Deutschland und Japan kooperieren in der Batterieforschung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Entwicklungsorganisation für Neue Energien und Industrietechnik [New Energy and Industrial Technology Development Organization, NEDO, jp. Shin Enerugī Sangyō Gijutsu Sōgō Kaihatsu Kikō 新エネルギー・産業技術総合開発機構] im Zuständigkeitsbereich des japanischen Wirtschaftsministeriums haben am 24. Mai 2017 eine gemeinsame Absichtserklärung zur Batterieforschung unterzeichnet.

Batterien sind zentraler Bestandteil von Elektrofahrzeugen (Elektromobilität) und -werkzeugen. Viele Bereiche, wie zum Beispiel die Logistik, die Unterhaltungselektronik und die Medizintechnik benötigen leistungsfähige Batterien. Die „vorwettbewerbliche Forschung“ [engl. precompetitive research, jp. zenkyōsōteki kenkyū 前競争的研究] und Kooperation auf dem Gebiet der Sekundärzellentechnik umfaßt vor allem den Informationsaustausch und den Austausch von Forschern und sieht die Förderung gemeinschaftlicher Forschungsprojekte zwischen Japan und Deutschland vor. Beide Länder wollen in der Batterieforschung Kräfte bündeln und Synergieeffekte zum beiderseitigen Vorteil kreieren. Projektpartner sind auf japanischer Seite die staatliche Universität Kyoto [Kyoto University, jp. Kyōto Daigaku 京都大学] und auf deutscher Seite die Justus-Liebig-Universität Gießen und das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal, Baden-Württemberg. Die ersten Forschungsthemen sind Zink-Sauerstoff-Batterien mit Ionenaustausch-Membran als Post-Lithiumionen-Technologie und kostengünstige Energiespeicher. Weitere gemeinsame Projekte sind geplant.

Zwischen 2010 und 2016 haben bereits vier wissenschaftliche Workshops zur Elektromobilität und zur Energiespeicherung der nächsten Generation stattgefunden. Dadurch haben sich die Beziehungen zwischen dem BMBF und der NEDO und den beteiligten Forschern vertieft. Die vier Workshops fanden 2010 in der NEDO-Zentrale in Kawasaki, 2013 in Münster, 2015 an der Universität Waseda [Waseda University, jp. Waseda Daigaku 早稲田大学] und 2016 in Ulm statt. Ein fünfter wissenschaftlicher Workshop wird im September in Osaka stattfinden und den Start zweier weiterer gemeinsamer Projekte einläuten.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und sein japanisches Pendant, das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie [Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology, MEXT, jp. Monbu Kagakushō 文部科学省], sowie die dem MEXT untergeordneten Förderorganisationen Japan Science and Technology Agency [JST, jp. Kagaku Gijutsu Shinkō Kinkō 科学技術振興機構] und die Japan Society for the Promotion of Science [JSPS, jp. Nihon Gakujutsu Shinkōkai 日本学術振興会] arbeiten auf der Grundlage eines Regierungsabkommens über die Zusammenarbeit auf wissenschaftlich-technologischem Gebiet von 1974 seit mehr als vier Jahrzehnten zusammen und tauschen sich regelmäßig aus, um ihre Kooperationen kontinuierlich neu auszurichten und aktuelle Schwerpunkte gemeinsamer Aktivitäten zu bestimmen.

Laut Pressemitteilung hat das BMBF die Batterieforschung in Deutschland seit 2008 mit rund 400 Millionen Euro gefördert und neu ausgerichtet. Deutschland zählt sich mit zur Weltspitze in der Grundlagenforschung bei „Batteriematerialien und -zellsystemen, Leistungselektronik für Batteriemanagementsysteme und Fertigungsprozessen.“ (BMBF-Pressemitteilung 052/2017)

Quellen: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); japanisches Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie [Ministry of Economy, Trade and Industry, METI, jp. Keizai Sangyōshō 経済産業省, kurz Keisanshō 経産省]; japanische Entwicklungsorganisation für Neue Energien und Industrietechnik [engl. New Energy and Industrial Technology Development Organization, NEDO, jp. Shin Enerugī Sangyō Gijutsu Sōgō Kaihatsu Kikō 新エネルギー・産業技術総合開発機構].

