Hier werden in loser Folge Nachrichten und Kommentare zu Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Politik, Gesellschaft, Geschichte und Kultur Japans vorgestellt. Darüber hinaus kommen Sprichwörter, Redensarten und mehr oder weniger bekannte Aussprüche zur Veröffentlichung.
Ein Unglück kommt selten allein. [1]
「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Unglück, Pech und Unfälle fallen gern zusammen.
Unglück tritt nicht selten gehäuft auf.
Nach einem Mißgeschick kommt fast immer auch ein zweites Mißgeschick.
Das Elend kommt öfters auf drei Tage zu Besuch und bleibt gleich für hundert Jahre da.
„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“ (Jürgen Wegmann)
Ein Unglück kommt selten allein.
「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Misfortune seldom comes alone.
Misfortune never comes alone.
Misfortunes never come singly.
Troubles never come singly.
When it rains, it pours.
It never rains but it pours.
Alles, was schiefgehen kann
「失敗する可能性のあるものは、失敗する。」(マーフィーの法則)
Shippai suru kanōsei no aru mono wa, shippai suru.
“Anything that can go wrong will go wrong.” (Murphy’s Law)
„Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ (Murphys Gesetz)
Der Kopf einer Sardine oder der Schwanz einer Meerbrasse
鶏口となるも牛後となるなかれ
Keikō to naru mo gyūgo to naru nakare
Lieber der Schnabel eines Huhns als der Schwanz eines Ochsen sein.
„Mallem hic primus esse quam Romae secundus.“ (Gaius Julius Caesar, 100–44 v.u.Z.)
„Lieber der Erste hier als der Zweite in Rom.“
Lieber der Erste im Dorf als der Zweite in der Stadt!
鶏口となるも牛後となるなかれ
Keikō to naru mo gyūgo to naru nakare
Better be the head of a chicken than the tail of an ox.
Better be the head of a dog than the tail of a lion.
“I would rather be first here than second at Rome.”
Better be first in a village than second in the capital.
Anmerkung
Neben „Lieber der Schnabel eines Huhns als der Schwanz eines Ochsen sein.“ [鶏口となるも牛後となるなかれ Keikō to naru mo gyūgo to naru nakare] gibt es in der japanischen Gegenwartssprache eine Reihe von synonymen sprichwörtlichen Redensarten, wie zum Beispiel: „Selbst bei den Saatkartoffeln ist eine Mutterknolle eine Mutterknolle.“ [Imogashira de mo kashira wa kashira 芋頭でも頭は頭], „Lieber der Kopf eines kleinen Vogels als der Schwanz eines großen Vogels.“ [Ōtori no o yori kotori no kashira 大鳥の尾より小鳥の頭] und „Lieber der Kopf einer Sardine als der Schwanz einer Meerbrasse.“ [Tai no o yori iwashi no kashira 鯛の尾より鰯の頭]. Der Ausspruch existiert in Japan sowie in China auch als kompaktes Vier-Schriftzeichen-Kompositum. Auf Japanisch keikō gyūgo [鶏口牛後] und auf Chinesisch jī kǒu niú hòu [Kurzzeichen 鸡口牛后, Langzeichen 鶏口牛後], wörtlich etwa „Hühnerschnabel und Ochsenhintern“ im Sinne von „Lieber der Schnabel eines Geflügels als das Hinterteil eines Ochsen.“ [ch. “宁为鸡口,无为牛后” níngwéi jīkǒu, wúwéi niúhòu, Langzeichen: “寧為雞口,无無為後”]. In der Gegenwart würde man diese länder- und kulturübergreifend insbesondere Entrepreneuren und Leadern zugeschriebene Geisteshaltung möglicherweise wie folgt übersetzen: „Lieber der unumschränkte Chef einer kleineren Gruppe als Befehlsempfänger in einer größeren Organisation sein!“
Der Ausspruch Caesars „Lieber der Erste hier als der Zweite in Rom.“ [„Mallem hic primus esse quam Romae secundus.“] stammt aus einer Parallelbiographie von Plutarch (ca. 46–125 n.u.Z.) über Gaius Julius Caesar (100–44 v.u.Z.) und Alexander den Großen (356–323 v.u.Z.) und ist daher auf Altgriechisch überliefert [„παρὰ τούτοις εἶναι μᾶλλον πρῶτος ἢ παρὰ Ῥωμαίοις δεύτερος.“]. Plutarch pflegte in seinen biographischen Schriften einen anekdotischem Stil und stellte darin die individuellen Denkweisen, Stimmungen und Leidenschaften großer Männer vor. Caesar soll den Ausspruch im Jahr 61 v.u.Z. gegenüber seinen Begleitern in der Nähe eines alpinen Dorfes auf dem Weg von Gallien zur Iberischen Halbinsel getätigt haben. Eine englische Übersetzung findet sich in Plutarchus (1914): Plutarch’s Lives. In eleven volumes. With an English translation by Bernadotte Perrin. Volume 7: Demosthenes and Cicero. Alexander and Caesar. Cambridge, MA: Harvard University Press. London: William Heinemann, S. 469.
Das Alter
年齢は特に面白い主題ではない。
Nenrei wa toku ni omoshiroi shudai de wa nai.
誰だって年を取るのだから。
Dare datte toshi o toru no da kara.
誰もがしなければならないことはただ充分長く生きるということだ。(グルーチョ・マルクス)
Dare mo ga shinakereba naranai koto wa tada jūbun nagaku ikiru to iu koto da.
„Age is not a particularly interesting subject. Anyone can get old. All you have to do is live long enough.“
„Alter ist kein besonders interessantes Thema. Jeder kann alt werden. Man muss nur lang genug leben.“
(Groucho Marx, 1890–1977)
Die Katze lässt das Mausen nicht.
