Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen.

「どこへ行くにも、誠心誠意尽くしなさい」 (孔子)
Doko e iku ni mo, seishin seii tsukushi nasai
Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen. (Konfuzius)

「何処に行っても、誰にでも、真心こめて接しなさい」
Doko ni itte mo, dare ni de mo, magokoro komete sesshinasai
Wherever you go, go with all your heart. (Confucius)

Schmiede das Eisen, solange es heiß ist.

鉄は熱いうちに打て
Tetsu wa atsui uchi ni ute
Schmiede das Eisen, solange es heiß ist.
Dum ferrum candet, cudere quemque decet.
Man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist.

鉄は熱いうちに打て
Tetsu wa atsui uchi ni ute
Strike while the iron is hot.
Make hay while the sun shines.
One should strike while the iron’s hot.

Aus den Augen, aus dem Sinn.

去る者は日々に疎し
Saru mono wa hibi ni utoshi
Diejenigen, die fortgehen, werden im Laufe der Zeit vergessen.
Aus den Augen, aus dem Sinn.

去る者は日々に疎し
Saru mono wa hibi ni utoshi
The departed become distant over time.
Out of sight, out of mind.

Angst essen Seele auf

気の毒は身の毒
Ki no doku wa mi no doku
Poison for the soul is also poison for the body.
Gift für die Seele ist auch Gift für den Körper.

Anmerkung
Das filmische Melodram „Angst essen Seele auf“ [1974, engl. Ali: Fear Eats the Soul, jp. Fuan to tamashii  『不安と魂』] von Rainer Werner Fassbinder (1945–1982) existiert auch in einer Theaterfassung des Autors.

Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.

明日の百より今日の五十
Asu no hyaku yori kyō no gojū
Lieber fünfzig heute als hundert morgen.
Man hat, was man hat.
Ein halbes Brot jetzt ist besser als ein ganzes morgen.
Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.

明日の百より今日の五十
Asu no hyaku yori kyō no gojū
Fifty today is better than one hundred tomorrow.
Something is better than nothing.
Better an egg today than a hen tomorrow.
A bird in the hand is worth two in the bush.

Unterwasserroboter liefert erstmals Bilder des Coriums in Reaktor 3 des F1-KKW

Ein wegen seiner Form „Kleiner Mondfisch“ [engl. „Little Sunfish“, jp. „Mini Manbō“ 「ミニマンボウ」] genannter Unterwasserroboter hat seit dem 19. Juli 2017 über drei Tage hinweg bei drei Einsätzen das Innere des Primärsicherheitsbehälters von Reaktor 3 des Fukushima-Daiichi-Kernkraftwerkes (F1-KKW) der Tokyo Electric Power Company Holdings, Inc. (TEPCO) inspiziert. Er hat digitale Bilder des mutmaßlichen Coriums unterhalb des Reaktordruckgefäßes sowie Temperaturdaten und Strahlenwerte übermittelt.

Bei seiner – aktuellen und zukünftigen – Mission geht es vor allem um die Lokalisierung, Kartierung und Quantifizierung des geschmolzenen Brennstoffes, damit effiziente, effektive, ökonomische und sichere Methoden der Stilllegung und des Rückbaus vor allem der havarierten Reaktoren 1 bis 3 des F1-KKW entwickelt werden können. Man geht dabei allgemein von einem Zeithorizont von drei bis vier Jahrzehnten aus. Die Kosten sind realistisch noch nicht bezifferbar, dürften nach bisherigen Erfahrungen jedoch exorbitant und sicherlich sozialisiert werden.

Da das Einstiegsloch in den Primärsicherheitsbehälter für „Kleiner Mondfisch“ nur einen Durchmesser von 14 cm besitzt, durfte die Breite beziehungsweise Dicke des Roboters nicht mehr als 13 cm betragen. Er ist 30 cm lang und mit 2 kg viel leichter als seine schlangen- – virtuell auch U-förmigen – und skorpionförmigen Vorgänger, die im Februar und März 2017 in den Reaktoren 1 und 2 des F1-KKW an einer identischen Mission gescheitert sind.