Eine schwarze Henne legt ein weißes Ei.

鳶が鷹を生む
Tobi ga taka o umu
Ein Milan gebiert einen Habicht.
Ein Schwarzer Milan gebiert einen Falken.
Eine schwarze Henne legt ein weißes Ei.

鳶が鷹を生む
Tobi ga taka o umu
A kite begets a hawk.
A great person may be born of perfectly ordinary parents.
A black hen lays a white egg.

Anmerkung
Wenn die Kinder so gut oder so schlecht wie die Eltern geraten, sich beide in vielerlei Hinsicht stark ähneln, benutzt man in Japan das Sprichwort 蛙の子は蛙 Kaeru no ko wa kaeru [Das Kind eines Frosches ist ein Frosch. = Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm]. Wenn das Kind prächtig gerät und die Eltern als das genaue Gegenteil erscheinen, sagt man in Japan 鳶が鷹を生む Tobi ga taka o umu [Ein Milan gebiert einen Habicht/Falken. = Eine schwarze Henne legt ein weißes Ei]. Ein typisches Anwendungsbeispiel ist zum Beispiel der Bildungserfolg: 【用例】「父親は学校の成績が散々だった。その父親の息子が東大に行くなんて、まさに鳶が鷹を生むということだね」

Die Wahrheit und die Lüge

「真理を知らないやつはただの馬鹿者だ。
Shinri o shiranai yatsu wa tada no bakamono da.
だが真理を知りながら
Da ga shinri o shirinagara
それを虚偽というものは犯罪人だ」
sore o kyogi to iu mono wa hanzainin da.
“Someone who doesn’t know the truth is just thick-headed.
But someone who does know it and calls it a lie is a crook.”
„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf.
Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ (Galileo Galilei, 1564–1642)

Quelle: Bertolt Brecht, Leben des Galilei, 9. Szene, 1943 in Zürich uraufgeführt.
典拠:ベルトルト・ブレヒト 『ガリレオ・ガリレイの生涯』 1943にチューリヒにて初演.

Von bösen Weibern und schlechten Ehefrauen, oder: hundert Jahre Mißernten versus hundert Jahre Hungersnöte

悪妻は百年の不作
Akusai wa hyakunen no fusaku
Eine schlechte Ehefrau ist wie hundert Jahre Mißernten.
Ein bös Weib ist der Schiffbruch des Mannes.
Eine schlechte Ehefrau ist ein Quell für lebenslanges Mißgeschick.
Lieber ein leeres Haus als ein böses Weib.
Lieber ein halbleeres Haus als einen bösen Ehemann.

悪妻は百年の不作
Akusai wa hyakunen no fusaku
A bad wife spells a hundred years of bad harvest.
An ill marriage is a spring of ill fortune.
Better be half hanged, than ill wed.
Better an empty house than a bad wife.
Better a half-empty house than a bad husband.

Anmerkung
Die sprichwörtliche Redensart Akusai wa hyakunen no fusaku 「悪妻は百年の不作」 war über die Agrargesellschaft hinaus lange Zeit Bestandteil der geschlechtsspezifischen männlichen Erziehung. Sie war und ist gemeint als Belehrung, darauf zu achten, eine Frau zu heiraten, die die Hausarbeit und die Kinderpflege allein und verantwortungsvoll erledigen könne, damit sich der Mann auf seine – selbsterwählte oder ihm auferlegte – Rolle als Haupternährer der Familie konzentrieren möge. Synonyme Redensarten sind z.B. Akusai wa isshō no fusaku 「悪妻は一生の不作」 [Eine schlechte Ehefrau ist wie lebenslang Mißernten.], Akusai wa rokujū nen no fusaku 「悪妻は六十年の不作」 [Eine schlechte Ehefrau ist wie sechzig Jahre Mißernten.] und Isshō no wazurai wa seiaku no tsuma 「一生の患いは性悪の妻」 [Lebenslanges Leiden bringt eine charakterlich schlechte Ehefrau mit sich.].