噛む馬はしまいまで噛む
Kamu uma wa shimai made kamu
Ein bissiger Gaul bleibt bis zuletzt ein bissiger Gaul.
Schlechte Gewohnheiten und einen schlechten Charakter legt man nicht so leicht ab.
Die Katze lässt das Mausen nicht.
噛む馬はしまいまで噛む
Kamu uma wa shimai made kamu
The leopard cannot change his spots.
The spirit of a three year old lasts a hundred years.
Child is the father of the man.
Anmerkung
Zugegebenermaßen lassen sich Laster nicht leicht ablegen. Die synonyme japanische sprichwörtliche Redensart 「三つ子の魂百まで」 Mitsugo no tamashii hyaku made bedeutet in etwa „Der Geist eines dreijährigen Kindes wandelt sich bis zum Zentenarium nicht.“ und entspricht in etwa auch den älteren deutschen Redensarten „Art läßt nicht von Art.“ und „Die Krähe läßt ihr Hüpfen nicht.“ Horaz soll gesagt haben: „Du kannst die Natur mit der Mistgabel vertreiben, trotzdem wird sie immer wieder kommen!“ [Naturam expelles furca, tamen usque re-curret!] Seneca soll ihm später bedeutungsschwer beigepflichtet haben: „Es ist freilich schwierig, seinen Charakter zu ändern.“ [Naturam quidem mutare difficile est.]
Wenn Schnecken an Schnecken lecken
ドイツの早口言葉:
「カタツムリはカタツムリをなめると驚く。というのは驚くことにカタツムリの多くはおいしくないからだ。」
Katatsumuri wa katatsumuri o nameru to odoroku. To iu no wa odoroku koto ni katatsumuri no ōku wa oishikunai kara da.
German Tongue Twister:
Snails get frightened
When snails lick snails
Because to the dismay of many snails
Snails don’t taste good
Deutscher Zungenbrecher:
Schnecken erschrecken,
wenn Schnecken an Schnecken lecken,
weil zum Schrecken vieler Schnecken
Schnecken nicht schmecken.
Goldene Regel [1]
「他人にしてもらいたいと思うような行為をせよ」
Tanin ni shite moraitai to omou yō na kōi o seyo
Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
「他人にしてもらいたいと思うような行為をせよ」
Tanin ni shite moraitai to omou yō na kōi o seyo
One should treat others as one would like others to treat oneself.
One should not treat others in ways that one would not like to be treated.
Anmerkung
Für Europäer war die „Goldene Regel“ kein Reim und stammte aus der Bibel, nämlich aus der Bergpredigt von Jesus (Evangelium des Matthäus, Kapitel 7, Vers 12). Die Herkunft des ethischen und philosophischen Gehalts der Goldenen Regel (lat. regula aurea) wird tatsächlich einer Reihe von Autoren und philosophischen Richtungen aus unterschiedlichen Erdregionen zugeschrieben. Einer davon ist ein chinesischer Gelehrter. Konfuzius (ca. 551 v.u.Z. bis ca. 479 v.u.Z.), im chinesischen Original 孔子 [Kǒngzǐ, etwa „Meister Kong“, jp. Kōshi], führte den Eigennamen Kǒng Qiū 孔丘 und besaß zwei Nachnamen, von denen 子 [Zi] die Ahnenlinie und 孔 [Kong] den Familienzweig markierte. Möglicherweise wurde er von seinen Schülern schlicht mit 子 [Zi, etwa „Meister“] angesprochen. In der Literatur tauchen zahlreiche Namen und Titel auf, die ihm häufig posthum verliehen wurden. Die von europäischen Missionaren wie dem italienischen Jesuiten Matteo Ricci (1552–1610) später verbreitete latinisierte Form „Confucius“ stammt von der honorativen Bezeichnung Kǒng Fūzǐ [孔夫子, etwa „Großmeister Kong“]. Seine Fassung der Goldenen Regel stammt aus Kapitel 15, Vers 23 des Lún Yǔ 論語 [Kurzzeichen 论语, deutsch „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“], einem Klassiker der konfuzianischen Literatur:
「己所不欲,勿施於人」
jǐ suǒ bú yù, wù shī yú rén
»Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.«
(Übersetzung Richard Wilhelm)
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.
羹に懲りて膾を吹く
Atsumono ni korite namasu o fuku
Wer von der heißen Brühe bestraft wurde, pustet auch über den kalten Salat.
Wenn man sich an Brühe die Zunge verbrannt hat, dann bläst man selbst bei Salat aus rohem Fisch und Gemüse.
Wer von der Schlange gebissen ist, fürchtet sich vor Eidechsen.
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.
羹に懲りて膾を吹く
Atsumono ni korite namasu o fuku
He who has made bad experience with hot broth, even blows across a cold dish made of raw fish and vegetables seasoned in vinegar.
He that has been bitten by a serpent is afraid of a rope.
A scalded cat fears cold water.
The burnt child dreads the fire.
Gleich und gleich
蛇の道は蛇
Ja no michi wa hebi
Eine Schlange kennt die andere.
Die Bösen durchschauen einander leicht.
Ein Teufel riecht den anderen schon von weitem.
蛇の道は蛇
Ja no michi wa hebi
The wolf knows what the ill beast thinks.
The wicked knows the ways of their own kind.
One devil knows another.
Liebe kennt kein Hindernis.
惚れて通えば千里も一里
Horete kayoeba senri mo ichiri
Für einen Verliebten sind selbst tausend Meilen wie eine.
Für einen Verliebten ist kein Weg zu weit.
Liebe kennt kein Hindernis.
惚れて通えば千里も一里
Horete kayoeba senri mo ichiri
A journey of a thousand miles feels like only one mile when going to see the one you love.
Love shortens the distance.
Love laughs at distance.