Der Geschmack einer Birne

「梨の味を知りたければ、梨を変革して、
自分で食べてみなければならない」
Nashi no aji o shiritakereba, nashi o henkaku shite,
jibun de tabete minakereba naranai. [J]
„Willst du den Geschmack einer Birne kennenlernen, mußt du sie verändern, das heißt, in deinem Mund zerkauen.“ (Mao Zedong, Juli 1937)

“你要知道梨子的滋味,
你就得变革梨子,亲口吃一吃”
Nǐ yào zhīdào lízi de zīwèi,
nǐ jiù děi biàngé lízi, qīn kǒu chī yī chī. [C]
“If you want to know the taste of a pear, you must change it, that is, you must chew it in your mouth.”

Quelle: Mao Zedong, Über die Praxis. Über den Zusammenhang von Erkenntnis und Praxis, von Wissen und Handeln, Juli 1937. Chinesisch: Shíjiànlùn 《實踐論》. Japanisch: Jissenron 『実践論』.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [2]

因果応報
inga ōhō
Die Saat entspricht der Ernte.
Ut sementem feceris, ita metes.
Wie du die Saat gemacht hast, so wirst du ernten.
Wie die Saat, so die Ernte.
Wie du mir, so ich dir.
Alle Missetaten rächen sich früher oder später.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

因果応報
inga ōhō
You reap what you sow.
You harvest what you sow.
Ut sementem feceris, ita metes.
As you sow, so you shall reap.
Who spits against heaven [the wind], it falls in his/her face.
An ill life, an ill end.
As you make your bed, so you must lie on it.
What goes around, comes around.

Anmerkung
Ursprünglich wurde das Vier-Schriftzeichen-Kompositum inga ōhō im Sinne von Lohn und Strafe für gute und böse Taten verwendet. Heutzutage wird es in Japan häufig mit der Bedeutung von Vergeltung für böse Taten – Handlungen sowie Gedanken – verwendet.

Das Unerwartete tritt ein.

一寸先は闇
Issun saki wa yami
Ein Zoll weiter ist Finsternis.
Selbst die unmittelbare Zukunft kennt niemand.
Das Unerwartete geschieht immer.
Das Unerwartete tritt ein.

一寸先は闇
Issun saki wa yami
Darkness lies one inch ahead.
No one knows what the future holds.
Life is full of uncertainties.
The unexpected always happens.

Anmerkung
Dieses Sprichwort steht auf der 1. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Kyoto (Kyoto Iroha Karuta), der früheren Hauptstadt Japans. Nach dem traditionellen japanischen System für Volumina, Massen, Längen und Flächen (shakkanhō) entspricht 1 Sun [issun 一寸] etwa 3,03 Zentimetern. Dieses Einheitensystem galt bis 1921 und wurde 1959 durch das metrische System abgelöst.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [1]

鐘も撞木の当たりよう
Kane mo shumoku no atari yō
Die Glocke klingt, wie der hölzerne Glockenschlegel angeschlagen hat.
Ut sementem feceris, ita metes.
Wie du die Saat gemacht hast, so wirst du ernten.
Man erntet, was man sät.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

鐘も撞木の当たりがら
Kane mo shumoku no atari gara
The bell sounds like the stroke of the wooden bell hammer.
Ut sementem feceris, ita metes.
As you sow, so you shall reap.
What goes around, comes around.

Anmerkung
Buddhistische Tempelglocken [jp. bonshō 梵鐘, auch genannt: tsurigane 釣り鐘 (Hängeglocken) oder ōgane 大鐘 (große Glocken)] haben keinen Klöppel. Sie werden durch ein waagerecht schwingendes Holz, das einen metallenen Kopf hat, von außen angeschlagen.

Nach alter buddhistischer (und daoistischer) liturgischer Auffassung haben sich Glocken auf der Ostseite und Trommeln auf der Westseite zu befinden. Im naturphilosophischen Glauben Ostasiens steht im Rahmen der polar einander entgegengesetzten und dennoch aufeinander bezogenen Kräfte oder Prinzipien die Ostseite für das weiße Yang (sonnenhaft-hell, feurig-heiß, hart, männlich, aktiv, Bewegung) und die Westseite für das schwarze Yin (mondhaft-dunkel, kalt, weich, weiblich, passiv, Ruhe).

Die obige sprichwörtliche Redensart wird in der Umgangssprache nicht selten als Gleichnis auf das Geschlechterverhältnis bezogen: Zwischen (Ehe-) Mann und (Ehe-) Frau geht es je nach Partner oder Partnerin gut oder schlecht. Die wörtliche Fassung von „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es (wieder) heraus.“ findet in Japan keine Verwendung und sollte nur zur Erklärung der Bedeutung des deutschen Sprichwortes gegenüber japanischen Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern benutzt werden:
「森の中へ叫んだ通りに木霊が返ってくる。」[意訳]
Mori no naka e sakenda tōri ni kodama ga kaette kuru

Liebe und Husten

恋と咳とは隠されぬ
Koi to seki to wa kakusarenu
Liebe und Husten lassen sich nicht verbergen.
Die Liebe überwindet alles.

