Erfinder der Trockenbatterie: Sakizō Yai

Außerhalb Japans ist wenig bekannt, daß der Erfinder der weltweit ersten Trockenbatterie [engl. dry battery, jp. kandenchi 乾電池] nicht der Deutsche Carl Gassner (1855–1942) und auch nicht der Däne Wilhelm Hellesen (1836–1892), sondern der japanische Autodidakt und Erfinder Sakizō Yai 屋井先蔵 (1864–1927) war, weil er wegen Geldarmut die Gebühren für die Patentanmeldung nicht bezahlen konnte und ihm das Know-how fehlte, wie man sie eventuell hätte vermeiden können.

Yai wurde gegen Ende der Edo-Zeit (1603–1868), der japanischen Frühmoderne, in Nagaoka in der Präfektur Niigata (damals Provinz Echigo) am Japanischen Meer (Nihonkai) als Sohn eines niederrangigen Samurai mit einem jährlichen Reiseinkommen von 300 Koku (1 Koku = ca. 180 Liter) geboren. Sein wichtigstes väterliches Erbe für seine späteren Erfindungen war möglicherweise wissenschaftliche Neugierde und eiserne Disziplin. Er war sechs Jahre alt, als sein Vater verstarb und wurde von seinem Onkel adoptiert. Mit 13 Jahren begann er eine Lehre in einer Uhrenwerkstatt, konnte seine Lehrzeit zunächst wegen Krankheit jedoch nicht vollenden und mußte deshalb in seinen Heimatort zurückkehren.

Nach später vollendeter Lehrvertragszeit legte er zweimal erfolglos die Aufnahmeprüfung ab für die 1881 gegründete Gewerbliche Schule Tokyo [Tōkyō Shokkō Gakkō 東京職工学校, später Tōkyō Kōtō Kōgyō Gakkō 東京高等工業学校, Nachfolgeorganisation war das Tokyo Institute of Technology (Tōkyō Kōgyō Daigaku 東京工業大学)]. Aus formalen Gründen wie Alterbegrenzungsvorschriften mußte er die Verfolgung seines Wunsches, an einer Höheren Technischen Schule zu studieren, aufgeben. In den folgenden drei Jahren forschte er ohne Stipendium und ohne Mäzen auf eigene Rechnung und eigenes Risiko an ständig in Bewegung bleibenden Geräten [jp. eikyū jidōki 永久自動機] und interessierte sich vornehmlich für Phänomene mit ruhender oder bewegter elektrischer Ladung.

Im Alter von 23 Jahren erfand Yai eine konstante elektrische Uhr [engl. continuous electric clock, jp. renzoku denki dokei 連続電気時計]. Seine Patentanmeldung Nr. 1205 war 1891 die erste in Japan zum Bereich der Elektrizität. In der Uhr war ein Daniell-Element aus einer Zink- und einer Kupfer-Halbzelle verbaut. Im Winter fror die Flüssigkeit der Naßzelle bei Minustemperaturen ein und machte die Uhr störungsanfällig. Yai machte sich daran, dieses Problem zu lösen und setzte sich das Ziel, eine Trockenbatterie zu entwickeln. Yai ging am Tage als Arbeiter dem Gelderwerb nach, arbeitete nachts als Erfinder und gönnte sich über Jahre hinweg nur drei, vier Stunden Schlaf pro Tag.

Er hatte das Glück, Assistent in einem Labor der privaten Tokyoter Akademie für Physik [The Tokyo Academy of Physics, später Science University of Tokyo, jp. Tōkyō Butsuri Gakkō 東京物理学校] zu werden, die 1881 von ein bis zwei Dutzend Physik-Absolventen der staatlichen Kaiserlichen Universität zu Tokyo [Tōkyō Teikoku Daigaku 東京帝国大学, heute The University of Tokyo, Tōkyō Daigaku 東京大学] gegründet worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Science University of Tokyo im Jahr 1949 in Kagurazaka im Tokyoter Stadtbezirk Shinjuku in Tokyo University of Science [Tōkyō Rika Daigaku 東京理科大学] umbenannt und reorganisiert und existiert bis heute unter dieser Bezeichnung.