Die Männer-Perspektive und das unwillkürlich mitschwingende maskulinistische Yang der sprichwörtlichen Redensart animiert dazu, nach der Frauen-Perspektive oder auch dem feministischen Yin zu suchen. Die männliche Entsprechung der Grundform für „schlechte Ehefrau“ 「悪妻」 [akusai] lautet „akufu“ 「悪夫」 [„schlechter Ehemann“]. Dieses Lexem steht aber weder in dem japanischen Standard-Wörterbuch Kōjien noch findet sich in einschlägigen gedruckten sowie elektronischen Nachschlagewerken für Sprichwörter und Redensarten ein Gegenstück aus der weiblichen Perspektive. Daß sowohl das reale Phänomen als auch das es bezeichende Wort existiert, darf als gegeben vorausgesetzt werden. Selbstverständlich kann in der japanischen Gegenwartssprache aus „schlecht“ [warui 「悪い」] oder „nicht gut“ [yokunai 「良くない」] und „Ehemann“ [otto 「夫」] die Phrase „schlechter Ehemann“ [warui otto 「悪い夫」] gebildet werden, aber es geht hier um ein schriftsprachliches Kompositum und das logische Gegenstück zu „akusai“. Bei japanischen Bloggerinnen wird man schon nach kurzer Suche fündig. Demnach lautet das Gegenstück zu Akusai wa hyakunen no fusaku 「悪妻は百年の不作」 [Eine schlechte Ehefrau ist wie hundert Jahre Mißernten.] wie folgt:

悪夫は百年の飢餓
Akufu wa hyakunen no kiga
A bad husband spells a hundred years of starvation.
Ein schlechter Ehemann ist wie hundert Jahre Hungersnöte.

KEPCO verkündet dritte Laufzeitverlängerung für einen japanischen Kernreaktor im Juni 2017

Kommerzielle Leistungsreaktoren waren in Japan – wie international üblich – im Rahmen einer betriebswirtschaftlichen Kapitalrückfluß- und Gewinnrechnung ursprünglich für eine 40-jährige Laufzeit kalkuliert und ausgelegt. Die japanische Atomaufsichtsbehörde NRA [Nuclear Regulation Authority, Genshiryoku Kisei Iinkai] genehmigte 2016 drei Druckwasserreaktoren des zweitgrößten japanischen Stromkonzerns KEPCO [Kansai Electric Power Co., Inc., Kansai Denryoku] eine 20-jährige Laufzeitverlängerung über die alte 40-Jahres-Regel hinaus. Das waren im Juni 2016 die Kernreaktoren Takahama 1 (Inbetriebnahme 1974) und Takahama 2 (Inbetriebnahme 1975) sowie im November 2016 der Reaktor Mihama 3 (Inbetriebnahme 1976). Alle drei Kernreaktoren befinden sich in der Präfektur Fukui am Japanischen Meer (Nihonkai) und verfügen über eine installierte Nennleistung von jeweils 826 MWe (Megawatt elektrisch).

Die Abschaltung von drei Dutzend Kernkraftwerken im Laufe des Jahres 2011 und damit einhergehende gestiegene Importe von fossilen Brennstoffen aus Übersee hatten nach drei Jahrzehnten positiver Handelsbilanz dazu geführt, dass Japan im Fiskaljahr 2011 das erste Handelsbilanzdefizit seit 1980 hinnehmen musste. Obwohl es im Laufe der Zeit sukzessive vermindert werden konnte, ist es sechs Jahre nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 (Erdbeben, Riesenflutwelle, Kernschmelzen) immer noch nicht wieder positiv. Das ist ein Grund, warum sich die japanische Regierung unter Premierminister Abe durchgehend dafür eingesetzt hat, dass aktuell 5 von 42 verbliebenen, (noch) nicht stillgelegten Kernreaktoren die Stromproduktion wieder aufgenommen haben. Weitere Wiederinbetriebnahmen sollen folgen. Die Nachrüstung und die Verlängerung der Laufzeiten bestehender Kernkraftwerke sind einfacher durchzusetzen als der Bau neuer Reaktoren, wie die Geschichte der Stornierung von KKW-Bauvorhaben nicht zuletzt wegen Problemen bei der Standortsuche in einer von Erdbeben und Vulkanismus stark betroffenen Weltregion zeigt. In diesem Punkt hat Japan von den USA gelernt, wo über zwei, drei Jahrzehnte keine neuen Kernkraftwerke geplant wurden. [Watts Bar 1 ist eine Ausnahme, weil der Reaktor der Tritium-Produktion für militärische Zwecke dient, und Watts Bar 2 (Bauzeit 1973–2015) bestätigt die Regel und zeigt, wie schnell beziehungsweise in diesem Fall wie langsam und langwierig die tatsächlichen Baukosten die geplanten übersteigen können.]

