Japanische Atomaufsichtsbehörde genehmigt Stilllegungsplan für Ikata 1

Die japanische Atomaufsichtsbehörde NRA (Nuclear Regulation Authority, jp. Genshiryoku Kisei Iinkai) hat am 28. Juni 2017 den Plan des Energieversorgers Shikoku Electric Power Co., Inc. (Shikoku Denryoku) zur Stilllegung seines ältesten von drei Druckwasserreaktoren namens Ikata 1 (DWR, 566 MWe = Megawatt elektrisch) in Ikata-cho (rd. 9.000 Einwohner) in der Präfektur Ehime auf der Halbinsel Sadamisaki im Südwesten der Insel Shikoku genehmigt.

Nach den Reaktoren Mihama 1 (DWR, 340 MWe) und 2 (DWR, 500 MWe, Präfektur Fukui) von Kansai Electric Power Co., Inc. (Kansai Denryoku), Tsuruga 1 (SWR, 357 MWe, Präfektur Fukui) von The Japan Atomic Power Company (JAPC, jp. Nihon Genshiryoku Hatsuden), Shimane 1 (SWR = Siedewasserreaktor, 460 MWe, Präfektur Shimane) von Chugoku Electric Power Co., Inc. (Chūgoku Denryoku) und Genkai 1 (DWR, 559 MWe, Präfektur Saga) von Kyushu Electric Power Co., Inc. (Kyūshū Denryoku) ist Ikata 1 der sechste Stilllegungsplan, den die NRA seit dem Inkrafttreten strengerer Atomsicherheitsbestimmungen im Jahr 2012 als Folge der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 (Erdbeben, Riesenflutwelle, Kernschmelzen) genehmigt hat.

Der Vorstand von Shikoku Denryoku hatte bereits im März 2016 entschieden, dass sich eine Investition von rund 170 Milliarden Yen zur Erfüllung der seit dem Nuklearunfall im Fukushima Daiichi-Kernkraftwerk von Tokyo Electric Power Company Holdings, Inc. (Tōkyō Denryoku) komplexeren Sicherheitsauflagen nicht rechnen würde und eine Laufzeitverlängerung über die 40-Jahre-Regel hinaus deshalb nicht in Betracht käme. Ikata 1 war im Jahr 1977 nach einer Bauzeit von vier Jahren und drei Monaten in Betrieb gegangen und hat nach Angaben des Betreibers bis zu Inspektionen und Streßtests seit September 2011 insgesamt 126,8 Terawattstunden Strom produziert. Die benutzten Kernbrennelemente von Ikata 1 müssen viele Jahre rund um die Uhr in einem Abklingbecken des jüngsten Kernreaktors Ikata 3 (DWR, 890 MWe, Inbetriebnahme 1994) von Shikoku Denryoku gekühlt werden.

Bei der Stilllegung fallen mehr als 3.000 Tonnen niedrigradioaktiver Atommüll an. Rund 40.000 Tonnen sollen als nichtradioaktiver Industriemüll klassifiziert und behandelt werden. Eine offizielle Endlagerstätte für hochradioaktiven Atommüll gibt es in Japan mehr als 63 Jahre nach der Verabschiedung des ersten Nuklearbudgets vom 3./4. März 1954 als Nachtragshaushalt und Kompromiß von drei konservativen Regierungsparteien des 5. und letzten Kabinetts von Premierminister Shigeru Yoshida noch nicht.

Das hat – nach dem Fukushima Daiichi-Nuklearunfall – dazu geführt, dass der frühere Vorsitzende der stärksten Regierungspartei (Liberaldemokratische Partei, jp. Jiyū Minshutō) und konservative Ex-Premierminister Jun’ichirō Koizumi (Amtszeit 2001–2006) nach einer Informationsreise in Deutschland und Finnland im August 2013 gegenüber japanischen Journalisten nach seiner Rückkehr aus voller Überzeugung den folgenden Satz fallen ließ: „Kernkraftwerke sind wie Häuser ohne Toilette.“ [Genpatsu wa toire naki manshon]. Von diesem Standpunkt ist der aktuelle liberaldemokratische Premierminister Shinzō Abe (Amtszeit 26.09.2006–26.09.2007, 26.12.2012–) mindestens soweit entfernt wie Koizumi zu seiner Zeit als amtierender Premierminister.

