährung, Inkontinenz, Stoffwechsel- und neurologische Erkrankungen, Infektionen und Sensibilitätsstörungen, sowie extrinsischen Faktoren, wie zum Beispiel Medikamente, Feuchtigkeit, Körperhygiene, Hebe- und Lagerungstechniken sowie Lagerung bedingen oder begünstigen sein entstehen. Nicht zuletzt wirken sich auch ein gerüttelt Maß an chronometrischem und pekuniärem Druck des Pflegesystems auf die Entstehung von Decubitalulcera in der Krankenhaus-, Heim- und Hauspflege aus.

Ignoranz, Hartherzigkeit, kriminelle Energie und Erbschleicherei runden das Faktorenspektrum ab. Wie der moderne Zeitungsleser und Gerichtsbesucher von Berichten über Krematoriumsleichenschauen weiß, entstanden und entstehen viele Wundliegegeschwüre durch langdauernde Fixierung ohne Möglichkeit des Positionswechsels, aus welchen Gründen auch immer. Jahrhundertelang wurde das Krankheitsbild eines Wundliegegeschwürs in Europa anschaulich als „Gangraena per decubitum“ [„faulige Wunde durch das Liegen“] bezeichnet, die nicht selten zum Tod führt(e).

Je nach Körperlage oder Sitzposition gibt es Stellen, an denen Dekubitus mehr oder weniger häufig auftritt: Fersen und Kreuzbein sind statistisch besonders betroffene Prädilektionsstellen. Bei Rückenlage sind auch das Ellbogengelenk, die Schulterblätter und der Hinterhauptknochen häufig betroffen, bei Seitenlage der seitliche Knöchel, das Wadenbein, das Kniegelenk, der Große Rollhügel, der Beckenkamm, das Schultergelenk und die Ohren sowie bei Sitzposition auch der Sitzbeinhöcker und die Schulterblätter.

Der Patient, der unter einem nach Stadien und Schweregraden klassifizierten Dekubitus leidet, hat mehr oder weniger starke Schmerzen, eine Therapie ist langwierig und kostet sehr viel Geld. Deshalb haben Politik, Wissenschaft und Praktiker in fortgeschritteneren Ländern die medizintechnische Forschung und die Prophylaxe als Stellschraube entdeckt, mit der sich unter Umständen die Inzidenzzahlen und somit auch die Therapiekosten signifikant senken lassen.

In Japan hat die Japanische Gesellschaft für Dekubitalgeschwüre [engl. Japanese Society of Pressure Ulcers (JSPU), jp. Nihon Jokusō Gakkai 日本褥瘡学会] einen großen Anteil an der Verbesserung der Dekubitus-Prophylaxe und -Therapie. Sie wurde im Jahr 1988 als multidisziplinäre Vereinigung für Theoretiker und Praktiker der Gesundheitsfürsorge und Medizintechnikforscher gegründet, die professionell mit Wundpflege und Wundliegegeschwüren befaßt sind. Gründungsvorsitzender war Takehiko Oura 大浦武彦. Ihm folgten Takahiko Moriguchi 森口隆彦, Yoshiki Miyaji 宮地良樹 und Hiromi Sanada 真田弘美. Aktueller Vorsitzender ist Shigehiko Kawakami 川上重彦 von der Abteilung für plastische Chirurgie der Medizinischen Universität Kanazawa [engl. Kanazawa Medical University, jp. Kanazawa Ika Daigaku 金沢医科大学].

