Wer wagt, gewinnt oder verliert.

当たって砕けろ
Atatte kudakero
Nutze die Gelegenheit, aber sei darauf gefaßt, pulverisiert zu werden.
Versuche dein Bestes und rechne gleichzeitig damit, zerschmettert zu werden.
Einen Versuch ist es vielleicht wert.
Was kann es schaden, wenn man es versucht?
Streng dich an, wenn du alles auf eine Karte setzt!
Geh auf’s Ganze, und lass es darauf ankommen!
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Wer wagt, gewinnt oder verliert.

当たって砕けろ
Atatte kudakero
Try your best but be ready to get pulverized.
Take your chance and be prepared to crumble into dust.
Go for broke.
Take your venture, as many a good ship has done.
Sed quid tentare nocebit?
Nothing ventured, nothing gained.
You win or lose by the way you choose.
You win or lose by the way you try.

Anmerkung
Ein menschlich-allzumenschliches Anwendungsbeispiel ist das weite Feld von Yin und Yang. Ein Zeitgenosse, der möglicherweise seine Scheu überwindet, würde sich auf Japanisch unter Abwägung seiner Chancen auf Sieg und Niederlage eventuell wie folgt Mut machen, um seiner Angebeteten tiefempfundene Gefühle der Zuneigung zu gestehen: „Atatte kudakero da, furareru kakuritsu mo takai ga, kokuhaku no chansu o nogashitakunai.“ 「当たって砕けろだ、ふられる確率も高いが、告白のチャンスを逃したくない。」 = „Einen Versuch ist es vielleicht wert; die Wahrscheinlichkeit, einen Korb zu bekommen, ist groß, aber die Gelegenheit für ein Liebesgeständnis möchte ich mir nicht entgehen lassen.“

Nimm dich in Acht, was du zu wem sagst.

人を見て法を説け
Hito o mite hō o toke
Erst schau dir die Zuhörer an, dann halte deine Predigt.
Spalte das Holzscheit nach der Maserung.
Nicht jeder Braten mundet allen Mündern.
Nimm dich in Acht, was du zu wem sagst.

人を見て法を説け
Hito o mite hō o toke
Tailor your speech to the audience.
Cleave the log according to the grain.
All meat pleases not all mouths.
Beware what and to whom you speak.

Die beste Rache

「最高の復讐は、大きな成功を収めることだ。」(フランク・シナトラ、1915年~1998年)
Saikō no fukushū wa, ōki na seikō o osameru koto da
“The best revenge is massive success.”
„Die beste Rache ist großer Erfolg.“ (Frank Sinatra, 1915–1998)

Der erste Sieg

始めの勝ちは糞勝ち
Hajime no kachi wa kusogachi
Der erste Sieg ist ein Scheiß-Sieg. [vulg.]
Am Anfang gewinnen und am Ende verlieren.
Der erste Sieg bedeutet noch gar nichts.

始めの勝ちは糞勝ち
Hajime no kachi wa kusogachi
The first victory is a shit victory. [vulg.]
Win at first and lose at last.
The first victory is a damned worthless victory.

Anmerkung
Der erste Sieg in einer Reihe von Ausscheidungskämpfen sagt noch nicht viel über den endgültigen Sieger aus. Anstelle von Hajime no kachi wa kusogachi 「始めの勝ちは糞勝ち」 kann man auch Sakigachi wa kusogachi 「先勝ちは糞勝ち」 sagen.

Gehüpft wie gesprungen

五十歩百歩
Gojippo hyappo
Fünfzig Schritte oder hundert Schritte.
Das ist Jacke wie Hose.
Das ist gehüpft wie gesprungen.

五十歩百歩
Gojippo hyappo
Fifty steps or one hundred steps.
Six of one and half a dozen of the other.
It makes no odds.

Anmerkung
Die sprichwörtliche Redensart von den fünfzig oder hundert Schritten, die keinen Unterschied ausmachen, stammt aus der Zeit der Streitenden Reiche (5. Jh. v.u.Z. bis 221 v.u.Z.) beziehungsweise der östlichen Zhou-Dynastie (770–256 v.u.Z.) von dem chinesischen Gelehrten Mengzi 孟子 [ch. Mèngzǐ, jp. Mōshi, 372–289 v.u.Z., latinisiert Mencius]. Mengzi machte sich um die Durchsetzung des Konfuzianismus in China verdient, glaubte an das Gute in der menschlichen Natur und war ein früher Verfechter des Umweltgedankens unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeit.