Fernsehen bildet

「テレビは非常に教育的なものだと思う。誰かがテレビをつけると私はいつも別の部屋に行って本を読むからだ。」(グルーチョ・マルクス、1895年~1977年)
Terebi wa hijō ni kyōikuteki na mono da to omou. Dare ka ga terebi o tsukeru to watashi wa itsumo betsu no heya ni itte hon o yomu kara da.
“I find television very educating. Every time somebody turns on the set, I go into the other room and read a book.”
„Ich denke, Fernsehen bildet. Jedes Mal, wenn jemand den Fernseher einschaltet, gehe ich nach nebenan und lese.“ (Groucho Marx, 1890–1977)

Erfinder der Trockenbatterie: Sakizō Yai

Außerhalb Japans ist wenig bekannt, daß der Erfinder der weltweit ersten Trockenbatterie [engl. dry battery, jp. kandenchi 乾電池] nicht der Deutsche Carl Gassner (1855–1942) und auch nicht der Däne Wilhelm Hellesen (1836–1892), sondern der japanische Autodidakt und Erfinder Sakizō Yai 屋井先蔵 (1864–1927) war, weil er wegen Geldarmut die Gebühren für die Patentanmeldung nicht bezahlen konnte und ihm das Know-how fehlte, wie man sie eventuell hätte vermeiden können.

Yai wurde gegen Ende der Edo-Zeit (1603–1868), der japanischen Frühmoderne, in Nagaoka in der Präfektur Niigata (damals Provinz Echigo) am Japanischen Meer (Nihonkai) als Sohn eines niederrangigen Samurai mit einem jährlichen Reiseinkommen von 300 Koku (1 Koku = ca. 180 Liter) geboren. Sein wichtigstes väterliches Erbe für seine späteren Erfindungen war möglicherweise wissenschaftliche Neugierde und eiserne Disziplin. Er war sechs Jahre alt, als sein Vater verstarb und wurde von seinem Onkel adoptiert. Mit 13 Jahren begann er eine Lehre in einer Uhrenwerkstatt, konnte seine Lehrzeit zunächst wegen Krankheit jedoch nicht vollenden und mußte deshalb in seinen Heimatort zurückkehren.

Nach später vollendeter Lehrvertragszeit legte er zweimal erfolglos die Aufnahmeprüfung ab für die 1881 gegründete Gewerbliche Schule Tokyo [Tōkyō Shokkō Gakkō 東京職工学校, später Tōkyō Kōtō Kōgyō Gakkō 東京高等工業学校, Nachfolgeorganisation war das Tokyo Institute of Technology (Tōkyō Kōgyō Daigaku 東京工業大学)]. Aus formalen Gründen wie Alterbegrenzungsvorschriften mußte er die Verfolgung seines Wunsches, an einer Höheren Technischen Schule zu studieren, aufgeben. In den folgenden drei Jahren forschte er ohne Stipendium und ohne Mäzen auf eigene Rechnung und eigenes Risiko an ständig in Bewegung bleibenden Geräten [jp. eikyū jidōki 永久自動機] und interessierte sich vornehmlich für Phänomene mit ruhender oder bewegter elektrischer Ladung.

Im Alter von 23 Jahren erfand Yai eine konstante elektrische Uhr [engl. continuous electric clock, jp. renzoku denki dokei 連続電気時計]. Seine Patentanmeldung Nr. 1205 war 1891 die erste in Japan zum Bereich der Elektrizität. In der Uhr war ein Daniell-Element aus einer Zink- und einer Kupfer-Halbzelle verbaut. Im Winter fror die Flüssigkeit der Naßzelle bei Minustemperaturen ein und machte die Uhr störungsanfällig. Yai machte sich daran, dieses Problem zu lösen und setzte sich das Ziel, eine Trockenbatterie zu entwickeln. Yai ging am Tage als Arbeiter dem Gelderwerb nach, arbeitete nachts als Erfinder und gönnte sich über Jahre hinweg nur drei, vier Stunden Schlaf pro Tag.