恋と咳とは隠されぬ
Koi to seki to wa kakusarenu
Love and cough cannot be hidden.
Love conquers all.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

命あっての物種
Inochi atte no monodane
Leben ist die Grundvoraussetzung für alle weiteren Dinge.
Es gibt ein Mittel gegen alles, außer gegen den Tod.
Dum spiro, spero. (Cicero)
Solange ich atme, hoffe ich.
Solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

命あっての物種
Inochi atte no monodane
There is a remedy for everything except death.
Dum spiro, spero. (Cicero)
While I breathe, I hope.
While there’s life, there’s hope.
Hope is the last thing to die.
Hope dies last.

Vatertag in Japan

父の日
Chichi no Hi [J]
父亲节 / 父親節
Fùqīnjié [C]
아버지날
Abeojinal [K]
Father’s Day
Vatertag

In Japan ist der Vatertag [Chichi no Hi 父の日] – in Deutschland am 40. Tag nach Ostern an Christi Himmelfahrt begangen – kein gesetzlicher Feiertag und wird, wie in der Volksrepublik China, am dritten Sonntag im Juni gefeiert. In der Republik China (Taiwan) begeht man den Vatertag am 8. August, weil die „Acht“ im Chinesischen [八] ausgesprochen wird und der achte Tag des achten Monats in Kurzform baba heißt, was zugleich der chinesischen Aussprache für „Vater“ [bàba 爸爸] ähnelt. Die 8 gilt zugleich als Glückszahl, wie die Wahl des Datums und der Uhrzeit für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Beijing im Jahr 2008 zeigt. In Südkorea gibt es keinen „Vatertag“, aber einen „Kindertag“ [Eorininal 어린이날] am 5. Mai, der – wie der japanische „Kindertag“ [Kodomo no Hi こどもの日] – ein gesetzlicher Feiertag ist, sowie einen nicht gesetzlichen „Elterntag“ am 8. Mai. In Japan fällt der „Kindertag“ in die „Golden Week“, in der am 3. Mai auch der „Verfassungstag“ [Kenpō Kinenbi 憲法記念日] und am 4. Mai der „Tag des Grüns“ [Midori no Hi 緑の日], beide gesetzliche Feiertage, begangen werden.

Für die landesweite Einführung des Vatertages im gesellschaftlichen Leben hat in Japan vermutlich der frühere Vorstandsvorsitzende des japanischen Branchenverbandes für Herrenmode (engl. The Men’s Fashion Unity, jp. Nihon Menzu Fashon Kyōkai) am meisten getan. Er kam 1980 von einer Konferenz aus den Vereinigten Staaten von Amerika zurück nach Japan mit einer Idee zur Gründung eines Father’s Day Council, Japan (FDC, Nihon Fāzāzu Dei Iinkai). Im Jahr 1981 rief er mit Hilfe seines Verbandes und einer Reihe von großen Kaufhausketten den FDC tatsächlich ins Leben und führte 1982 am Vatertag erstmals landesweit die „Kampagne Gelbe Schleife“ [Chichi no Hi Kiiroi Ribon Kyanpēn 「父の日黄色いリボンキャンペーン」] durch. Seitdem wird alljährlich ein Preis für den „besten Vater“ [Besuto Fāzā 「ベスト・ファーザー」] des abgelaufenen Jahres vergeben. Ziel der Kampagne ist es, das traditionell im Allgemeinen eher nicht so positive Image der Väter in Japan zu berichtigen. Eine festtagsbedingte Erhöhung des Absatzes von Blumen und japanischem Reiswein (Nihonshu) wird von den Organisatoren vermutlich nicht ungern gesehen.

Das Glas ist halb leer.

「コップにもう半分しか入っていない」
Koppu ni mō hanbun shika haitte inai
The glass is half-empty.
Das Glas ist halb leer.

Wer mich liebt, liebt auch meinen Hund.

愛屋及烏
aioku kyūu [J]
愛及屋烏
aikyū okuu [J]
屋烏之愛
okuu noai [J]
爱屋及乌
àiwū jíwū [C]
愛屋及烏
àiwū jíwū [C]
Liebe für jemanden schließt auch den Raben auf seinem Hausdach ein.
Wer jemanden liebt, liebt alles an ihm/ihr.
Wenn man jemanden richtig liebt, liebt man alles an ihm/ihr.
Love me, love my dog.
Qui m’aime, aime aussi mon chien.
Wer mich liebt, liebt auch meinen Hund.