Ein kleiner Spiegel

「わが顔があつた小さい鏡買うてもどる」
(尾崎放哉、1885年~1926年)
Waga kao ga atta chiisai kagami katte modoru
“I bought a tiny mirror with my face in it and went home.”
„Ich kaufte einen kleinen Spiegel mit meinem Gesicht darin und ging nach Hause.“ (Hōsai Ozaki, 1885–1926)

Japanische Einrichtungen für Schwerionentherapie forcieren Kooperation zur Krebsbekämpfung

Fünf japanische Einrichtungen für moderne Formen der Strahlentherapie haben im Juli 2017 den Nationalen Rat der Gründer von Einrichtungen für Schwerionentherapie [jp. Zenkoku Jūryūshisen Chiryō Shisetsu Setsuritsusha Kyōgikai 全国重粒子線治療施設設立者協議会] ins Leben gerufen. Der Rat will als Sprachrohr nach innen und außen fungieren, die therapeutischen Leistungen der Schwerionentherapie noch weiter zu verbessern und nicht zuletzt auch ihren Preis senken, damit sie für einen größeren Kreis von Krebspatientinnen und -patienten erschwinglicher wird. Dahinter steht auch der Wunsch und Wille nach Weltmarkterschließung.

In Japan wurde die Protonen- und Schwerionentherapie [engl. proton and heavy ion therapy; jp. yōshi, jūryūshisen chiryō 陽子 ・重粒子線治療] schon relativ früh als vielversprechende Speerspitze der modernen Präzisionsmedizin grundlegend erforscht, weshalb diese Form externer Strahlentherapie mittlerweile nicht nur die experimentellen und klinischen Phasen hinter sich gelassen hat, sondern auch schon wertvolle Behandlungsdaten von Erkrankten im fünfstelligen Bereich vorweisen kann. Die Fachwelt beeindruckende Erfolge konnte bei einer Reihe von Krebsarten, wie zum Beispiel bei Hirntumoren, sowie bei lokal begrenzten Tumoren und vorher zum Teil schwer bis gar nicht zu therapierenden Krebserkrankungen nachgewiesen werden.

Mitglieder des obengenannten Rates sind das Nationale Institut für Radiologische Wissenschaften [engl. National Institute of Radiological Sciences, NIRS; jp. Hōshasen Igaku Sōgō Kenkyūjo 放射線医学総合研究所病院, kurz Hōiken 放医研] in Chiba – in Japan und weltweit eine der führenden Einrichtungen der diagnostischen und interventionellen Radiologie –, das Medizinische Zentrum Hyogo für Ionenstrahlen [engl. Hyogo Ion Beam Medical Center, HIBMC; jp. Hyōgo Kenritsu Ryūshisen Iryō Sentā 兵庫県立粒子線医療センター] in Tatsu, das Medizinische Zentrum für schwere Ionen der Universität Gunma [engl. Gunma University Heavy Ion Medical Center; jp. Gunma Daigaku Jūryūshisen Igaku Kenykyū Sentā 群馬大学重粒子線医学研究センター] in Maebashi, das Internationale Schwerionen-Krebsbehandlungszentrum Kyushu [SAGA HIMAT = SAGA Heavy Ion Medical Accelerator in Tosu; für den Organisationsnamen und den Schwerionenbeschleuniger wird auf Englisch und auf Japanisch der Einfachheit halber häufig die Abkürzung SAGA HIMAT synonym benutzt; die japanische Bezeichnung der Einrichtung lautet Kyūshū Kokusai Jūryūshisen Ganchiryō Sentā 九州国際重粒子線がん治療センター] in Tosu und das Krebszentrum Kanagawa [engl. Kanagawa Cancer Center; jp. Kanagawa Kenritsu Gan Sentā 神奈川県立がんセンター] in Yokohama.

Im Rahmen der Schwerionentherapie treffen sehr stark beschleunigte schwere Ionen (Teilchenstrahlen) die Krebszellen präziser und sind biologisch wirksamer als zum Beispiel konventionelle Röntgenstrahlen. Die Dosis kann genauer an den Tumor angepaßt werden, und benachbarte gesunde Zellen oder Organe sind weniger von Streustrahlung betroffen. Ein großer Nachteil für Erkrankte waren bislang die hohen privat aufzubringenden Kosten der Schwerionentherapie, die sich auf rund fünf Millionen Yen belaufen konnten, exklusive Nachbehandlungen. Seit 2016 wird in Japan ein Teil der Behandlungskosten von der Krankenkasse gedeckt. Bei den in Japan mehr als 10.000 bislang behandelten Erkrankten handelt es sich also um wohlhabendere Menschen, nicht zuletzt auch aus Übersee, überwiegend aus dem englischen, chinesischen und russischen Sprachraum. In Zukunft sollen mehr Behandlungszentren mit größeren Kapazitäten im In- und Ausland entstehen und die Behandlung insgesamt kostengünstiger werden.

