Die japanische Atomaufsichtsbehörde NRA (Nuclear Regulation Authority, jp. Genshiryoku Kisei Iinkai) hat am 28. Juni 2017 den Plan des Energieversorgers Shikoku Electric Power Co., Inc. (Shikoku Denryoku) zur Stilllegung seines ältesten von drei Druckwasserreaktoren namens Ikata 1 (DWR, 566 MWe = Megawatt elektrisch) in Ikata-cho (rd. 9.000 Einwohner) in der Präfektur Ehime auf der Halbinsel Sadamisaki im Südwesten der Insel Shikoku genehmigt.
Nach den Reaktoren Mihama 1 (DWR, 340 MWe) und 2 (DWR, 500 MWe, Präfektur Fukui) von Kansai Electric Power Co., Inc. (Kansai Denryoku), Tsuruga 1 (SWR, 357 MWe, Präfektur Fukui) von The Japan Atomic Power Company (JAPC, jp. Nihon Genshiryoku Hatsuden), Shimane 1 (SWR = Siedewasserreaktor, 460 MWe, Präfektur Shimane) von Chugoku Electric Power Co., Inc. (Chūgoku Denryoku) und Genkai 1 (DWR, 559 MWe, Präfektur Saga) von Kyushu Electric Power Co., Inc. (Kyūshū Denryoku) ist Ikata 1 der sechste Stilllegungsplan, den die NRA seit dem Inkrafttreten strengerer Atomsicherheitsbestimmungen im Jahr 2012 als Folge der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 (Erdbeben, Riesenflutwelle, Kernschmelzen) genehmigt hat.
Der Vorstand von Shikoku Denryoku hatte bereits im März 2016 entschieden, dass sich eine Investition von rund 170 Milliarden Yen zur Erfüllung der seit dem Nuklearunfall im Fukushima Daiichi-Kernkraftwerk von Tokyo Electric Power Company Holdings, Inc. (Tōkyō Denryoku) komplexeren Sicherheitsauflagen nicht rechnen würde und eine Laufzeitverlängerung über die 40-Jahre-Regel hinaus deshalb nicht in Betracht käme. Ikata 1 war im Jahr 1977 nach einer Bauzeit von vier Jahren und drei Monaten in Betrieb gegangen und hat nach Angaben des Betreibers bis zu Inspektionen und Streßtests seit September 2011 insgesamt 126,8 Terawattstunden Strom produziert. Die benutzten Kernbrennelemente von Ikata 1 müssen viele Jahre rund um die Uhr in einem Abklingbecken des jüngsten Kernreaktors Ikata 3 (DWR, 890 MWe, Inbetriebnahme 1994) von Shikoku Denryoku gekühlt werden.
Bei der Stilllegung fallen mehr als 3.000 Tonnen niedrigradioaktiver Atommüll an. Rund 40.000 Tonnen sollen als nichtradioaktiver Industriemüll klassifiziert und behandelt werden. Eine offizielle Endlagerstätte für hochradioaktiven Atommüll gibt es in Japan mehr als 63 Jahre nach der Verabschiedung des ersten Nuklearbudgets vom 3./4. März 1954 als Nachtragshaushalt und Kompromiß von drei konservativen Regierungsparteien des 5. und letzten Kabinetts von Premierminister Shigeru Yoshida noch nicht.
Das hat – nach dem Fukushima Daiichi-Nuklearunfall – dazu geführt, dass der frühere Vorsitzende der stärksten Regierungspartei (Liberaldemokratische Partei, jp. Jiyū Minshutō) und konservative Ex-Premierminister Jun’ichirō Koizumi (Amtszeit 2001–2006) nach einer Informationsreise in Deutschland und Finnland im August 2013 gegenüber japanischen Journalisten nach seiner Rückkehr aus voller Überzeugung den folgenden Satz fallen ließ: „Kernkraftwerke sind wie Häuser ohne Toilette.“ [Genpatsu wa toire naki manshon]. Von diesem Standpunkt ist der aktuelle liberaldemokratische Premierminister Shinzō Abe (Amtszeit 26.09.2006–26.09.2007, 26.12.2012–) mindestens soweit entfernt wie Koizumi zu seiner Zeit als amtierender Premierminister.