Tue Gutes und sprich nicht darüber.

陰徳あれば必ず陽報あり
Intoku areba kanarazu yōhō ari
Wer heimlich Gutes tut, wird dafür auf jeden Fall belohnt werden.
Was nachts getan, kommt bei Tag ans Licht.
Wer fleißig sät, soll auch reich ernten.
Gute Taten werden zweifellos belohnt.

陰徳あれば必ず陽報あり
Intoku areba kanarazu yōhō ari
He who does good by stealth, will most certainly be rewarded.
What is done by night, appears by day.
He that sows good seed shall reap good corn.
Good deeds will definitely be rewarded.

Anmerkung
Es gibt im Japanischen eine Reihe von ebenfalls buddhistisch inspirierten Redensarten mit sinnverwandter Bedeutung, wie zum Beispiel Intoku areba yōhō ari  「陰徳あれば陽報あり」 sowie die Vier-Schriftzeichen-Komposita intoku yōhō  「陰徳陽報」, zen’in zenka  「善因善果」 sowie fukuin fukka  「福因福果」.

Als Quelle der obengenannten sprichwörtlichen Redensart gilt das chinesische philosophische Werk Huainanzi [ch. Huáinánzǐ 《淮南子》, jp. Enanji/Wainanji 『淮南子』] der Frühen Han-Dynastie (206 v.u.Z.–8 n.u.Z.). Ursprünglich wurde es als Honglie [ch. Hóngliè 《鴻烈》] bezeichnet, ist aber auch bekannt unter den Werktiteln Huainan honglie [ch. Huáinán hóngliè 《淮南鴻烈》], Huainan neipian [ch. Huáinán nèipiān 《淮南內篇》], Huainan wangshu [ch. Huáinán wángshū 《淮南王書》] und Liuanzi [ch. Liúānzǐ 《劉安子》]. Der letztgenannte Liu An (179–122 v.u.Z.) [ch. Liú Ān 劉安, jp. Ryū An] war der König von Huainan, heute eine Millionenstadt in der südöstlichen Binnenprovinz Anhui, und gilt in seiner Funktion als gelehrter König auch als leitender Herausgeber des großenteils daoistischen Werkes, mit konfuzianischen und legalistischen Einschlägen.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [6]

売り言葉に買い言葉
Urikotoba ni kaikotoba
Auf die Rede des Verkäufers die Rede des Käufers. [i.ü.S.]
Ein (boshaftes) Wort gibt das andere.
Rede und Gegenrede werden immer heftiger.
Gemeinen Worten folgen gehässige Äußerungen.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

売り言葉に買い言葉
Urikotoba ni kaikotoba
One ill word asks another.
One word led to another.
As you make your bed, so you must lie on it.
What goes around, comes around.

Anmerkung
Der Begriff „verkaufen“ [uru 売る] wird in dieser sprichwörtlichen Redensart im Sinne von bewußt und absichtsvoll „einen Streit anfangen“ [kenka o shikakeru 喧嘩を仕掛ける] verwendet. Es handelt sich um ein Gleichnis für eine vergleichsweise ähnlich grobe Antwort auf die rücksichtslosen Worte des Kommunikationspartners. Als realistisches Anwendungsbeispiel im Alltag ist eine Entschuldigung am Morgen nach einem Streit am Vortag zwischen Eheleuten gut vorstellbar, etwa im Sinne von „Gestern hat sich die Sache hochgeschaukelt, ich hab’s nicht so gemeint. Verzeih mir bitte.“:   【用例】  「昨日のは売り言葉に買い言葉というやつで、本心じゃなかったんだ。どうか許しておくれよ。」

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [5]

自縄自縛
jijō jibaku
Sich mit dem eigenen Seil fesseln.
In die eigene Falle tappen.
Verlust der Freiheit durch eigene Schuld.
Sich durch eigene Worte und Taten bewegungsunfähig machen.
Der Vogelfänger verfängt sich im eigenen Netz.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

自縄自縛
jijō jibaku
To tie yourself up with your own rope.
To truss oneself up with one’s own rope.
To be caught in one’s own trap.
To lose one’s freedom of action as a result of one’s own actions.
The fowler is caught in his own net.
As you make your bed, so you must lie on it.
What goes around, comes around.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [4]

自業自得
jigō jitoku
Die Früchte seiner eigenen Saat ernten.
Ut sementem feceris, ita metes.
Man erntet, was man sät.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

自業自得
jigō jitoku
As you sow, so shall you reap.
You asked for it!
It serves you right.
As you make your bed, so you must lie on it.
What goes around, comes around.