Im September 1999 fand die erste wissenschaftliche Tagung der Japanischen Gesellschaft für Dekubitalgeschwüre (JSPU) statt. Innerhalb von 18 Jahren wuchs die Mitgliederzahl der JSPU von 1.000 auf mehr als 8.000 an. Im Jahr 2002 veröffentlichte sie Leitlinien zur Diagnose und Bewertung von Dekubitalgeschwüren zum Zwecke der Dekubitusklassifikation und -therapie unter dem Titel „DESIGN“. Die Großbuchstaben stehen für „Depth“ [jp. fukasa 深さ = Tiefe], „Exudate“ [jp. shinshutsueki 浸出液 = Exsudat; Ausschwitzung], „Size“ [jp. ōkisa 大きさ = Größe], „Inflammation/Infection“ [jp. enshō/kansen 炎症/感染 = Entzündung/Infektion], „Granulation tissue“ [jp. nikuga soshiki 肉芽組織 = Granulationsgewebe] und „Necrotic tissue“ [jp. eshi soshiki 壊死組織 = nekrotisches Gewebe]. „Pocket“ [jp. poketto ポケット = Tasche] wurde für den Fall des Vorhandenseins einer „Tasche“, die sich vom Geschwür ausgehend fallweise im Randbereich des Dekubitus befindet, hinzugefügt.

Daraus wurde 2008 die verbesserte Version „DESIGN-R“ entwickelt, um den Schweregrad eines Wundliegegeschwürs, die Prognostik und die Bewertung der Angemessenheit und Qualität der Dekubitus-Therapie zu optimieren. „R“ steht für „Rating“ [jp. saiten 採点 = Einstufung; Bewertung]. Auf der Grundlage von Richard W. Brislins Übersetzungsmodell „The wording and translation of research instruments“ [Lonner, Walter J. u. J.W. Berry (Hg.): Field methods in cross-cultural research. Beverly Hills, CA: Sage, S. 137–164] wurde DESIGN-R dank einer chinesisch-japanischen wissenschaftlichen Kooperation auch ins Chinesische übersetzt. DESIGN-R fand in Japan seit 2008 weithin Verwendung als Bewertungsskala für Decubitalulcera mit einer akzeptablen prognostischen Validität. Außer der Dekubitus-Gradeinteilung nach Schweregraden oder -stufen wird jede der sechs DESIGN-R-Komponenten noch auf einer Skala von 3 bis 7 bewertet.

Die Japanische Gesellschaft für Dekubitalgeschwüre organisiert Seminare und gibt Leitfäden und Ratgeber für Dekubitus-Prophylaxe und -Therapie heraus. Sie hat drei landesweite Umfragen zum Status quo von Dekubitus-Patienten und -Patientinnen durchgeführt und rechnet es sich als einen Erfolg ihrer Untersuchungen, ihrer Aus- und Weiterbildungsmaßnamen und ihrer Lobbyarbeit an, dass im Rahmen einer Revision des medizinischen Vergütungssystems im Jahr 2002 eine Reduzierung von Punkten eingeführt wurde, wenn Prophylaxemaßnahmen gegen Wundliegegeschwüre durchgeführt werden [engl. “Reduction of points when measures for the prevention of pressure ulcers are implemented”, jp. jokusō taisaku mijisshi genzan 「褥瘡対策未実施減算」]. In Japan wurde zudem im Jahr 2004 eine Berichtspflicht für die Schwere von Wundliegegeschwüren [jp. jūdo jokusō hōkoku gimuka 重度褥瘡報告義務化] für medizinische Einrichtungen eingeführt.

Die JSPU hat ein eigenes Zertifizierungssystem zur Ausbildung von Spezialisten für die Prophylaxe und die Theraphie von Dekubitalgeschwüren entwickelt, das vom japanischen Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales [Ministry of Health, Labour and Welfare, MHLW; jp. Kōsei Rōdōshō 厚生労働省, kurz Kōrōshō 厚労省] im Jahr 2008 anerkannt wurde. Mit ihren Seminaren wendet sich die JSPU nicht nur an Ärzte, Krankenpfleger und Krankenschwestern, sondern auch an alle diejenigen, die eine zertifizierte Qualifikation als Manager(in) zur Therapie von Dekubitalgeschwüren zuhause [engl. certified managers for pressure ulcer patients living at home, jp. ‚jūtaku jokusō kanrisha‘ shikaku  「在宅褥瘡管理者」 資格]  erwerben möchten.