Er hatte das Glück, Assistent in einem Labor der privaten Tokyoter Akademie für Physik [The Tokyo Academy of Physics, später Science University of Tokyo, jp. Tōkyō Butsuri Gakkō 東京物理学校] zu werden, die 1881 von ein bis zwei Dutzend Physik-Absolventen der staatlichen Kaiserlichen Universität zu Tokyo [Tōkyō Teikoku Daigaku 東京帝国大学, heute The University of Tokyo, Tōkyō Daigaku 東京大学] gegründet worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Science University of Tokyo im Jahr 1949 in Kagurazaka im Tokyoter Stadtbezirk Shinjuku in Tokyo University of Science [Tōkyō Rika Daigaku 東京理科大学] umbenannt und reorganisiert und existiert bis heute unter dieser Bezeichnung.

Yai war ein Pionier für die Kooperation zwischen Industrie und Forschung [sangaku kyōdō 産学協同] und tauschte sich oft mit Wissenschaftlern seines Labors aus, um Probleme bei der Entwicklung der Trockenbatterie zu diskutieren. So liefen häufig Chemikalien aus dem Pluspol, und unedle Metalle korrodierten und wurden unbrauchbar. Yai versuchte einen Graphitstab mit Paraffin zu imprägnieren und experimentierte so lange, bis er erfolgreich war. Es war jedoch nicht Yai, sondern Ichizaburō Takahashi 高橋市三郎, der die Trockenbatterie in Japan als Patent anmeldete (Patent Nr. 2086).

Außer Yai haben der oben erwähnte deutsche Arzt und Erfinder Gassner und der dänische Erfinder und Industrielle Hellesen unabhängig voneinander ebenfalls eine Trockenbatterie entwickelt und jeweils in ihrem Land als Patent angemeldet. Beide benutzten 1885/86 nasse Leclanché-Zellen für die Entwicklung ihrer jeweiligen Trockenbatterie. Gassner experimentierte bei einem Uhrmacher und benutzte in Türklingeln Gips als poröses Bindemittel für die Leclanché-Zellen, die oft austrockneten, und fügte wasseranziehende Chemikalien hinzu. Ein weiteres Anwendungsgebiet für die Trockenbatterie wurde die Telegrafie. Gassner meldete seine Trockenbatterie 1886 als Patent Nr. 37758 in Deutschland an, später auch in Österreich-Ungarn, Belgien, Frankreich und England. Er erwarb 1887 in den USA ein Patent für seine Erfindung unter der Nr. 373064 und errichtete in Frankfurt am Main eine Batteriefabrik. Er wurde innerhalb kurzer Zeit wohlhabend, weil seine Trockenbatterien zum Beispiel reichsweit in Türklingeln zur Anwendung kamen.

Yai hatte anfangs für seine Trockenbatterie noch keine Anwendung, in denen er sie gewinnbringend hätte veräußern können. Im Jahr 1891 heiratete er. Die Yai-Trockenbatterie wurde schließlich für die Weltausstellung in Chicago (01.05.–30.10.1893) in einem Seismographen der Kaiserlichen Universität zu Tokyo verbaut. Nach dem Ende der Weltausstellung bemühte sich das United States National Museum (später: Smithsonian Institution) erfolgreich um das japanische Exponat.

Im ersten Chinesisch-Japanischen Krieg (1894–1895) wurde Yais Trockenbatterie in der Mandschurei vom japanischen Militär eingesetzt und in einem japanischen Extrablatt in den höchsten Tönen gelobt [Manshū de no shōri wa hitoe ni kandenchi ni yoru mono 「満州での勝利はひとえに乾電池によるもの」]. Die Journalisten behandelten das Thema am nächsten Tag erneut und stellten den Namen des japanischen Erfinders in den Mittelpunkt ihrer Kriegsberichterstattung. So wurde Yai landesweit bekannt.