Gegenstand der historisch ersten Laufzeitverlängerung in den USA waren im Jahr 2000 die beiden Europäischen Druckwasserreaktoren (European Pressurized Water Reactor, EPR) des französischen Nuklearkonzerns Areva namens Calvert Cliffs 1 (Laufzeit 1974–2034) und Calvert Cliffs 2 (Laufzeit 1976–2036) an der Chesapeake Bay in Lusby, Calvert County, Maryland an der Atlantikküste. Der Europäische Druckwasserreaktor läuft in den USA auch unter der Abkürzung EPR, die Abkürzung wird jedoch als Markenname anders aufgelöst: „Evolutionary Power Reactor“ [Evolutionärer Leistungsreaktor]. Die Atomaufsicht der Vereinigten Staaten von Amerika (Nuclear Regulatory Commission, NRC, gegründet 1974) hat zwischen 2000 und 2016 insgesamt 87 Kernreaktorbetreibern eine 20-jährige Laufzeitverlängerung von 40 auf 60 Betriebsjahre erteilt. Die amerikanische Atomaufsicht prüft derzeit nicht nur acht weitere Anträge für eine Erneuerung der Betriebsgenehmigung, sondern arbeitet bereits an einem zweiten Verfahren zur Lizenzverlängerung von 60 auf bis zu 80 Betriebsjahre.

Zahlreiche Kernreaktoren, die eine 20-jährige Laufzeitverlängerung erhalten, müssen in den USA während einer rund dreimonatigen Produktionsunterbrechung den Dampferzeuger gegen einen neuen, langlebigeren austauschen. Darüber hinaus werden in vielen Fällen veraltete Mess-, Regel- und Steuerungstechnik auf den neuesten Stand gebracht und nicht selten auch der Reaktordruckbehälterdeckel ausgetauscht. Inspiziert werden praktisch alle von Korrosion und Rissen bedrohten Teile, darunter in der Regel auch die Kernumfassung von Kernreaktorbehältern. Von Verschleiß durch Alterung betroffen sind auch Pumpen und Ventile sowie passive Komponenten. Das kann durchaus eine Milliarde US-Dollar oder auch mehr kosten. Wegen dieser Kosten für gestiegene Sicherheitsanforderungen und Instandhaltung, nicht zu vergessen die Kosten für Stilllegung, Rückbau und umweltsichere Entsorgung von radioaktivem Abfall für mindestens 1 Million Jahre, werden nicht alle Kernreaktoren generalüberholt. Die Preise für Öl, Erdgas und Kohle sowie die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer Energien legen es manchen Betreibern nahe, den einen oder anderen Kernreaktor nicht über 60 oder bald gar 80 Jahre laufen zu lassen.