In japanischen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind zwischen April 2009 und Januar 2017 sowohl die Prävalenzrate als auch die geschätzte Inzidenzrate signifikant gesunken. Die Prävalenzrate fiel von nahezu 13% auf stabil unter 2%, die geschätzte Inzidenzrate zwischen 4 und 6% auf unter 2%. Eine so positive Entwicklung über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum konnte jedoch noch nicht bei Hauspflegefällen erreicht werden.

Dank des Wirkens der JSPU konnte die Prävalenzrate für Wundliegegeschwüre in vielen medizinischen Einrichtungen innerhalb eines Jahrzehnts aus dem zweistelligen in den einstelligen Bereich reduziert werden, häufig unter 2%. Das gilt jedoch nicht für alle Krankenhäuser und Pflegeheime und schon gar nicht in gleichem Maße für die Dekubitus-Prävalenz für die Pflege zuhause. Diese lag gemäß einer landesweiten Untersuchung der Japanischen Gesellschaft für Dekubitalgeschwüre von 2010 bei dem – für Japan – relativ hohen Wert von 5,45%. Eine dauerhafte Aufgabe sieht die JSPU deshalb nicht nur in der Weiterentwicklung ihres Zertifizierungssystems für Dekubitus-Prophylaxe und -Therapie, sondern auch und gerade in der Förderung des Bewußtseins und der Einsicht in die Notwendigkeit, dass sich Krankenschwestern, Krankenpfleger, Pflegehelfer sowie pflegende Familienangehörige zuhause unbedingt einer entsprechenden Aus- und Weiterbildung unterziehen lassen sollten.

Ein für den damaligen JSPU-Vorsitzenden, Hiromi Sanada, selbst überraschendes Ergebnis der landesweiten Prävalenzerhebung von 2010 war, dass rund 30% aller Dekubitus-Fälle von Gipsverbänden, Tropfinjektionen und Sauerstoffmasken verursacht worden waren. Im Jahr 2010 erreichten die japanischen Krankenhäuser eine Prävalenzrate für Wundliegegeschwüre von 1,92 bis 3,52%. Dr. Sanada schreibt die positiven Ergebnisse der Dekubitus-Prophylaxe dem in Japan praktizierten positiven Anreizsystem zu, während viele andere fortgeschrittene Länder häufig ein Bestrafungssystem für Krankenhäuser mit Fällen von Wundliegegeschwüren eingeführt haben. Die JSPU hat ein ambitioniertes, aber auf Grundlage der bisherigen positiven Entwicklung nicht unrealistisches Prävalenzziel von unter 1% formuliert.

Im Jahr 2012 erhielten zuhause gepflegte Dekubitus-Patienten einen zusätzlichen Pflegebetrag von 12.850 Yen pro Monat für regelmäßige Besuche von speziell ausgebildeten Pflegekräften zur Evaluierung und Therapie von Dekubitalgeschwüren. Dass in diesem Bereich noch weiterer Handlungsbedarf besteht, kann man auch daran ablesen, dass im Jahr 2014 eine Dekubitus-Beratungsgebühr von 750 Punkten für zuhause gepflegte Patienten und Patientinnen [jp. zaitaku kanja hōmon jokusō kanri shidō nanahyaku gojūten 在宅患者訪問褥瘡管理指導料750点] eingeführt wurde. Dekubitus-Hochrisikopatienten erhielten im Rahmen einer Revision des medizinischen Gebührensystems darüber hinaus noch 250 Punkte zugesprochen. Da eine erfolgreiche Dekubitus-Prophylaxe und -Therapie von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist, hängt eine Optimierung auch und gerade vom Verlauf der Primärerkrankungen im Einzelfall ab.