Er gründete 1910 die Yai-Trockenbatterie-Kommanditgesellschaft [Gōshi Gaisha Yai Kandenchi 合資会社屋井乾電池] und wählte als Standort für den Vertrieb Nishiki im Tokyoter Stadtbezirk Kanda. Die Produktion wurde im Tokyoter Stadtbezirk Asakusa (später Taitō) in Kamiyoshi-chō aufgebaut. Yais Batteriefabrik entwickelte sich mit einem Output von 200.000 Stück pro Jahr bis 1921 zur größten des Landes, weshalb er auch als „Trockenbatterie-König“ [kandenchi-ō 乾電池王] apostrophiert wurde.

Am 1. September 1923 machte um 11:58 Uhr das Große Kantō-Erdbeben [Kantō Daishinsai 関東大震災] seine Batteriefabrik mit einer Oberflächenwellen-Magnitude von 7,9 dem Erdboden gleich. Die Fabrik wurde in Kawasaki zwischen Tōkyō und Yokohama wieder aufgebaut. Yais Trockenbatterien verkauften sich nicht nur innerhalb Japans gut, sondern wurden auch exportiert. Eine unglückliche Koinzidenz aus Magenkrebs und akuter Lungenentzündung überlebte der chronisch überarbeitete 63-jährige Yai nicht. Ohne eigenen Nachfolger wurde sein Erbe nach einigen Jahren von der Konkurrenz übernommen. Im Jahr 1950 verschwand schließlich auch sein Name aus dem Verzeichnis japanischer Unternehmen.

Quelle: Denchi Kōgyōkai 電池工業会 [Battery Association of Japan].

Stille Wasser sind tief. [2]

浅瀬に仇波
Asase ni adanami
Je seichter der Strom, desto rauher die Wellen.
Leere Fässer klingen hohl.
Leere Töpfe klappern am meisten.
Ein leerer Topf am meisten klappert, ein leerer Kopf am meisten plappert.
Stille Wasser sind tief.

浅瀬に仇波
Asase ni adanami
Deep rivers move in silence, shallow brooks are noisy.
Wise man [and women] talk because they have something to say; fools because they have to say something.
The empty vessel makes the greatest sound.
Those who know little talk much.
Still waters run deep.

Anmerkung
Die sprichwörtliche Redensart »Asase ni adanami« dient heutzutage als Gleichnis für oberflächliche und launenhafte Menschen, die auch bei geringfügigen Dingen viel Lärm um nichts machen. Für das Bild der rauhen, tobenden Wellen [»adanami«] gibt es im Japanischen noch heute drei Schreibweisen: 「仇浪」 「徒波」 「徒浪」. Das Gleichnis kommt in Gedicht Nr. 522 der Anfang des 10. Jahrhunderts vollendeten kaiserlichen Anthologie namens »Kokin Wakashū« 『古今和歌集』 [Sammlung alter und moderner japanischer Gedichte, ca. 920 n.u.Z.] vor. Als Autor dieses Waka – ein Begriff, der in Abgrenzung zu chinesischen Formen der Dichtung geprägt wurde – gilt der buddhistische Mönch Sosei [Sosei Hōshi 素性法師], dessen Lebensdaten unsicher sind (ca. 909 n.u.Z. verstorben). Es handelt sich bei diesem Waka um ein 31-silbiges Kurzgedicht [Tanka 短歌] mit dem typischen Versmaß 5-7-5-7-7, das man recht verschieden, mit mehr oder weniger chinesischen Schriftzeichen (Kanji) und je nach Interpretation mit verschiedenen Kanji schreiben kann: »An tiefen Stellen sind die Wellen der Flußströmung lautlos, aber an Untiefen ohrenbetäubend.« Da das Kurzgedicht im 14. von 20 Büchern der »Blumenlese« zum Thema Liebe und Sehnsucht steht, sind hier durchaus noch weitere Möglichkeiten der Interpretation gegeben, wenn man japanischen und chinesischen Experten für Prosodie und Herzensangelegenheiten folgen würde. Im Folgenden das Kurzgedicht in einer moderneren, um Kanji angereicherten, in einer um Hiragana angereicherten Variante mit lateinischer Transkription und in einer amerikanischen Übersetzungsmöglichkeit:

