Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

「楽しみを先に延ばしただけさ」
(ジェイムズ・ジョイス、1882年~1941年、『小さな雲』)
Tanoshimi o saki ni nobashita dake sa
Quod differtur, non aufertur.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

「楽しみを先に延ばしただけさ」
Tanoshimi o saki ni nobashita dake sa
Forbearance is not acquittance.
“It’s only a pleasure deferred.”
(James Joyce, 1882–1941, “A Little Cloud”)

Von nichts kommt nichts. [1]

蒔かぬ種は生えぬ
Makanu tane wa haenu
Saat, die nicht gesät, kann nicht sprießen.
Wer nicht sät, der wird auch nichts ernten.
Ohne Fleiß kein Preis.
Von nichts kommt nichts.

蒔かぬ種は生えぬ
Makanu tane wa haenu
Harvest time follows seed time.
No sweet without sweat.
Nothing will come of nothing.
No pain, no gain.

Anmerkung
Dieses Sprichwort steht auf der 30. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Kyoto (Kyoto Iroha Karuta) und Kamigata (Kamigata Iroha Karuta).

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

「虎穴に入らずんば虎子を得ず」
Koketsu ni irazunba koshi o ezu
Wer sich nicht in die Höhle des Tigers begibt, fängt kein Tigerjunges.
Von nichts kommt nichts.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

「虎穴に入らずんば虎児を得ず」
Koketsu ni irazunba koji o ezu
You cannot catch a tiger cub unless you enter the tiger’s den.
Take the risk or lose the chance.
Nothing ventured, nothing gained.

Anmerkung
Tigerjunges kann auf Japanisch „koji“ 「虎児」 und „koshi“ 「虎子」 geschrieben und gelesen werden.

Gute Medizin schmeckt bitter.

「良薬は口に苦し」
Ryōyaku wa kuchi ni nigashi
Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund.
Nützliche Kritik ist oft bitter.
Gute Medizin schmeckt bitter.

「良薬は口に苦し」
Ryōyaku wa kuchi ni nigashi
Good medicine tastes bitter.
Criticism is always a bitter pill to swallow.
Advice when most needed is last heeded.

Anmerkung
Diese sprichwörtliche Redensart geht auf den chinesischen Gelehrten Konfuzius (ca. 551 v.u.Z. bis ca. 479 v.u.Z.) zurück und stammt ursprünglich aus einer Sammlung von geflügelten Worten mit dem Titel Kǒngzǐ Jiāyǔ [Langzeichen 孔子家語, Kurzzeichen 孔子家语, jp. Kōshi Kego 孔子家語], die als Ergänzung zum Lún Yǔ [Langzeichen 論語, Kurzzeichen 论语, jp. Rongo 論語, dt „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“] verfaßt wurde.

Unter den Geschmacksrichtungen der chinesischen Medizin gibt es neben bitter auch süß, salzig, sauer und beißend-gallebitter. Das Sprichwort wird häufig im übertragenen Sinn verwendet. In der modernen chinesischen Gegenwartssprache wird es nach wie vor benutzt [ch. liángyào kǔkǒu, Langzeichen 良藥​苦口, Kurzzeichen 良药​苦口] und gehört nicht nur zum Standardvokabular von Apothekern, sondern auch von Lehrern zahlreicher Sportarten, die der Theorie anhängen, dass zu (Höchst-) Leistungen nicht nur Schweiß, sondern unbedingt auch Schmerz und Tränen dazugehören müssen.

In Japan steht der Ausspruch auch auf der 17. von 48 Karten des traditionellen japanischen Iroha-Kartenspiels von Edo (Edo Iroha Karuta), heute Tokyo.

