Die staatliche Entwicklungsorganisation für Neue Energien und Industrietechnik (New Energy and Industrial Technology Development Organization, NEDO) fördert unter der Ägide des japanischen Wirtschaftsministeriums seit 2011 verstärkt die Erforschung zur Nutzung potentieller Energiequellen des Meeres. Als vorläufiges Resultat eines mehrjährigen Demonstrationsforschungsprojektes soll Ende August 2017 in der Nähe der südwestjapanischen Insel Kuchinoshima (Präfektur Kagoshima) ein etwa 100 Meter unter der Wasseroberfläche schwebendes Meeresströmungsturbinensystem [underwater floating type ocean current turbine system, jp. suichū fuyūshiki kairyū hatsuden shisutemu hyaku kirowattokyū jisshōki ‚kairyū‘ 水中浮遊式海流発電システムの100kW級実証機「かいりゅう」] mit einer Leistung von 100 Kilowatt den Probebetrieb aufnehmen. Das Meer bei Kuchinoshima wurde ausgewählt, weil die Fließgeschwindigkeit und -richtung des Kuroshio-Stroms südlich von Kyushu um die Tokara-Inseln verhältnismäßig stabil sind und die Strömungsfluktuation gering ist.
Hauptvertragsnehmer des japanischen Forschungs- und Entwicklungskonsortiums und zugleich Entwickler der Turbine und der schwimmenden Struktur ist der Schwermaschinenbauer IHI Corporation. Untervertragsnehmer und Lieferant des Generators und des Transformators ist die Toshiba Corporation. Weitere Beteiligte sind die Graduiertenschule für Pionierwissenschaften der Universität Tokyo [Graduate School of Frontier Sciences of the University of Tokyo, jp. Tōkyō Daigaku Daigakuin Shinryōiki Sōsei Kagaku Kenkyūka] und das Mitsui Global Strategic Studies Institute [MGSSI, jp. Mitsui Bussan Senryaku Kenkyūjo].
Es geht bei diesem Forschungsprojekt nicht nur darum, die technische Machbarkeit und die Leistungsfähigkeit eines neuen Meeresströmungskraftwerkes nachzuweisen und Betriebserfahrungen zu sammeln, sondern auch um den Nachweis der Wirtschaftlichkeit. Die Elektrizitätskostenvorgabe der NEDO war bei der Ausschreibung ein Gestehungspreis von 20 Yen je Kilowattstunde. Das Meeresströmungsturbinensystem besteht im Kern aus zwei gegenläufigen Unterwasserturbinen, soll an Metallseilen im Meeresboden verankert sein und könnte auch in Tiefenwasser zur Stromerzeugung genutzt werden. Es ist zur Errichtung großflächiger Unterwasser-Energieparks geeignet. Als nachhaltige, umweltfreundliche und erneuerbare Energiequelle könnten Unterwasser-Lenkdrachen, die kinetische Energie der Meeresströmung in elektrische Energie umwandeln, helfen, die zahlreichen dünn besiedelten, kleineren Inseln des japanischen Archipels mit Strom zu versorgen und den Import fossiler Brennstoffe und die Emission von Kohlendioxid zu senken.
Die Meeresströmungsturbinenanlage ist relativ kompakt und besitzt eine Länge von etwa 20 m und eine Breite von ebenfalls 20 m. Der Durchmesser der Turbinenschaufeln beträgt rund 11 m. Die Gesamtkosten für die Demonstrationsanlage belaufen sich auf rund 4 Milliarden Yen. Man geht von einem Kapazitätsfaktor von 60–70 Prozent aus. Auf der Grundlage der Betriebserfahrungen und weiterer Forschungsanstrengungen soll in den 2020er Jahren ein Meeresströmungskraftwerk mit einer Leistung von 2000 Kilowatt und Turbinenschaufeln mit einem Durchmesser von 40 m gebaut werden.
Quellen: Nikkan Kogyo Shimbun 日刊工業新聞, 10. Juli 2017. Pressemitteilungen von New Energy and Industrial Technology Development Organization [NEDO, Shin Enerugī Sangyō Gijutsu Sōgō Kaihatsu Kikō 新エネルギー・産業技術総合開発機構] und IHI Corporation [Ishikawajima Heavy Industries, 株式会社IHI; bis Mitte 2007 bekannt als Ishikawajima-Harima Heavy Industries Co., Ltd., jp. Ishikawajima Harima Jūkōgyō Kabushiki Kaisha 石川島播磨重工業株式会社].