Eines Tages trifft König Hui 惠王 [ch. Huì Wáng, jp. Kei Ō] des Reiches Liang 梁 [ch. Liáng, jp. Ryō; vor der Hauptstadtverlegung nannte man das Reich eher Wei 魏 (ch. Wèi, jp. Gi)] Mengzi und klagt ihm sein Leid: Die Herrscher der benachbarten Reiche dächten beim Herrschen nicht – so wie er – an das Wohlergehen ihres Volkes; wenn sich zum Beispiel wegen einer Naturkatastrophe in Hedong eine Mißernte ereignet, hilft er seinem Volk selbstverständlich, versorgt es mit Lebensmitteln und siedelt es nach Henei um. Aber obwohl er ein so vorbildlicher, moderner Herrscher ist, wächst seine Bevölkerung genau so wenig wie die in den benachbarten Reichen mit altbackener Führung.

Was mag wohl der Grund sein, richtet er sich fragend an den Gelehrten. Mengzi denkt nach und antwortet sinngemäß: Seine Majestät mögen Kriege. Ich erlaube mir daher, den Krieg als Analogie zu benutzen. Auf dem Schlachtfeld läßt der Kampflärm den Himmel erschüttern. Zwei Armeen mögen sich in einer Pattsituation befinden, aber am Ende gibt es sicher einen Sieger und einen Verlierer. Die besiegten Soldaten werfen ihre Helme und ihre Rüstung weg und rennen flüchtend um ihr Leben. Manche fliehen fünfzig Schritte und halten an, während andere hundert Schritte laufen und abstoppen. Dann lachen die fünfzig Schritte Geflohenen über die Feigheit der hundert Schritte Enteilten. Denken seine Majestät, dass es hier angebracht sei, zu lachen? König Hui schlägt mit der Faust auf den Tisch und sagt: Natürlich nicht. Ganz gleich, ob sie fünfzig oder hundert Schritte fliehen, es sind die gleichen Deserteure. Mengzi erwidert lächelnd: Da seine Majestät den Sinn meiner Worte verstanden haben, können seine Majestät nicht erwarten, dass die Bevölkerung des Reiches Liang größer als die der Nachbarn ist.

Mehr ist nicht immer besser.

過ぎたるは及ばざるが如し
Sugitaru wa oyobazaru ga gotoshi
Niemals zuviel von etwas.
Mehr als genug ist zuviel.
Zuviel ist ebenso schlecht wie zu wenig.
Mehr ist nicht immer besser.

過ぎたるは及ばざるが如し
Sugitaru wa oyobazaru ga gotoshi
Never too much of anything.
More than enough is too much.
Too much is as bad as too little.
More is not always better.

Anmerkung
Für die sprichwörtliche Redensart „Zuviel ist nicht immer gut.“ erscheinen Sugitaru wa oyobazaru ga gotoshi 「過ぎたるは及ばざるが如し」 und Ōkerya yoi to wa kagiranai 「多けりゃよいとは限らない」 beziehungsweise das standardsprachliche Ōkereba yoi to wa kagiranai 「多ければよいとは限らない」 weitgehend bedeutungsgleich.

Das Alte und das Neue

故きを温ねて新しきを知る
Furuki o tazunete atarashiki o shiru
Um das Neue zu verstehen, studiere das Alte.
Wer wissen will, wie etwas werden soll, muss betrachten, was war.

故きを温ねて新しきを知る
Furuki o tazunete atarashiki o shiru
To understand new things, study the old.
(Re-) Visiting (the) old, learn (the) new.

Anmerkung
Diese sprichwörtliche Redensart und Weisheit geht auf den chinesischen Gelehrten Konfuzius (ca. 551 v.u.Z. bis ca. 479 v.u.Z.) zurück und stammt aus dem Lún Yǔ 論語 / 论语 [jp. Rongo 論語, dt „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“] zum Thema „Staatsgeschäfte“ 為政 [ch. Wéi Zhèng, jp. Isei]. Die obige Weisheit existiert in Ostasien als Vier-Schriftzeichen-Kompositum: 温故知新 [ch. wēngù zhīxīn, jp. onko chishin, kor. ongo jisin, Hangeul: 온고지신].

In diesem Zusammenhang läßt sich eventuell mit einem Bonmot des Bonner Astronomen Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875) eine Brücke vom chinesischen Altertum zur europäischen Moderne schlagen. Auf die joviale Frage von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795–1861) „Nun, Herr Geheimrat, was gibt es Neues am Himmel?“ entgegnete der Astronom „Kennen Majestät denn schon das Alte?“

Mit den Wölfen heulen

寄らば大樹の陰
Yoraba taiju no kage
Wenn du Schutz suchst, dann im Schatten eines großen Baumes.
Wenn du mit den Wölfen essen willst, mußt du mit den Wölfen heulen.

寄らば大樹の陰
Yoraba taiju no kage
Look for a big tree when you want shelter.
If you must rely on someone, rely on someone powerful.