Einsamkeit ist auch keine Lösung

「一人で生きようとする者は人として成功することはない。他人の心と通じなければ、心は枯れてしまう。自分の考えだけを聞き、他人からインスピレーションを得ることがなければ、心はしぼんでいくのだ。」
(パール・S・バック、1892年~1973年)
Hitori de ikiyō to suru mono wa hito to shite seikō suru koto wa nai. Tanin no kokoro to tsūjinakereba, kokoro wa karete shimau. Jibun no kangae dake o kiki, tanin kara insupirēshon o eru koto ga nakereba, kokoro wa shibonde iku no da.
„Ein Mensch, der versucht, allein zu leben, kann unmöglich zu einem menschlichen Wesen werden. Sein Herz verdorrt, wenn es nicht auf ein anderes Herz antwortet. Sein Geist geht ein, wenn er nur die Echos seiner eigenen Gedanken hört und keine andere Inspiration findet.“ (Pearl S. Buck, 1892–1973)

「一人で生きようとする者は人として成功することはない。他人の心と通じなければ、心は枯れてしまう。自分の考えだけを聞き、他人からインスピレーションを得ることがなければ、心はしぼんでいくのだ。」
(パール・S・バック、1892年~1973年)
Hitori de ikiyō to suru mono wa hito to shite seikō suru koto wa nai. Tanin no kokoro to tsūjinakereba, kokoro wa karete shimau. Jibun no kangae dake o kiki, tanin kara insupirēshon o eru koto ga nakereba, kokoro wa shibonde iku no da.
“The person who tries to live alone will not succeed as a human being. His heart withers if it does not answer another heart. His mind shrinks away if he hears only the echoes of his own thoughts and finds no other inspiration.” (Pearl S. Buck, 1892–1973)

 

Vom Umgang mit Feinden

「敵を友にすれば、敵を滅ぼさなかっただろうか。」
(エイブラハム・リンカーン、1809年~1865年)
Teki o tomo ni sureba, teki o horobosanakatta darō ka
“Do I not destroy my enemies when I make them my friends?”
„Vernichte ich meine Feinde nicht auch dadurch, daß ich sie mir zu Freunden mache?“ (Abraham Lincoln, 1809–1865)

「敵を友にすれば、敵をなくすことになる。 」
(エイブラハム・リンカーン、1809年~1865年)
Teki o tomo ni sureba, teki o nakusu koto ni naru
“I destroy my enemies when I make them my friends.”
„Ich zerstöre meine Feinde, wenn ich sie zu meinen Freunden mache.“ (Abraham Lincoln, 1809–1865)

Was du nicht willst, das man dir tu [1]

「己の欲せざる所は人に施す勿れ」
Onore no hossezaru tokoro wa hito ni hodokusu nakare
Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.
Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu.

「己の欲せざる所は人に施す勿れ」
Onore no hossezaru tokoro wa hito ni hodokusu nakare
One should treat others as one would like others to treat oneself.
One should not treat others in ways that one would not like to be treated.
Don’t do to others that you will not have them do to you.

Anmerkung
Lange vor dem nach unserer Zeitrechnung kanonisierten Satz „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 7, Vers 12) hat der chinesische Gelehrte Konfuzius [ch. Kǒng Fūzǐ 孔夫子, jp. Kōfūshi, honorativ etwa „Großmeister Kong“, kurz Kongzi 孔子, ch. Kǒngzǐ, jp. Kōshi, von seinen Schülern wurde er möglicherweise schlicht mit Zi 子 = „Meister“ angesprochen (ca. 551 bis ca. 479 v.u.Z.)] den ethischen und philosophischen Gehalt der späteren „Goldenen Regel“ [lat. regula aurea, jp. ōgonritsu 黄金律, ch. huángjīn dìnglǜ 黄金定律] formuliert, wie er durch das Lun Yu [ch. Lún Yǔ, Langzeichen 論語, Kurzzeichen 论语, jp. Rongo, dt. „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“] tradiert wurde.