底ひなき
淵やは騒ぐ
山川の
浅き瀬にこそ
仇波は立て

そこひなき
ふちやはさはぐ
山川の
あさきせにこそ
あだ浪はたて

sokoi naki
fuchi ya wa sawagu
yamagawa no
asaki se ni koso
adanami wa tate

Helen Craig McCullough hat das Gedicht in ihrem Buch Kokin Wakashū. The First Imperial Anthology of Japanese Poetry (Stanford, California: Stanford University Press, 1985, S. 159) wie folgt ins Englische übersetzt:

Do waters clamor
inside a bottomless pool?
The shallow rapid
of a brawling mountain stream –
that is where noisy waves rise!

Daichi Kamada aus der japanischen J1 League verstärkt Eintracht Frankfurt

Dem 20-jährigen zentralen Mittelfeldspieler Daichi Kamada [鎌田大地, geboren 05.08.1996, 180 cm, 72 kg, Rechtsfuß, Vor- und zugleich Spitzname sprich „Daitschi“] geht in Japan der Ruf voraus, das Potential und die Klasse des legendären Hidetoshi Nakata zu haben – auf Japanisch plastisch auch als „Reinkarnation von Hidetoshi Nakata“ [Nakata Hidetoshi no sairai 「中田英寿の再来」] bezeichnet –, der von 1998 bis 2005 für mehrere Vereine der italienischen Serie A gespielt hat. Fredi Bobic, Vorstand Sport von Eintracht Frankfurt, sagte am Sonntag, den 25. Juni 2017 zur bevorstehenden Verpflichtung des Spielers mit der Nr. 7 vom südwestjapanischen J1 League-Fußballklub Sagan Tosu [サガン鳥栖, gegründet 1997, aktuell 11. Platz]: „Wir sind uns mit Club und Spieler einig und hoffen, dass wir in den nächsten Tagen Vollzug melden können.“

Daichi Kamada wurde am 5. August 1996 in der Präfektur Ehime im Nordwesten der Insel Shikoku geboren. Er besuchte die städtische Grundschule Iyo und lernte das Fußballspielen bei seinem Heimatverein Kids FC. Im 6. Grundschuljahr gewann er die landesweite Fußballmeisterschaft seines Jahrgangs. Danach wechselte er zur städtischen Nord-Mittelschule von Kishiwada (Kishiwada Shiritsu Kita-Chūgakkō) und spielte für die Jugend von Gamba Osaka (gegründet 1980) in der Stadt Suita. Im Jahr 2009 wurde er in die Auswahl für den JOMO CUP und in die J1 League-Auswahl der U13 gegen Südkorea berufen.

Sein Weg nach oben war keineswegs eine gerade Linie. Wegen Verletzungspech wurde er nicht wie sein Mitspieler Ryuta Yamamoto aus gemeinsamer Zeit beim Kids FC in die Jugend des Ehime FC (gegründet 1970, seit 2005 in der J2 League) geholt. Sein Abitur machte er daher nicht in Matsuyama, der Hauptstadt der Präfektur Ehime, sondern an der Higashiyama-Oberschule in Kyoto (Higashiyama Chūgaku, Kōtō Gakkō), wo er sein Paßspiel und seine Spielintelligenz weiter verfeinerte. In seinem dritten Oberschuljahr beendete Kamadas Mannschaft die Takamado no Miya-Cup Premier League-West auf dem letzten Platz, aber im Vergleich der Mittelfeldspieler rangierte Daichi mit 10 Treffern in einer vergleichsweise schlechteren Mannschaft auf dem 4. Platz. Deshalb zeigten im November 2014 gleich fünf J League-Vereine Interesse an seiner Verpflichtung.