Ein Grund für den relativen Erfolg von „Kleiner Mondfisch“, der bis zu 200 Sievert tolerieren kann, dürfte seine verbesserte Strahlungsresistenz sein. Ein Mensch würde bei einer so hohen Strahlendosis sofort sterben. 100 Sievert haben schwere Verbrennungen zur Folge, lassen das zentrale Nervensystem versagen und führen innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen zum Tod. Der Magen-Darm-Trakt wird bei einer Strahlendosis von 10 Sievert irreparabel geschädigt. 5 Sievert führen selbst bei sofortiger medizinscher Behandlung zum Exitus mindestens der Hälfte aller Bestrahlten. 3 Sievert zerstören Knochenmark und machen Transplantationen erforderlich, die manchmal helfen und manchmal auch nicht. Akute Verstrahlung, die nicht direkt zum Tod führt, ruft Übelkeit, Durchfall und Blutungen hervor, läßt die Haare ausfallen, schwächt das Immunsystem und erhöht allgemein die Infektionsgefahr.

Der Unterwasserroboter „Kleiner Mondfisch“ wurde von Toshiba und dem japanischen Forschungskonsortium IRID [engl. International Research Institute for Nuclear Decommissioning, jp. Kokusai Hairo Kenkyū Kaihatsu Kikō 国際廃炉研究開発機構] entwickelt. IRID wurde im August 2013 gegründet und ist in Japan rechtsförmlich eine „Genossenschaft für Technologieforschung“ [Gijutsu Kenkyū Kumiai]. Das ist ein Zusammenschluß aus 18 juristischen Personen, namentlich der Japanischen Agentur für Kernenergie JAEA [engl. Japan Atomic Energy Agency, jp. Nihon Genshiryoku Kenkyū Kaihatsu Kikō, kurz Genshiryoku Kikō] unter der Ägide des Forschungs- sowie des Wirtschaftsministeriums, des Staatlichen Forschungsinstituts für Industriewissenschaften und Technologie [engl. National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST), jp. Sangyō Gijutsu Sōgō Kenkyūjo, kurz Sansōken], zwölf Stromunternehmen mit Nuklearanlagen, d.h. allen alteingesessenen ohne Okinawa Electric Power Co., Inc. sowie den Anlagenbauern Toshiba Corp., Hitachi-GE Nuclear Energy, Ltd., Mitsubishi Heavy Industries, Ltd. sowie ATOX Co., Ltd. Für IRID arbeiten neben drei internationalen Beratern auch externe Fachleute aus den USA, England, Frankreich, Rußland und der Ukraine, die ihre Expertise aus den Nuklearunfällen von Three Mile Island (1979) und Tschernobyl (1986) einbringen.

„Kleiner Mondfisch“ wird von vier Hinterradpropellern und einem Vorderradpropeller angetrieben, verfügt vorn und hinten über Leuchtdioden und je eine Kamera, sammelt Strahlungsdaten mit Hilfe eines Dosimeters und wird von vier Toshiba-Operateuren über ein Kabel ferngesteuert. Die Bilder, die der Unterwasserroboter vor allem am dritten und letzten Einsatztag geliefert hat, zeigen eine nukleare Wüstenei: Sedimente und massive Ablagerungen in rund ein Meter dicken Schichten unterhalb des Reaktordruckgefäßes, lavaartige Zapfen und rotbraune Klumpen und Trümmerteile. TEPCO vermutet, dass sich geschmolzener Kernbrennstoff mit Steuerstäben, Steuerstabantrieben sowie mit dem Sockel des Druckgefäßes vermischt und mit Wasser, Luft und Dampf chemisch reagiert haben. Gitterroste, Bodenplatten, Betoneinspannungen, Einbettungen des Sicherheitsbehälters und Kabelschächte sind ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Ablagerungen und im Kühlwasser treibende Sedimente stellen ein Hindernis für zukünftige Untersuchungen und die Beseitigung von Nuklearmüll dar. Diese sollen nach dem Robotereinsatz mit Schläuchen und vermittels Röntgenfluoreszenzanalyse identifiziert werden, um entscheiden zu können, wie sie behandelt und beseitigt werden können. Die Lage und die Menge des geschmolzenen Kernbrennstoffes konnten in den havarierten Reaktoren 1 bis 3 noch nicht exakt festgestellt werden, aber das Ausmaß der strukturellen Schäden erscheint in Reaktor 3 größer als in Reaktor 2.