Die japanischen Behandlungserfolge basieren zum großen Teil auf der von der Universität Tsukuba von 1983 bis zum Jahr 2000 mit dem Synchrotron-Teilchenbeschleuniger [Proton Synchrotron, PS] der japanischen Forschungsorganisation für Hochenergiebeschleuniger [engl. Japan’s High Energy Accelerator Research Organization, jp. Kō Enerugī Kasokuki Kenkyū Kikō = KEK, kurz KEK-PS] durchgeführten Protonenstrahltherapie sowie auf der seit 1993/94 geleisteten Arbeit mit dem NIRS-Schwerionenbeschleuniger [engl. Heavy Ion Medical Accelerator in Chiba, HIMAC; jp. Jūryūshisen Ganchiryō Sōchi 重粒子線がん治療装置 bzw. Chiba ni aru jūion iryō-yō kasokuki 「千葉にある重イオン医療用加速器」] in Chiba.

Im Bereich der Schwerionentherapie fällt vor allem die Dynamik des Baus neuer Einrichtungen und der Ausweitung vorhandener Forschungs-, Entwicklungs- und vor allem Behandlungskapazitäten im In- und Ausland auf. Das Yamagata-Universitätskrankenhaus [engl. Yamagata University Hospital; jp. 山形大学医学部附属病院 Yamagata Daigaku Igakubu Fuzoku Byōin] baut gerade an einer neuen Behandlungseinrichtung für Schwerionentherapie. Das neue Osaka-Schwerionen-Krebszentrum [engl. Osaka Carbon Ion Cancer Center; jp. Ōsaka Jūryūshisen Ganchiryō Shisetsu 大阪重粒子線がん治療施設] befindet sich im Bau und soll in Osaka im Stadtbezirk Chuo im Jahr 2018 den Betrieb aufnehmen.

Die Schwerionentherapie soll eine alltägliche Form der Behandlung für Krebskranke im In- und Ausland werden und mit anderen Behandlungsformen wie der Immuntherapie etc. kombiniert angewendet werden. Im Vordergrund der aktuellen Aufgaben steht eine Miniaturisierung der Behandlungsanlagen und -apparate und eine Verbilligung der therapeutischen Maßnahmen. Ein besonderes japanisches Problem sind die enormen Baukosten. Im Laufe von fünf bis zehn Jahren sollen drei oder vier japanische Einrichtungen für Schwerionentherapie auch in den USA entstehen. Japan kooperiert auf dem Gebiet der Ionenstrahltherapie auch mit Südkorea. Im Rahmen einer Forschungskooperation mit dem NIRS [Hōiken] entsteht gerade eine neue Einrichtung für Schwerionentherapie am Krebszentrum der privaten Universität Yonsei [Yonsei University] in Seoul, die im Jahr 2021 in Betrieb gehen soll.

Japanische Unternehmen exportieren also nicht nur Hochtechnologie für Medizin, Forschung und Industrie, sondern auch Know-how für die Errichtung und den Betrieb von Krebstherapiezentren. Die neueste, hochkarätige japanische Forschungs- und Entwicklungskooperation im Bereich der Medizintechnologie wurde vor acht Monaten zwischen QST, Mitsubishi, Hitachi, Toshiba und Sumitomo geschlossen und hat die Entwicklung eines „Quanten-Skalpells“ [engl. quantum scalpel; jp. ryōshi mesu 量子メス] zum Inhalt.

Die beste Art, sich zu rächen

「復讐する最良の方法は、相手と同じような者にならぬこと」(マルクス・アウレリウス、121年~180年)
Fukushū suru sairyō no hōhō wa, aite to onaji yō na mono ni naranu koto
“The best revenge is to be unlike the person who performed the injury.”
„Die beste Art, sich zu rächen ist, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten.“ (Marcus Aurelius, 121–180 n.u.Z.)

Man ist nur einmal jung.

若い時は二度来ない
Wakai toki wa nido konai
Die Jugend kommt nicht wieder.
Man ist nur einmal jung.