In diesem Zusammenhang ist der vergleichsweise hohe Jahresnutzungsgrad (Kapazitätsfaktor) in den USA erwähnens- und bedenkenswert, weil ein solcher als Ausweis für eine „good performance“ gilt, zumindest unter nuklearen Optimisten: In den USA lag der durchschnittliche Jahresnutzungsgrad für Kernkraftwerke von 2001 bis 2016 bei rund 90%. Aktuell sind 99 Kernreaktoren in 30 Bundesstaaten von 30 unterschiedlichen Unternehmen in Betrieb, darunter 65 Druckwasserreaktoren (64 GWe) und 34 Siedewasserreaktoren (35 GWe), mit einer installierten Gesamtkapazität von über 99 GWe. Nahezu alle Kernreaktoren wurden zwischen 1967 und 1990 errichtet. Unter anderem wegen des Widerstands gegen neue Kernkraftwerke nach der partiellen Kernschmelze in Block 2 des Kernkraftwerks Three Mile Island in Pennsylvania (1979) gab es zwischen 1977 und 2013 keine neuen KKW-Bauvorhaben. Der Preisverfall bei Erdgas und Erdöl wegen des Fracking-Booms trugen dazu bei, dass Kernstrom immer weniger rentabel wurde. Obwohl über nahezu 30 Jahre hinweg keine neuen Kernkraftwerke gebaut wurden, haben Modernisierung, Rationalisierung und Kostensenkung dazu geführt, dass die Leistungsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit vor allem der in den 1970er und 1980er Jahren errichteten Kernreaktoren deutlich angestiegen ist. Produzierten KKW in den USA 1980 rund 251 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh), was 11% der nationalen Stromerzeugung entsprach, so lag der Output 2008 bei 809 Mrd. kWh und einem Stromerzeugungsanteil von nahezu 20%. Zum Vergleich: In Japan liegt der Jahresnutzungsgrad, d.h. der Anteil der Volllaststunden in einem Jahr, bei rund 70%, wobei der Fukushima-Faktor eine aktuelle Berechnung für Vergleichszwecke erschwert.

Der alle drei Jahre neu formulierte japanische Basisplan zur Energiepolitik [Enerugī Kihon Keikaku] ist in Arbeit und steht kurz vor seiner Vollendung und Veröffentlichung. Allgemein wird mit keiner radikalen Änderung im Vergleich zum vorherigen Basisplan gerechnet, in dem der Kernstromanteil bis 2030 auf rund ein Fünftel festgelegt ist.

Quellen: Kansai Electric Power Co., Inc. [KEPCO, Kansai Denryoku 関西電力]; World Nuclear Association; Citizens’ Nuclear Information Center [CNIC, Genshiryoku Shiryō Jōhōshitsu 原子力資料情報室].

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!

「壁を築こうとは誰も考えていない!」
(ヴァルター・ウルブリヒト、1893年~1973年)
Kabe o kizukō to wa dare mo kangaete inai
“Nobody has the intention of building a wall!”
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“
(Walter Ulbricht, 1893–1973)

Anmerkung
Heute vor 56 Jahren war der Satz „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Bestandteil der Antwort des Vorsitzenden des Politbüros des Zentralkomitees (ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), Walter Ulbricht (1893–1973), auf die Frage der westdeutschen Journalistin Annamarie Doherr (1909–1974) von der Frankfurter Rundschau auf einer internationalen Pressekonferenz vom 15. Juni 1961. Weniger als zwei Monate später fiel die Entscheidung zur Schließung der Sektorengrenze während einer Besprechung zwischen Nikita Chruschtschow (1894–1971), Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), und Walter Ulbricht am 3. August 1961 in Moskau. Politischer Hintergrund war der Braindrain von mehr als 1,5 Millionen Menschen von Ostdeutschland nach Westdeutschland zwischen 1954 und 1960, darunter mehr als die Hälfte junge Menschen unter 25 Jahren und hochqualifizierte Menschen, wie zum Beispiel Ingenieure, Techniker, Ärzte, Apotheker und Studenten etc., kurz auch „Intelligenz“ genannt. Die Mauer existierte mehr als 28 Jahre vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989.

Der Blick für das große Ganze [2]

葦の髄から天井を覗く
Yoshi no zui kara tenjō o nozoku
Die Zimmerdecke durch ein Schilfrohr betrachten.
Eine engstirnige Sicht der Dinge haben.
Eine eng begrenzte Auffassung haben.
Nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze sehen.
Keinen Blick für das große Ganze haben.

葦の髄から天井を覗く
Yoshi no zui kara tenjō o nozoku
Observing the ceiling through a hollow reed.
To view the world from a narrow perspective.
To have a narrow worldview.
Think outside the box.
You have to see the big(ger) picture.

Beharrlichkeit führt zum Ziel.

雨垂れ石を穿つ
Amadare ishi o ugatsu
Regentropfen höhlen den Stein aus.
Gutta cavat lapidem non vi, sed saepe cadendo.
Der Tropfen höhlt den Stein nicht durch Gewalt, sondern durch häufiges Fallen.
La goccia scava la pietra.
Steter Tropfen höhlt den Stein.
Beharrlichkeit führt zum Ziel.