Sagan Tosu holte ihn zur Saison 2015 in die Stadt Tosu nach Saga, Nachbarpäfektur von Nagasaki, auf die südliche Hauptinsel Kyushu. In seinem ersten Einsatz als Profifußballer schoß er am 10. Mai 2015 auch gleich sein erstes Tor, den Ausgleichstreffer gegen den Matsumoto Yamaga Football Club. Im August 2015 wurde er zu einem Trainingslager der japanischen U22-Auswahl eingeladen. Es folgte im Mai 2016 ein Ruf zur U23-Auswahl. Als hängende Spitze konnte er seine Fähigkeiten als Paß- und Taktgeber nicht so gut zur Geltung bringen und wurde in der Folge nicht zu den Olympischen Sommerspielen von 2016 nach Rio de Janeiro eingeladen.

Am 13. Spieltag schoß er am 27. Mai 2017 gegen Hokkaido Consadole Sapporo den Siegtreffer und heiratete anschließend seine gleichaltrige Freundin standesamtlich und unpompös [nashikon ナシ婚]. Am Sonntag, den 25. Juni 2017 legte er bei seinem vorläufig letzten Spiel den Führungstreffer beim 2:1-Heimsieg gegen die Urawa Red Diamonds (auch: Urawa Reds, gegründet 1950) auf. Er wird in dieser Woche zum Medizincheck am Main erwartet. Kamada hat in der laufenden Saison in 16 Spielen drei Treffer erzielt, wettbewerbsübergreifend – mit Ligapokal beziehungsweise J. League Cup [Jei Rīgu Kappu Jリーグカップ] und Kaiserpokal [Tennōhai 天皇杯] – in 18 Spielen fünf Tore.

Makoto Hasebe [長谷部誠], ebenfalls Mittelfeldspieler, Kapitän der japanischen Nationalmannschaft und aktuell derjenige Eintracht-Spieler mit den drittmeisten Bundesliga-Einsätzen, wird Kamada helfen, den unvermeidlichen Kultur- und Sprachschock zu lindern und die Integration in eine neue Mannschaft und einen neuen Verein zu bewältigen.

Anläßlich der gestrigen Abschiedszeremonie erhielt Daichi Kamada Blumensträuße von seiner frisch vermählten Ehefrau sowie seinen Eltern und bedankte sich bei den Fans, den Mitspielern und dem Verein mit einer Rede und einer Ehrenrunde. Zu Beginn wurde auf einer Großleinwand auch eine Reihe von erinnerungswürdigen Spielszenen gezeigt, die ahnen lassen, warum die 2,5 Millionen Euro, die Eintracht Frankfurt in den Transfer des jungen Japaners investiert, nach bestem Wissen und Gewissen gut angelegt sein dürften [Best of-Fußballszenen des 30-minütigen Videos siehe vor allem 1. bis 4. Minute: https://www.youtube.com/watch?v=8jU-YlLbi_4].

Wo Nichtwissen Seligkeit, ist es Torheit, weise zu sein.

「知らないのが幸福なら、知ることは愚か」(トマス・グレイ、1716~1771)
Shiranai no ga kōfuku nara, shiru koto wa oroka
“Where ignorance is bliss, ’tis folly to be wise.”
„Wo Nichtwissen Seligkeit, ist es Torheit, klug zu sein.“ (Thomas Gray, 1716–1771)

Anmerkung
Das Zitat stammt aus den beiden letzten Zeilen des von Thomas Gray im Jahr 1742 verfaßten Gedichts „Ode on a Distant Prospect of Eton College“ (veröffentlicht 1747).

