Jenseits von Gut und Böse

「愛のためになされるものは、いつも善悪の​基準を超えて行われる。」
(フリードリヒ・ニーチェ、1844年~1900年)
Ai no tame ni nasareru mono wa, itsumo zen’aku no kijun o koete okonawareru
“What is done out of love always takes place beyond good and evil.”
„Was aus Liebe gethan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.“
(Friedrich Nietzsche, 1844–1900)

Quelle: Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft. Leipzig: Druck und Verlag von C. G. Naumann, 1886. Viertes Hauptstück: Sprüche und Zwischenspiele, S. 99, Nr. 153.

Rede weniger, sage mehr.

「知る者は言わず、言う者は知らず」
Shiru mono wa iwazu, iu mono wa shirazu
Wissende reden nicht, Redende wissen nicht.
Wer viel weiß, redet nicht viel; wer viel redet, weiß nicht viel.
Wer [den Weg] weiß, redet nicht [über ihn]; wer [häufig über ihn] redet, weiß [ihn] nicht.
Je mehr jemand weiß, umso weniger spricht er; je weniger einer weiß, umso mehr redet er.
Rede weniger, sage mehr.

「知者不言、言者不知。」
Zhī zhě bùyán, yán zhě bù zhī
Those who know do not talk, those who talk do not know.
He who knows does not speak, he who speaks does not know.
He who knows [the Tao] does not [care to] speak [about it].
Talk less, say more.

Anmerkung
Der Originaltext geht auf das Daodejing 《道德經 / 道德经》 [ch. Dàodéjīng, jp. Dōtokukyō 『道徳経』], eine Sammlung von philosophischen Sentenzen des chinesischen Gelehrten Laozi 老子 [ch. Lǎozĭ, jp. Rōshi], zurück. Er soll der Legende nach irgendwann zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert v.u.Z. zur Zeit der Frühlings- und Herbstannalen gelebt haben. Der obige Sinnspruch stammt aus dem 56. Kapitel und handelt vom Reden und Wissen.

In Vielfalt geeint

Das Motto des Staatenverbundes Europäische Union (EU) lautet seit dem Jahr 2000 mit Blick auf die vielfältigen griechisch-römischen Wurzeln des über zweieinhalbtausend Jahre traditionell streitbaren und auch nicht gerade unkriegerischen europäischen Kulturkreises „In varietate concordia“ („In Vielfalt geeint“). Es ähnelt dem Wappenspruch „E pluribus unum“ („Aus vielen Eins“) der Vereinigten Staaten von Amerika, bis 1956 das inoffizielle Motto der USA, seit 1956 programmatisch „In God We Trust“ („Auf Gott vertrauen wir“). Untenstehend folgt das Europamotto in den EU-Amtssprachen sowie in den ostasiatischen CJK-Sprachen, ohne paneuropäischen oder paneurasischen Hintergedanken, versteht sich.

United in diversity [EN]
多様性における統一
tayōsei ni okeru tōitsu [JP]
多样性中的统一性
duōyàngxìng zhōngde tǒngyīxìng [CH]
다양성 속의 통일
dayangseong sogui tongil [KO]

Das Europamotto in den EU-Amtssprachen
Обединен в многообразието (Bulgarisch)
Forenet i mangfoldighed (Dänisch)
In Vielfalt geeint (Deutsch)
United in diversity (Englisch)
Ühinenud mitmekesisuses (Estnisch)
Moninaisuudessaan yhtenäinen (Finnisch)
Unie dans la diversité (Französisch)
Ενωμένοι στην πολυμορφία (Griechisch)
Ní ceart go cur le chéile (Irisch)
Unita nella diversità (Italienisch)
Ujedinjeni u različitosti (Kroatisch)
Vienota dažādībā (Lettisch)
Suvienijusi įvairovę (Litauisch)
Magħquda fid-diversità (Maltesisch)
In verscheidenheid verenigd (Niederländisch)
Zjednoczona w różnorodności (Polnisch)
Unida na diversidade (Portugiesisch)
Uniţi în diversitate (Rumänisch)
Förenade i mångfalden (Schwedisch)
Zjednotení v rozmanitosti (Slowakisch)
Združena v raznolikosti (Slowenisch)
Unida en la diversidad (Spanisch)
Jednotná v rozmanitosti (Tschechisch)
Egység a sokféleségben (Ungarisch)

Es ist nicht genug zu wissen

「知識だけでは十分ではない、やはり応用してみなくてはならない。意欲だけでは十分ではない、やはり行動してみるしかない。」
(ヨーハン・ヴォルフガング・フォン・ゲーテ、1749年~1832年)
Chishiki dake de wa jūbun de wa nai, yahari ōyō shite minakute wa naranai. Iyoku dake de wa jūbun de wa nai, yahari kōdō shite miru shika nai.
“Knowing is not enough, we must apply. Willing is not enough, we must do.”
„Es ist nicht genug zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun.“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832)

Nón satis ést cognóscere rérum natúram. Decét nos
íntelligénter utí quáe mente cóncepimús.
(Distichon von Dr. Thomas Vielhaber)

Wer viel spricht, handelt wenig.