Japanische Einrichtungen für Schwerionentherapie forcieren Kooperation zur Krebsbekämpfung

Fünf japanische Einrichtungen für moderne Formen der Strahlentherapie haben im Juli 2017 den Nationalen Rat der Gründer von Einrichtungen für Schwerionentherapie [jp. Zenkoku Jūryūshisen Chiryō Shisetsu Setsuritsusha Kyōgikai 全国重粒子線治療施設設立者協議会] ins Leben gerufen. Der Rat will als Sprachrohr nach innen und außen fungieren, die therapeutischen Leistungen der Schwerionentherapie noch weiter zu verbessern und nicht zuletzt auch ihren Preis senken, damit sie für einen größeren Kreis von Krebspatientinnen und -patienten erschwinglicher wird. Dahinter steht auch der Wunsch und Wille nach Weltmarkterschließung.

In Japan wurde die Protonen- und Schwerionentherapie [engl. proton and heavy ion therapy; jp. yōshi, jūryūshisen chiryō 陽子 ・重粒子線治療] schon relativ früh als vielversprechende Speerspitze der modernen Präzisionsmedizin grundlegend erforscht, weshalb diese Form externer Strahlentherapie mittlerweile nicht nur die experimentellen und klinischen Phasen hinter sich gelassen hat, sondern auch schon wertvolle Behandlungsdaten von Erkrankten im fünfstelligen Bereich vorweisen kann. Die Fachwelt beeindruckende Erfolge konnte bei einer Reihe von Krebsarten, wie zum Beispiel bei Hirntumoren, sowie bei lokal begrenzten Tumoren und vorher zum Teil schwer bis gar nicht zu therapierenden Krebserkrankungen nachgewiesen werden.

Mitglieder des obengenannten Rates sind das Nationale Institut für Radiologische Wissenschaften [engl. National Institute of Radiological Sciences, NIRS; jp. Hōshasen Igaku Sōgō Kenkyūjo 放射線医学総合研究所病院, kurz Hōiken 放医研] in Chiba – in Japan und weltweit eine der führenden Einrichtungen der diagnostischen und interventionellen Radiologie –, das Medizinische Zentrum Hyogo für Ionenstrahlen [engl. Hyogo Ion Beam Medical Center, HIBMC; jp. Hyōgo Kenritsu Ryūshisen Iryō Sentā 兵庫県立粒子線医療センター] in Tatsu, das Medizinische Zentrum für schwere Ionen der Universität Gunma [engl. Gunma University Heavy Ion Medical Center; jp. Gunma Daigaku Jūryūshisen Igaku Kenykyū Sentā 群馬大学重粒子線医学研究センター] in Maebashi, das Internationale Schwerionen-Krebsbehandlungszentrum Kyushu [SAGA HIMAT = SAGA Heavy Ion Medical Accelerator in Tosu; für den Organisationsnamen und den Schwerionenbeschleuniger wird auf Englisch und auf Japanisch der Einfachheit halber häufig die Abkürzung SAGA HIMAT synonym benutzt; die japanische Bezeichnung der Einrichtung lautet Kyūshū Kokusai Jūryūshisen Ganchiryō Sentā 九州国際重粒子線がん治療センター] in Tosu und das Krebszentrum Kanagawa [engl. Kanagawa Cancer Center; jp. Kanagawa Kenritsu Gan Sentā 神奈川県立がんセンター] in Yokohama.

Im Rahmen der Schwerionentherapie treffen sehr stark beschleunigte schwere Ionen (Teilchenstrahlen) die Krebszellen präziser und sind biologisch wirksamer als zum Beispiel konventionelle Röntgenstrahlen. Die Dosis kann genauer an den Tumor angepaßt werden, und benachbarte gesunde Zellen oder Organe sind weniger von Streustrahlung betroffen. Ein großer Nachteil für Erkrankte waren bislang die hohen privat aufzubringenden Kosten der Schwerionentherapie, die sich auf rund fünf Millionen Yen belaufen konnten, exklusive Nachbehandlungen. Seit 2016 wird in Japan ein Teil der Behandlungskosten von der Krankenkasse gedeckt. Bei den in Japan mehr als 10.000 bislang behandelten Erkrankten handelt es sich also um wohlhabendere Menschen, nicht zuletzt auch aus Übersee, überwiegend aus dem englischen, chinesischen und russischen Sprachraum. In Zukunft sollen mehr Behandlungszentren mit größeren Kapazitäten im In- und Ausland entstehen und die Behandlung insgesamt kostengünstiger werden.