若い時は二度無い
Wakai toki wa nido nai
Youth comes but once in a lifetime.
We are only young once.

Probieren geht über Studieren.

物は試し
Mono wa tameshi
Du weißt nie, was du kannst, wenn du es nicht ausprobierst.
Erfahrung macht klug.
Das Leben ist ein Versuch.
Probieren geht über Studieren.

物は試し
Mono wa tameshi
You never know what you can do till you try.
There is nothing like trying.
Let’s give it a try; we may have a chance.
The proof of the pudding is in the eating.

Für alles [Schlechte] gibt es einen [guten] Grund.

盗人の昼寝
Nusubito no hirune
Der Mittagsschlaf des Diebes.
Selbst der Mittagsschlaf eines Diebes kann sich als negativ erweisen, weil er die Vorbereitung für einen nächtlichen Raub ist.
Selbst scheinbar harmlose Dinge können einen spezifischen Grund und negativen Zweck haben.
Wenn der Fuchs schläft, so träumt ihm von Hühnern.
Für alles [Schlechte] gibt es einen [guten] Grund.

盗人の昼寝
Nusubito no hirune
A thief’s midday nap.
A thief napping in the middle of the day may seem random, but for him the nap is an important preparation for his nightly activities.
Even a seemingly purposeless activity can still have a specific reason and [negative] purpose.
A fox sleeps but counts hens in his dream.
There is a [good] reason for every [bad] thing.

Anmerkung
Dieses Sprichwort steht auf der 10. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Edo (Edo Iroha Karuta), Osaka (Ōsaka Iroha Karuta), Kamigata (Kamigata Iroha Karuta) und Owari (Owari Iroha Karuta). Es gibt neben der obigen sprichwörtlichen Redensart den gleichen Inhalt als wohlformulierten Satz:

盗人の昼寝も当てがある。
Nusubito no hirune mo ate ga aru.
Even a thief’s midday nap has a purpose.
Selbst der Mittagsschlaf eines Diebes hat einen Zweck.

Die Augen sind die Fenster der Seele.

「目は心の窓」
(ヒルデガルト・フォン・ビンゲン、1098年~1179年)
Me wa kokoro no mado
The eyes are the windows to the soul.
Die Augen sind die Fenster der Seele. (Hildegard von Bingen, 1098–1179)

Frisch gewagt ist halb gewonnen.

始め半分
Hajime hanbun
Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Frisch gewagt ist halb gewonnen.

始め半分
Hajime hanbun
Half is done when the beginning is done.
Well begun is half done.

Keine Antwort ist auch eine Antwort. [2]

「沈黙にも意味がある」
Chinmoku ni mo imi ga aru
Schweigen bedeutet Zustimmung.
Wer schweigt, stimmt zu.
Wenn Kinder still sind, haben sie etwas ausgefressen.
Qui tacet, consentire videtur. [Bonifatius]
Wer schweigt, scheint zuzustimmen.
Qui tacet consentire non videtur. [Rechtsgrundsatz]
Wer schweigt, scheint nicht zuzustimmen.
Keine Antwort ist auch eine Antwort.

「沈黙にも意味がある」
Chinmoku ni mo imi ga aru
Silence means consent.
When children stand quiet they have done some ill.
When children stand still, they have done some ill.
Qui tacet, consentire videtur. [Bonifatius)
He who is silent is understood to consent.
Qui tacet consentire non videtur. [legal principle]
He who is silent is understood not to consent.
No answer is also an answer.

Anmerkung
Der allgemeine Rechtsgrundsatz „Qui tacet consentire non videtur.“ [Wer schweigt, scheint nicht zuzustimmen.] bedeutet, dass Schweigen keine Willenserklärung darstellt und sie auch nicht ersetzen kann. Das geschriebene Recht wäre nicht das gesetzte Recht, wenn es nicht auch diverse Ausnahmen – im Handelsverkehr und im Zivilprozess etc. – kennen würde, was Bonifatius, der Missionar und Apostel der heidnischen Germanen, schon über tausend Jahre vor den modernen Juristen im Mittelalter stilsicher wie folgt formuliert hat: „Qui tacet, consentire videtur.“ [Wer schweigt, scheint zuzustimmen.]

Keine Antwort ist auch eine Antwort. [1]

「返事をしないのも返事の一つ」
Henji o shinai no mo henji no hitotsu
Keine Antwort ist auch eine Antwort.

「返事のないものも返事」
Henji no nai mono mo henji
No answer is also an answer.