Energiewende in Südkorea: Präsident Moon spricht sich gegen neue Kohle- und Kernkraftwerke aus

Der seit Anfang Mai 2017 amtierende Präsident Moon Jae-in sprach sich am 19. Juni während einer Zeremonie anläßlich der ersten Außerbetriebnahme eines südkoreanischen Kernreaktors für einen stufenweisen Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Kernenergie aus. Kori 1 (1977–2017) verfügt über einen 576-Megawatt-Druckwasserreaktor von Westinghouse. Das Kori-Kernkraftwerk liegt in der Nähe von Busan, der nach Seoul zweitgrößten Stadt des Landes am südöstlichen Ende der Koreanischen Halbinsel. Präsident Moon fügte hinzu, dass Pläne für den Bau neuer Kernkraftwerke nicht realisiert würden und er in der Frage des Atomausstiegs anstrebe, zeitnah einen gesellschaftlichen Konsens herzustellen.

Das bedeutet, dass möglicherweise nicht alle aktuell geplanten und in Bau befindlichen fortgeschrittenen Druckwasserreaktoren namens APR-1400 (Advanced Power Reactor 1400 MWe), ein für 60 Jahre Betrieb ausgelegter fortgeschrittener Reaktor der Generation III des größten südkoreanischen Stromkonzerns Korea Electric Power Corporation (KEPCO), vollendet würden. Der APR-1400 kombiniert Elemente des früheren Standardtyps, des optimierten Druckwasserreaktors OPR-1000 (Optimized Pressurized Reactor), eines Reaktors der Generation II, mit Merkmalen des amerikanischen Designs „System 80+“ von Combustion Engineering (C-E), später Teil des schwedisch-schweizerischen multinationalen Unternehmens ABB (ASEA Brown Boveri), danach abgegeben an die amerikanische Westinghouse Electric Company, die 2006 von Toshiba gekauft wurde und für die die Muttergesellschaft Ende März 2017 Gläubigerschutz beantragt hat.

Südkorea verfügt über 24 Kernreaktoren an vier Standorten (Hanbit, Hanul, Wolsong und Kori), die mit einer installierten Gesamtkapazität von 22,5 GWe (Gigawatt elektrisch) rund ein Drittel des südkoreanischen Strombedarfs abdecken. Kernenergie wurde jahrzehntelang staatlich gefördert und hat sich darüber zu einer Exporttechnologie entwickelt. Südkoreanische Unternehmen erhielten den Zuschlag für ein 20-Milliarden-Dollar-Geschäft zum Bau von vier fortgeschrittenen Druckwasserreaktoren der Generation III in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der dritte Entwicklungsplan für Kernenergie des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Technologie sah vor, dass sich die südkoreanische Nuklearindustrie zu einer der fünf stärksten weltweit entwickelt. Bis zum Jahr 2035 sollte Südkorea einen Kernstromerzeugungsanteil von 60% erreichen. Der Jahresnutzungsgrad (Kapazitätsfaktor), das Verhältnis von effektiver Leistung zur nominalen Vollauslastungskapazität, liegt in Südkorea mit 96,5% deutlich höher als in den USA (rund 90%) und noch viel höher als in Japan (70%). Nukleare Optimisten bezeichnen das als „Weltspitze“ , nukleare Pessimisten als „Spiel mit dem Feuer“.

Im Dezember 2016 ging der erste und bislang einzige von Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) und KEPCO entwickelte APR-1400, Shin Kori 3, in den kommerziellen Betrieb über und wurde mit dem Stromnetz synchronisiert. Sieben weitere Reaktoreinheiten befinden sich im Bau, darunter vier Einheiten im Kernkraftwerk Barakah in den Vereinigten Arabischen Emiraten und drei Einheiten in Südkorea, eine in Shin Kori und zwei in Shin Hanul (vormals Uljin). Die geplanten Einheiten Shin Kori 5 und 6 werden eventuell nicht gebaut. Zu dieser Entscheidung dürfte eine Reihe von nuklearen Ereignissen der letzten Jahre beigetragen haben, die die Betreiber versuchten zu vertuschen oder verspätet gemeldet haben.