Yai war ein Pionier für die Kooperation zwischen Industrie und Forschung [sangaku kyōdō 産学協同] und tauschte sich oft mit Wissenschaftlern seines Labors aus, um Probleme bei der Entwicklung der Trockenbatterie zu diskutieren. So liefen häufig Chemikalien aus dem Pluspol, und unedle Metalle korrodierten und wurden unbrauchbar. Yai versuchte einen Graphitstab mit Paraffin zu imprägnieren und experimentierte so lange, bis er erfolgreich war. Es war jedoch nicht Yai, sondern Ichizaburō Takahashi 高橋市三郎, der die Trockenbatterie in Japan als Patent anmeldete (Patent Nr. 2086).

Außer Yai haben der oben erwähnte deutsche Arzt und Erfinder Gassner und der dänische Erfinder und Industrielle Hellesen unabhängig voneinander ebenfalls eine Trockenbatterie entwickelt und jeweils in ihrem Land als Patent angemeldet. Beide benutzten 1885/86 nasse Leclanché-Zellen für die Entwicklung ihrer jeweiligen Trockenbatterie. Gassner experimentierte bei einem Uhrmacher und benutzte in Türklingeln Gips als poröses Bindemittel für die Leclanché-Zellen, die oft austrockneten, und fügte wasseranziehende Chemikalien hinzu. Ein weiteres Anwendungsgebiet für die Trockenbatterie wurde die Telegrafie. Gassner meldete seine Trockenbatterie 1886 als Patent Nr. 37758 in Deutschland an, später auch in Österreich-Ungarn, Belgien, Frankreich und England. Er erwarb 1887 in den USA ein Patent für seine Erfindung unter der Nr. 373064 und errichtete in Frankfurt am Main eine Batteriefabrik. Er wurde innerhalb kurzer Zeit wohlhabend, weil seine Trockenbatterien zum Beispiel reichsweit in Türklingeln zur Anwendung kamen.

Yai hatte anfangs für seine Trockenbatterie noch keine Anwendung, in denen er sie gewinnbringend hätte veräußern können. Im Jahr 1891 heiratete er. Die Yai-Trockenbatterie wurde schließlich für die Weltausstellung in Chicago (01.05.–30.10.1893) in einem Seismographen der Kaiserlichen Universität zu Tokyo verbaut. Nach dem Ende der Weltausstellung bemühte sich das United States National Museum (später: Smithsonian Institution) erfolgreich um das japanische Exponat.

Im ersten Chinesisch-Japanischen Krieg (1894–1895) wurde Yais Trockenbatterie in der Mandschurei vom japanischen Militär eingesetzt und in einem japanischen Extrablatt in den höchsten Tönen gelobt [Manshū de no shōri wa hitoe ni kandenchi ni yoru mono 「満州での勝利はひとえに乾電池によるもの」]. Die Journalisten behandelten das Thema am nächsten Tag erneut und stellten den Namen des japanischen Erfinders in den Mittelpunkt ihrer Kriegsberichterstattung. So wurde Yai landesweit bekannt.

Er gründete 1910 die Yai-Trockenbatterie-Kommanditgesellschaft [Gōshi Gaisha Yai Kandenchi 合資会社屋井乾電池] und wählte als Standort für den Vertrieb Nishiki im Tokyoter Stadtbezirk Kanda. Die Produktion wurde im Tokyoter Stadtbezirk Asakusa (später Taitō) in Kamiyoshi-chō aufgebaut. Yais Batteriefabrik entwickelte sich mit einem Output von 200.000 Stück pro Jahr bis 1921 zur größten des Landes, weshalb er auch als „Trockenbatterie-König“ [kandenchi-ō 乾電池王] apostrophiert wurde.

Am 1. September 1923 machte um 11:58 Uhr das Große Kantō-Erdbeben [Kantō Daishinsai 関東大震災] seine Batteriefabrik mit einer Oberflächenwellen-Magnitude von 7,9 dem Erdboden gleich. Die Fabrik wurde in Kawasaki zwischen Tōkyō und Yokohama wieder aufgebaut. Yais Trockenbatterien verkauften sich nicht nur innerhalb Japans gut, sondern wurden auch exportiert. Eine unglückliche Koinzidenz aus Magenkrebs und akuter Lungenentzündung überlebte der chronisch überarbeitete 63-jährige Yai nicht. Ohne eigenen Nachfolger wurde sein Erbe nach einigen Jahren von der Konkurrenz übernommen. Im Jahr 1950 verschwand schließlich auch sein Name aus dem Verzeichnis japanischer Unternehmen.