雨垂れ石を穿つ
Amadare ishi o ugatsu
Constant dropping wears away a stone.
Gutta cavat lapidem non vi, sed saepe cadendo.
The drop of water hollows the rock not by force, but by often falling.
With ordinary talent and extraordinary perseverance, all things are attainable.
Little strokes fell big oaks.
Perseverance will bring success.

Anmerkung
Zu dem japanischen Sprichwort Amadare ishi o ugatsu 「雨垂れ石を穿つ」 gibt es eine Reihe von sinnverwandten Sprichwörtern. Semantisch am nächsten stehen ihm Suiteki ishi o ugatsu 「水滴石を穿つ」 und Tenteki ishi o ugatsu 「点滴石を穿つ」. Als Herkunft des Sprichwortes gilt das chinesische Geschichtswerk Hàn Shū 《汉书》 / 《漢書》, japanisch Kanjo 『漢書』. Es wurde in der Späten Han-Dynastie (auch Östliche Han-Dynastie, 25 bis 220 n.u.Z.) herausgegeben und ist die wichtigste Quelle zur Frühen Han-Dynastie (auch Westliche Han-Dynastie, 206 v.u.Z. bis 8 n.u.Z.) sowie zur Herrschaft des chinesischen Kaisers Wáng Mǎng, dessen Regierungszeit von 9 bis 23 n.u.Z. als Interregnum im Bürgerkrieg endete und in die Späte Han-Dynastie mündete. Das ältere klassische Sprichwort lautet shuǐdī shíchuān 水滴​石穿, das jüngere dīshuǐ chuānshí 滴水​穿石. Beide existieren bislang in der chinesischen Gegenwartssprache fort.

Der Blick für das große Ganze [1]

針の穴から天を覗く
Hari no ana kara ten o nozoku
Durch ein Nadelöhr den Himmel betrachten.
Eine engstirnige Sicht der Dinge haben.
Keinen Blick über den Tellerrand werfen.
Eine begrenzte Auffassung haben.
Nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze sehen.
Keinen Blick für das große Ganze haben.

針の穴から天を覗く
Hari no ana kara ten o nozoku
Observing the sky through the eye of a needle.
To view the world from a narrow perspective.
To have a narrow-minded view of things.
To have a narrow worldview.
Think outside the box.
You have to see the big(ger) picture.

Anmerkung
Diese sprichwörtliche Redensart ist eine Metapher für Engstirnigkeit und steht auf der 3. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels in Kyoto (Kyoto Iroha Karuta), das vorzugsweise um Neujahr gespielt wurde und wird. Es existiert eine Reihe von sinnverwandten Redensarten, wie z.B. Kuda no ana kara ten o nozoku 管の穴から天を覗く [Durch das Loch eines dünnen Rohres den Himmel betrachten] oder Kagi no ana kara ten o nozoku 鍵の穴から天を覗く [Durch ein Schlüsselloch den Himmel betrachten].

Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie.

論語読みの論語知らず
Rongo yomi no rongo shirazu
Die Analekten des Konfuzius dem Wortlaut nach gelesen haben, aber seinen sittlichen Gehalt und Geist nicht begreifen können (oder wollen).
Ein Schriftgelehrter, der Theorie nicht anwenden kann (oder will).
Der Theoretiker weiß, wie es geht, aber es geht nicht. Der Praktiker weiß nicht, wie es geht, aber es geht.
Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie.

論語読みの論語知らず
Rongo yomi no rongo shirazu
Not understanding the Analects, although the Analects are read.
A scholar of Confucius’ teachings and his conversations, but unable to practically apply Confucian ethics.
Someone who knows a theory, but cannot apply it.
A mere scholar, a mere ass.

Anmerkung
Dieses Sprichwort steht auf der 2. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Kyoto (Kyoto Iroha Karuta), das vorzugsweise um Neujahr gespielt wurde und wird. „Rongo“ ist die japanische Bezeichnung für das auf den chinesischen Gelehrten Konfuzius (ca. 551 v.u.Z. bis ca. 479 v.u.Z.) zurückgehende „Lún Yǔ“ 論語 [Kurzzeichen 论语, deutsch „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“], ein Klassiker der konfuzianischen Literatur.