In diesem Zusammenhang sei ein nachträglich als Störfall der INES-Stufe 2 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare und radiologische Ereignisse (International Nuclear Event Scale, INES) bewertetes Ereignis erwähnt, das etwa elf Monate nach der Fukushima Daiichi-Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 (Erdbeben, Riesenflutwelle, Kernschmelzen) im Kori-Kernkraftwerk stattgefunden hat. Der Kernreaktor Kori 1 wurde am 9. Februar 2012 um 8:30 Uhr für turnusmäßige Inspektionen heruntergefahren. Danach ereignete sich für 12 Minuten ein kompletter Stromausfall (»Station Blackout«), der erst drei Tage später der Atomaufsichtsbehörde berichtet wurde. Von einem Station Blackout (vollständiger Stromausfall einschließlich Notstromaggregate) spricht man, wenn Eigenbedarfstransformatoren vom Blockgenerator oder vom externen Stromnetz genommen werden, vorhandenenfalls auch der/die Reservenetztransformatoren versagen sowie Notstromaggregate (Dieselgeneratoren) aus welchen Gründen auch immer – im Fall von Kori 1 wegen eines mechanischen Defekts im Startluftsystem, vorausgegangen war im Rahmen von Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten beim Test von Schutzrelais des Blockgenerators eine Trennung der Anlage vom externen Netz aufgrund eines menschlichen Fehlers – ausfallen.

Die Bevölkerung Japans ist wegen der geographischen Nähe und der vorherrschenden Windrichtung im Fall eines südkoreanischen Nuklearunfalls sehr schnell von der radioaktiven Strahlung direkt betroffen, ganz zu schweigen von der südkoreanischen Bevölkerung, die so nah wie kaum eine zweite weltweit an Nuklearanlagen wohnt.

Das Drehbuch des neueren südkoreanischen Katastrophenfilms »Pandora« [판도라, 2016] bedient das gesellschaftliche Bedürfnis nach dem Guten, Wahren, Schönen, Traurigen und Dramatischen sowie nach einsamen, unbeirrbaren Weltenrettern beziehungsweise [Anti-] Helden in Gestalt eines Nukleararbeiters und ist offensichtlich unmittelbar von dem obenerwähnten Störfall des Kernreaktors Kori 1 inspiriert.

Wenig ist besser als nichts.

有るは無いに勝る
Aru wa nai ni masaru
Etwas ist besser als nichts.
Man hat, was man hat.
Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.
Wenig ist besser als nichts.

有るは無いに勝る
Aru wa nai ni masaru
Something is better than nothing.
A bird in the hand is worth two in the bush.
A crust is better than no bread.
Half a loaf is better than none.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. [2]

瓜の蔓に茄子はならぬ
Uri no tsuru ni nasubi wa naranu
An einer Melonenranke wächst keine Aubergine.
Aus qualitativ Minderwertigem entsteht nichts qualitativ Hochwertiges.
Adler brüten keine Tauben.
Aus nichts wird nichts.
Aus einem Ackergaul wird kein Rennpferd.
Von schlechtem Korn kommt keine gute Saat.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

瓜の蔓に茄子はならぬ
Uri no tsuru ni nasubi wa naranu
Around a gourd tendril an eggplant will not grow.
We cannot make something good out of something naturally inferior in quality.
Eagles do not breed doves.
Nothing comes from nothing.
Of evil grain, no good seed can come.
You cannot make a silk purse out of a sow’s ear.
The apple doesn’t fall far from the tree.

Anmerkung
Dieses Sprichwort darf nicht lobend gebraucht werden. Eine richtige typische Anwendung lautet wie folgt: 【用例】 「瓜の蔓に茄子はならぬで、私も父と同じように平凡な会社員だ」 „Es heißt ja ‚An einer Melonenranke wächst keine Aubergine.‘, auch ich bin wie mein Vater [nur] ein mittelmäßiger Firmenangestellter.“

Die Ehe

「結婚は素晴らしい施設である。しかし、誰が施設に住みたがるかね?」 (グルーチョ・マルクス)
“Marriage is a wonderful institution, but who wants to live in an institution?”
„Die Ehe ist eine wunderbare Einrichtung, aber wer möchte in einer Einrichtung leben?“ (Groucho Marx, 1890–1977)