Anmerkung
In der modernen japanischen Gegenwartssprache wird das Vier-Schriftzeichen-Kompositum jigō jitoku 自業自得 häufig als Mahnung, Tadel oder Rüge benutzt.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [3]

悪因悪果
akuin akka
Schlechte Ursache, schlechte Wirkung.
Schlechte Saat, schlechte Ernte.
Man erntet, was man sät.
Böse Tat, böses Schicksal.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

悪因悪果
akuin akka
Sow evil and reap evil.
An ill life, an ill end.
As you sow, so you shall reap.
You reap what you sow.
As you make your bed, so you must lie on it.
What goes around, comes around.

Das positive Gegenstück zu akuin akka 悪因悪果 lautet wie folgt:

善因善果
zen’in zenka
Gute Ursache, gute Wirkung.
Gute Tat, gutes Schicksal.

善因善果
zen’in zenka
Good life, good end.
Good deeds will be rewarded.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [2]

因果応報
inga ōhō
Die Saat entspricht der Ernte.
Ut sementem feceris, ita metes.
Wie du die Saat gemacht hast, so wirst du ernten.
Wie die Saat, so die Ernte.
Wie du mir, so ich dir.
Alle Missetaten rächen sich früher oder später.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

因果応報
inga ōhō
You reap what you sow.
You harvest what you sow.
Ut sementem feceris, ita metes.
As you sow, so you shall reap.
Who spits against heaven [the wind], it falls in his/her face.
An ill life, an ill end.
As you make your bed, so you must lie on it.
What goes around, comes around.

Anmerkung
Ursprünglich wurde das Vier-Schriftzeichen-Kompositum inga ōhō im Sinne von Lohn und Strafe für gute und böse Taten verwendet. Heutzutage wird es in Japan häufig mit der Bedeutung von Vergeltung für böse Taten – Handlungen sowie Gedanken – verwendet.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [1]

鐘も撞木の当たりよう
Kane mo shumoku no atari yō
Die Glocke klingt, wie der hölzerne Glockenschlegel angeschlagen hat.
Ut sementem feceris, ita metes.
Wie du die Saat gemacht hast, so wirst du ernten.
Man erntet, was man sät.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

鐘も撞木の当たりがら
Kane mo shumoku no atari gara
The bell sounds like the stroke of the wooden bell hammer.
Ut sementem feceris, ita metes.
As you sow, so you shall reap.
What goes around, comes around.

Anmerkung
Buddhistische Tempelglocken [jp. bonshō 梵鐘, auch genannt: tsurigane 釣り鐘 (Hängeglocken) oder ōgane 大鐘 (große Glocken)] haben keinen Klöppel. Sie werden durch ein waagerecht schwingendes Holz, das einen metallenen Kopf hat, von außen angeschlagen.

Nach alter buddhistischer (und daoistischer) liturgischer Auffassung haben sich Glocken auf der Ostseite und Trommeln auf der Westseite zu befinden. Im naturphilosophischen Glauben Ostasiens steht im Rahmen der polar einander entgegengesetzten und dennoch aufeinander bezogenen Kräfte oder Prinzipien die Ostseite für das weiße Yang (sonnenhaft-hell, feurig-heiß, hart, männlich, aktiv, Bewegung) und die Westseite für das schwarze Yin (mondhaft-dunkel, kalt, weich, weiblich, passiv, Ruhe).

Die obige sprichwörtliche Redensart wird in der Umgangssprache nicht selten als Gleichnis auf das Geschlechterverhältnis bezogen: Zwischen (Ehe-) Mann und (Ehe-) Frau geht es je nach Partner oder Partnerin gut oder schlecht. Die wörtliche Fassung von „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es (wieder) heraus.“ findet in Japan keine Verwendung und sollte nur zur Erklärung der Bedeutung des deutschen Sprichwortes gegenüber japanischen Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern benutzt werden:
「森の中へ叫んだ通りに木霊が返ってくる。」[意訳]
Mori no naka e sakenda tōri ni kodama ga kaette kuru