「多弁能なし」
Taben nō nashi
Große Worte und nichts dahinter.
Viele Worte, wenig Taten.
Wer viel spricht, handelt wenig.
[William Shakespeare, Richard III., 1. Akt, 3. Szene]

「多弁能なし」
Taben nō nashi
Great talkers are little doers.
A barking dog is never a good hunter.
Talkers are no good doers.
[William Shakespeare, Richard III, Act 1, Scene 3]

Anmerkung
Die deutsche Übersetzung des Shakespeare-Zitats “Talkers are no good doers.” = „Wer viel spricht, handelt wenig.“ [First Murderer: Tush! / Fear not, my lord, we will not stand to prate; / Talkers are no good doers: be assured / We come to use our hands and not our tongues.] stammt aus: Englisch-Deutsches und Deutsch-Englisches Wörterbuch von Newton Ivory Lucas, ordentlichem Lehrer an der Hauptschule zu Bremen. In zwei Bänden. Band I. Englisch-Deutsch. Zweite Abtheilung. L – Z. Bremen: C. Schünemann’s Verlag|London: Longman, Brown, Green and Longmans, 1856, S. 1740.

Ein Unglück kommt selten allein. [1]

「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Unglück, Pech und Unfälle fallen gern zusammen.
Unglück tritt nicht selten gehäuft auf.
Nach einem Mißgeschick kommt fast immer auch ein zweites Mißgeschick.
Das Elend kommt öfters auf drei Tage zu Besuch und bleibt gleich für hundert Jahre da.
„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“ (Jürgen Wegmann)
Ein Unglück kommt selten allein.

「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Misfortune seldom comes alone.
Misfortune never comes alone.
Misfortunes never come singly.
Troubles never come singly.
When it rains, it pours.
It never rains but it pours.

Alles, was schiefgehen kann

「失敗する可能性のあるものは、失敗する。」(マーフィーの法則)
Shippai suru kanōsei no aru mono wa, shippai suru.
“Anything that can go wrong will go wrong.” (Murphy’s Law)
„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ (Murphys Gesetz)

Der Kopf einer Sardine oder der Schwanz einer Meerbrasse

鶏口となるも牛後となるなかれ
Keikō to naru mo gyūgo to naru nakare
Lieber der Schnabel eines Huhns als der Schwanz eines Ochsen sein.
„Mallem hic primus esse quam Romae secundus.“ (Gaius Julius Caesar, 100–44 v.u.Z.)
„Lieber der Erste hier als der Zweite in Rom.“
Lieber der Erste im Dorf als der Zweite in der Stadt!

鶏口となるも牛後となるなかれ
Keikō to naru mo gyūgo to naru nakare
Better be the head of a chicken than the tail of an ox.
Better be the head of a dog than the tail of a lion.
“I would rather be first here than second at Rome.”
Better be first in a village than second in the capital.

Anmerkung
Neben „Lieber der Schnabel eines Huhns als der Schwanz eines Ochsen sein.“ [鶏口となるも牛後となるなかれ Keikō to naru mo gyūgo to naru nakare] gibt es in der japanischen Gegenwartssprache eine Reihe von synonymen sprichwörtlichen Redensarten, wie zum Beispiel: „Selbst bei den Saatkartoffeln ist eine Mutterknolle eine Mutterknolle.“ [Imogashira de mo kashira wa kashira 芋頭でも頭は頭], „Lieber der Kopf eines kleinen Vogels als der Schwanz eines großen Vogels.“ [Ōtori no o yori kotori no kashira 大鳥の尾より小鳥の頭] und „Lieber der Kopf einer Sardine als der Schwanz einer Meerbrasse.“ [Tai no o yori iwashi no kashira 鯛の尾より鰯の頭]. Der Ausspruch existiert in Japan sowie in China auch als kompaktes Vier-Schriftzeichen-Kompositum. Auf Japanisch keikō gyūgo [鶏口牛後] und auf Chinesisch jī kǒu niú hòu [Kurzzeichen 鸡口牛后, Langzeichen 鶏口牛後], wörtlich etwa „Hühnerschnabel und Ochsenhintern“ im Sinne von „Lieber der Schnabel eines Geflügels als das Hinterteil eines Ochsen.“ [ch. “宁为鸡口,无为牛后” níngwéi jīkǒu, wúwéi niúhòu, Langzeichen: “寧為雞口,无無為後”]. In der Gegenwart würde man diese länder- und kulturübergreifend insbesondere Entrepreneuren und Leadern zugeschriebene Geisteshaltung möglicherweise wie folgt übersetzen: „Lieber der unumschränkte Chef einer kleineren Gruppe als Befehlsempfänger in einer größeren Organisation sein!“