Das von der Bergseite her in die ehemaligen Reaktorräume einströmende Grundwasser wird weiterhin täglich in einem Umfang von rund 300 Tonnen radioaktiv verstrahlt und ist die Quelle für weit über tausend Stahltanks mit einem Fassungsvermögen von rund 300 Tonnen je Einheit, die auf dem Gelände des F1-KKW bereits dicht an dicht stehen und seit Jahren mit Leckagen immer wieder für Schlagzeilen sorgen, weil viele Tanks aus Stahlplatten gefertigt sind, die mit Schrauben und Muttern zusammengehalten werden und leichter lecken können, vor allem wenn das Fundament unter den Stahltanks nachgibt.

Von den rund 6.000 auf dem Kernkraftwerksgelände tätigen Arbeitern ist die Hälfte allein mit dem Problem der Behandlung und der Entsorgung des täglich anfallenden kontaminierten Wassers befaßt. Da die Kapazität der Tanks nahezu erschöpft ist, denkt TEPCO laut über eine Entsorgung von tritiumhaltigem Wasser ins Meer nach. Die Halbwertszeit von Tritium beträgt mehr als zwölf Jahre. Die regionalen Fischereigenossenschaften protestieren gegen die Einlassung von radioaktiv kontaminiertem Wasser ins Meer. Der Verweis auf eine gängige Praxis von Nuklearanlagenbetreibern weltweit konnte die Fischer auch nicht überzeugen. Die japanische Atomaufsichtsbehörde wird sich zu diesem Thema zeitnah erklären müssen.

Mittel- bis langfristig wird auch Japan nicht darum herumkommen, eine Energiewende des Inhalts Wind, Wasser und Sonne statt Kohle, Öl und Kernenergie in Kombination mit Elektromobilität politisch und gesellschaftlich anzustreben und technisch und wirtschaftlich zu verwirklichen. Für langfristig angelegte globale Entwicklungsstrategien – anfänglich nachholend, mitterweile in nicht wenigen Bereichen technologisch führend –, wie sie die VR China betreibt und mit Macht weiter forciert, in relativ wenigen Jahren Wind-, Wasser- und Solarenergiesysteme installiert zu haben, deren Kapazität aktuell den Potenzen der USA, Indiens, Deutschlands und Spaniens zusammen entsprechen, den Kohlestromausstieg zu vollziehen und gleichzeitig [!] das größte nationale Atomstrom-Ausbauprogramm der Welt inklusive Nukleartechnologieexporten zu realisieren, besitzt zur Zeit anscheinend kein anderes Land der Erde den politischen Willen und die materiellen sowie immateriellen Ressourcen.

Jacke wie Hose

五十歩百歩
Gojippo hyappo
Fünfzig Schritte oder hundert Schritte.
Das ist gehüpft wie gesprungen.
Das ist Jacke wie Hose.

五十歩百歩
Gojippo hyappo
Fifty steps or one hundred steps.
Six of one and half a dozen of the other.
It makes no odds.

Anmerkung
Die sprichwörtliche Redensart von den fünfzig oder hundert Schritten, die keinen Unterschied ausmachen, stammt aus der Zeit der Streitenden Reiche (5. Jh. v.u.Z. bis 221 v.u.Z.) beziehungsweise der östlichen Zhou-Dynastie (770–256 v.u.Z.) von dem chinesischen Gelehrten Mengzi 孟子 [ch. Mèngzǐ, jp. Mōshi, 372–289 v.u.Z., latinisiert Mencius]. Mengzi machte sich um die Durchsetzung des Konfuzianismus in China verdient, glaubte an das Gute in der menschlichen Natur und war ein früher Verfechter des Umweltgedankens unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeit.