Der Überlieferung nach fragte einer der zehn Hauptschüler des Konfuzius, Zhong Gong [ch. Zhòng Gōng 仲弓, jp. Chūkyū, geb. 522 v.u.Z., Todesjahr unsicher, auch bekannt als Ran Yong], den Meister nach dem tieferen Kern von Menschlichkeit beziehungsweise Humanitas [仁, ch. rén, jp. jin], kurz nach derjenigen Tugend, der man ein Leben lang folgen sollte, und bekam als Antwort die oben- beziehungsweise untengenannte sprichwörtliche Mischung aus Barmherzigkeit, Edelmut, Güte, Wohltätigkeit und golden-mittiger Ausgeglichenheit.

「己所不欲,勿施于人」    [Festlandchina, Singapur, Malaysia]
「己所不欲,勿施於人」    [Taiwan, Hong Kong, Macau]
jǐ suǒ bú yù, wù shī yú rén
»Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.«
(Lun Yu, Kapitel 15, Vers 23, Übersetzung Richard Wilhelm)

Tue Gutes und sprich nicht darüber.

陰徳あれば必ず陽報あり
Intoku areba kanarazu yōhō ari
Wer heimlich Gutes tut, wird dafür auf jeden Fall belohnt werden.
Was nachts getan, kommt bei Tag ans Licht.
Wer fleißig sät, soll auch reich ernten.
Gute Taten werden zweifellos belohnt.

陰徳あれば必ず陽報あり
Intoku areba kanarazu yōhō ari
He who does good by stealth, will most certainly be rewarded.
What is done by night, appears by day.
He that sows good seed shall reap good corn.
Good deeds will definitely be rewarded.

Anmerkung
Es gibt im Japanischen eine Reihe von ebenfalls buddhistisch inspirierten Redensarten mit sinnverwandter Bedeutung, wie zum Beispiel Intoku areba yōhō ari  「陰徳あれば陽報あり」 sowie die Vier-Schriftzeichen-Komposita intoku yōhō  「陰徳陽報」, zen’in zenka  「善因善果」 sowie fukuin fukka  「福因福果」.

Als Quelle der obengenannten sprichwörtlichen Redensart gilt das chinesische philosophische Werk Huainanzi [ch. Huáinánzǐ 《淮南子》, jp. Enanji/Wainanji 『淮南子』] der Frühen Han-Dynastie (206 v.u.Z.–8 n.u.Z.). Ursprünglich wurde es als Honglie [ch. Hóngliè 《鴻烈》] bezeichnet, ist aber auch bekannt unter den Werktiteln Huainan honglie [ch. Huáinán hóngliè 《淮南鴻烈》], Huainan neipian [ch. Huáinán nèipiān 《淮南內篇》], Huainan wangshu [ch. Huáinán wángshū 《淮南王書》] und Liuanzi [ch. Liúānzǐ 《劉安子》]. Der letztgenannte Liu An (179–122 v.u.Z.) [ch. Liú Ān 劉安, jp. Ryū An] war der König von Huainan, heute eine Millionenstadt in der südöstlichen Binnenprovinz Anhui, und gilt in seiner Funktion als gelehrter König auch als leitender Herausgeber des großenteils daoistischen Werkes, mit konfuzianischen und legalistischen Einschlägen.

Das Leben ist kurz. [2]

人生朝露の如し
Jinsei chōro no gotoshi
Des Menschen Leben gleicht dem Morgentau.
Das Leben ist kurz.

人生朝露の如し
Jinsei chōro no gotoshi
Life is just like morning dew.
Life is short.

Alles hat seine Zeit.

物には時節
Mono ni wa jisetsu
Jegliches hat seine Zeit.
Omnia tempus habent.
Alles hat seine Zeit.

物には時節
Mono ni wa jisetsu
Everything has its time.
There is a time for all things.
There is a time for everything.

Anmerkung
Anstelle von Mono ni wa jisetsu  「物には時節」 kann man auch Mono wa jisetsu  「物は時節」 sagen.