Die japanischen Behandlungserfolge basieren zum großen Teil auf der von der Universität Tsukuba von 1983 bis zum Jahr 2000 mit dem Synchrotron-Teilchenbeschleuniger [Proton Synchrotron, PS] der japanischen Forschungsorganisation für Hochenergiebeschleuniger [engl. Japan’s High Energy Accelerator Research Organization, jp. Kō Enerugī Kasokuki Kenkyū Kikō = KEK, kurz KEK-PS] durchgeführten Protonenstrahltherapie sowie auf der seit 1993/94 geleisteten Arbeit mit dem NIRS-Schwerionenbeschleuniger [engl. Heavy Ion Medical Accelerator in Chiba, HIMAC; jp. Jūryūshisen Ganchiryō Sōchi 重粒子線がん治療装置 bzw. Chiba ni aru jūion iryō-yō kasokuki 「千葉にある重イオン医療用加速器」] in Chiba.

Im Bereich der Schwerionentherapie fällt vor allem die Dynamik des Baus neuer Einrichtungen und der Ausweitung vorhandener Forschungs-, Entwicklungs- und vor allem Behandlungskapazitäten im In- und Ausland auf. Das Yamagata-Universitätskrankenhaus [engl. Yamagata University Hospital; jp. 山形大学医学部附属病院 Yamagata Daigaku Igakubu Fuzoku Byōin] baut gerade an einer neuen Behandlungseinrichtung für Schwerionentherapie. Das neue Osaka-Schwerionen-Krebszentrum [engl. Osaka Carbon Ion Cancer Center; jp. Ōsaka Jūryūshisen Ganchiryō Shisetsu 大阪重粒子線がん治療施設] befindet sich im Bau und soll in Osaka im Stadtbezirk Chuo im Jahr 2018 den Betrieb aufnehmen.

Die Schwerionentherapie soll eine alltägliche Form der Behandlung für Krebskranke im In- und Ausland werden und mit anderen Behandlungsformen wie der Immuntherapie etc. kombiniert angewendet werden. Im Vordergrund der aktuellen Aufgaben steht eine Miniaturisierung der Behandlungsanlagen und -apparate und eine Verbilligung der therapeutischen Maßnahmen. Ein besonderes japanisches Problem sind die enormen Baukosten. Im Laufe von fünf bis zehn Jahren sollen drei oder vier japanische Einrichtungen für Schwerionentherapie auch in den USA entstehen. Japan kooperiert auf dem Gebiet der Ionenstrahltherapie auch mit Südkorea. Im Rahmen einer Forschungskooperation mit dem NIRS [Hōiken] entsteht gerade eine neue Einrichtung für Schwerionentherapie am Krebszentrum der privaten Universität Yonsei [Yonsei University] in Seoul, die im Jahr 2021 in Betrieb gehen soll.

Japanische Unternehmen exportieren also nicht nur Hochtechnologie für Medizin, Forschung und Industrie, sondern auch Know-how für die Errichtung und den Betrieb von Krebstherapiezentren. Die neueste, hochkarätige japanische Forschungs- und Entwicklungskooperation im Bereich der Medizintechnologie wurde vor acht Monaten zwischen QST, Mitsubishi, Hitachi, Toshiba und Sumitomo geschlossen und hat die Entwicklung eines „Quanten-Skalpells“ [engl. quantum scalpel; jp. ryōshi mesu 量子メス] zum Inhalt.