Quelle: Denchi Kōgyōkai 電池工業会 [Battery Association of Japan].

Deutschland und Japan kooperieren in der Batterieforschung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Entwicklungsorganisation für Neue Energien und Industrietechnik [New Energy and Industrial Technology Development Organization, NEDO, jp. Shin Enerugī Sangyō Gijutsu Sōgō Kaihatsu Kikō 新エネルギー・産業技術総合開発機構] im Zuständigkeitsbereich des japanischen Wirtschaftsministeriums haben am 24. Mai 2017 eine gemeinsame Absichtserklärung zur Batterieforschung unterzeichnet.

Batterien sind zentraler Bestandteil von Elektrofahrzeugen (Elektromobilität) und -werkzeugen. Viele Bereiche, wie zum Beispiel die Logistik, die Unterhaltungselektronik und die Medizintechnik benötigen leistungsfähige Batterien. Die „vorwettbewerbliche Forschung“ [engl. precompetitive research, jp. zenkyōsōteki kenkyū 前競争的研究] und Kooperation auf dem Gebiet der Sekundärzellentechnik umfaßt vor allem den Informationsaustausch und den Austausch von Forschern und sieht die Förderung gemeinschaftlicher Forschungsprojekte zwischen Japan und Deutschland vor. Beide Länder wollen in der Batterieforschung Kräfte bündeln und Synergieeffekte zum beiderseitigen Vorteil kreieren. Projektpartner sind auf japanischer Seite die staatliche Universität Kyoto [Kyoto University, jp. Kyōto Daigaku 京都大学] und auf deutscher Seite die Justus-Liebig-Universität Gießen und das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal, Baden-Württemberg. Die ersten Forschungsthemen sind Zink-Sauerstoff-Batterien mit Ionenaustausch-Membran als Post-Lithiumionen-Technologie und kostengünstige Energiespeicher. Weitere gemeinsame Projekte sind geplant.

Zwischen 2010 und 2016 haben bereits vier wissenschaftliche Workshops zur Elektromobilität und zur Energiespeicherung der nächsten Generation stattgefunden. Dadurch haben sich die Beziehungen zwischen dem BMBF und der NEDO und den beteiligten Forschern vertieft. Die vier Workshops fanden 2010 in der NEDO-Zentrale in Kawasaki, 2013 in Münster, 2015 an der Universität Waseda [Waseda University, jp. Waseda Daigaku 早稲田大学] und 2016 in Ulm statt. Ein fünfter wissenschaftlicher Workshop wird im September in Osaka stattfinden und den Start zweier weiterer gemeinsamer Projekte einläuten.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und sein japanisches Pendant, das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie [Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT, jp. Monbu Kagakushō 文部科学省], sowie die dem MEXT untergeordneten Förderorganisationen Japan Science and Technology Agency [JST, jp. Kagaku Gijutsu Shinkō Kinkō 科学技術振興機構] und die Japan Society for the Promotion of Science [JSPS, jp. Nihon Gakujutsu Shinkōkai 日本学術振興会] arbeiten auf der Grundlage eines Regierungsabkommens über die Zusammenarbeit auf wissenschaftlich-technologischem Gebiet von 1974 seit mehr als vier Jahrzehnten zusammen und tauschen sich regelmäßig aus, um ihre Kooperationen kontinuierlich neu auszurichten und aktuelle Schwerpunkte gemeinsamer Aktivitäten zu bestimmen.

Laut Pressemitteilung hat das BMBF die Batterieforschung in Deutschland seit 2008 mit rund 400 Millionen Euro gefördert und neu ausgerichtet. Deutschland zählt sich mit zur Weltspitze in der Grundlagenforschung bei „Batteriematerialien und -zellsystemen, Leistungselektronik für Batteriemanagementsysteme und Fertigungsprozessen.“ (BMBF-Pressemitteilung 052/2017)

Quellen: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); japanisches Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie [Ministry of Economy, Trade and Industry, METI, jp. Keizai Sangyōshō 経済産業省, kurz Keisanshō 経産省]; japanische Entwicklungsorganisation für Neue Energien und Industrietechnik [engl. New Energy and Industrial Technology Development Organization, NEDO, jp. Shin Enerugī Sangyō Gijutsu Sōgō Kaihatsu Kikō 新エネルギー・産業技術総合開発機構].