Eines Tages trifft König Hui 惠王 [ch. Huì Wáng, jp. Kei Ō] des Reiches Liang 梁 [ch. Liáng, jp. Ryō; vor der Hauptstadtverlegung nannte man das Reich eher Wei 魏 (ch. Wèi, jp. Gi)] Mengzi und klagt ihm sein Leid: Die Herrscher der benachbarten Reiche dächten beim Herrschen nicht – so wie er – an das Wohlergehen ihres Volkes; wenn sich zum Beispiel wegen einer Naturkatastrophe in Hedong eine Mißernte ereignet, hilft er seinem Volk selbstverständlich, versorgt es mit Lebensmitteln und siedelt es nach Henei um. Aber obwohl er ein so vorbildlicher, moderner Herrscher ist, wächst seine Bevölkerung genau so wenig wie die in den benachbarten Reichen mit altbackener Führung.

Was mag wohl der Grund sein, richtet er sich fragend an den Gelehrten. Mengzi denkt nach und antwortet sinngemäß: Seine Majestät mögen Kriege. Ich erlaube mir daher, den Krieg als Analogie zu benutzen. Auf dem Schlachtfeld läßt der Kampflärm den Himmel erschüttern. Zwei Armeen mögen sich in einer Pattsituation befinden, aber am Ende gibt es sicher einen Sieger und einen Verlierer. Die besiegten Soldaten werfen ihre Helme und ihre Rüstung weg und rennen flüchtend um ihr Leben. Manche fliehen fünfzig Schritte und halten an, während andere hundert Schritte laufen und abstoppen. Dann lachen die fünfzig Schritte Geflohenen über die Feigheit der hundert Schritte Enteilten. Denken seine Majestät, dass es hier angebracht sei, zu lachen? König Hui schlägt mit der Faust auf den Tisch und sagt: Natürlich nicht. Ganz gleich, ob sie fünfzig oder hundert Schritte fliehen, es sind die gleichen Deserteure. Mengzi erwidert lächelnd: Da seine Majestät den Sinn meiner Worte verstanden haben, können seine Majestät nicht erwarten, dass die Bevölkerung des Reiches Liang größer als die der Nachbarn ist.

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Nach uns die Sintflut

後は野となれ山となれ
Ato wa no to nare yama to nare
Hinterher sei es Feld oder Berg.
« Après nous le déluge ! »
(Marquise de Pompadour, 1721–1764)
Après nous le Déluge.
Nach uns die Sintflut.

後は野となれ山となれ
Ato wa no to nare yama to nare
Afterwards let it be field or mountain.
« Après nous le déluge ! »
(Marquise de Pompadour, 1721–1764)
Après nous le Déluge.
After us, the Deluge.

Hochmut kommt vor dem Fall. [1]

驕兵必敗
kyōhei hippai
Eine Niederlage ist unvermeidlich für ein zu selbstsicheres Heer.
Selbstgefällige Soldaten gehen unter.
Hochmut kommt vor dem Fall.

驕兵必敗
kyōhei hippai
Defeat is inevitable for an overconfident army.
An arrogant army is bound to lose.
Pride comes before a fall.

Anmerkung
Die chinesische Fassung des obigen Vier-Schriftzeichen-Kompositums legt einen etymologischen Zusammenhang nahe: 驕兵必敗 [骄兵必败] jiāo bīng bì bài.

Die alttestamentliche Version von „Hochmut kommt vor dem Fall.“ aus den Sprüchen Salomos (Kapitel 16, Vers 18) [dt. Wer zu Grunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall; lat. contritionem praecedit superbia et ante ruinam exaltatur spiritus] lautet in japanischer Übersetzung schlicht: おごりは没落の前に現れる。 [Ogori wa botsuraku no mae ni arawareru].

Eine allgemeine japanische Version ohne chinesischen und biblischen Bezug lautet: 驕れる者久しからず。 [Ogureru mono hisashikarazu].

Eine andere japanische Variante mit Bezug zur mittelalterlichen Geschichte Japans, als die Minamoto und die Taira (Heike) bis zur endgültigen Niederlage um die Vorherrschaft im Land kämpften (1185), lautet: 驕る平家は久しからず。 Ogoru Heike wa hisashikarazu. [Der hochmütige Taira-Clan ging bald unter. = Hochmut kommt vor dem Fall.]