Der Ausspruch Caesars „Lieber der Erste hier als der Zweite in Rom.“ [„Mallem hic primus esse quam Romae secundus.“] stammt aus einer Parallelbiographie von Plutarch (ca. 46–125 n.u.Z.) über Gaius Julius Caesar (100–44 v.u.Z.) und Alexander den Großen (356–323 v.u.Z.) und ist daher auf Altgriechisch überliefert [„παρὰ τούτοις εἶναι μᾶλλον πρῶτος ἢ παρὰ Ῥωμαίοις δεύτερος.“]. Plutarch pflegte in seinen biographischen Schriften einen anekdotischem Stil und stellte darin die individuellen Denkweisen, Stimmungen und Leidenschaften großer Männer vor. Caesar soll den Ausspruch im Jahr 61 v.u.Z. gegenüber seinen Begleitern in der Nähe eines alpinen Dorfes auf dem Weg von Gallien zur Iberischen Halbinsel getätigt haben. Eine englische Übersetzung findet sich in Plutarchus (1914): Plutarch’s Lives. In eleven volumes. With an English translation by Bernadotte Perrin. Volume 7: Demosthenes and Cicero. Alexander and Caesar. Cambridge, MA: Harvard University Press. London: William Heinemann, S. 469.

Das Alter

年齢は特に面白い主題ではない。
Nenrei wa toku ni omoshiroi shudai de wa nai.
誰だって年を取るのだから。
Dare datte toshi o toru no da kara.
誰もがしなければならないことはただ充分長く生きるということだ。(グルーチョ・マルクス)
Dare mo ga shinakereba naranai koto wa tada jūbun nagaku ikiru to iu koto da.
„Age is not a particularly interesting subject. Anyone can get old. All you have to do is live long enough.“
„Alter ist kein besonders interessantes Thema. Jeder kann alt werden. Man muss nur lang genug leben.“
(Groucho Marx, 1890–1977)

Goldene Regel [1]

「他人にしてもらいたいと思うような行為をせよ」
Tanin ni shite moraitai to omou yō na kōi o seyo
Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.

「他人にしてもらいたいと思うような行為をせよ」
Tanin ni shite moraitai to omou yō na kōi o seyo
One should treat others as one would like others to treat oneself.
One should not treat others in ways that one would not like to be treated.

Anmerkung
Für Europäer war die „Goldene Regel“ kein Reim und stammte aus der Bibel, nämlich aus der Bergpredigt von Jesus (Evangelium des Matthäus, Kapitel 7, Vers 12). Die Herkunft des ethischen und philosophischen Gehalts der Goldenen Regel (lat. regula aurea) wird tatsächlich einer Reihe von Autoren und philosophischen Richtungen aus unterschiedlichen Erdregionen zugeschrieben. Einer davon ist ein chinesischer Gelehrter. Konfuzius (ca. 551 v.u.Z. bis ca. 479 v.u.Z.), im chinesischen Original 孔子 [Kǒngzǐ, etwa „Meister Kong“, jp. Kōshi], führte den Eigennamen Kǒng Qiū 孔丘 und besaß zwei Nachnamen, von denen 子 [Zi] die Ahnenlinie und 孔 [Kong] den Familienzweig markierte. Möglicherweise wurde er von seinen Schülern schlicht mit 子 [Zi, etwa „Meister“] angesprochen. In der Literatur tauchen zahlreiche Namen und Titel auf, die ihm häufig posthum verliehen wurden. Die von europäischen Missionaren wie dem italienischen Jesuiten Matteo Ricci (1552–1610) später verbreitete latinisierte Form „Confucius“ stammt von der honorativen Bezeichnung Kǒng Fūzǐ [孔夫子, etwa „Großmeister Kong“]. Seine Fassung der Goldenen Regel stammt aus Kapitel 15, Vers 23 des Lún Yǔ 論語 [Kurzzeichen 论语, deutsch „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“], einem Klassiker der konfuzianischen Literatur:

「己所不欲,勿施於人」
jǐ suǒ bú yù, wù shī yú rén
»Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.«
(Übersetzung Richard Wilhelm)