Ein Unglück kommt selten allein. [1]

「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Unglück, Pech und Unfälle fallen gern zusammen.
Unglück tritt nicht selten gehäuft auf.
Nach einem Mißgeschick kommt fast immer auch ein zweites Mißgeschick.
Das Elend kommt öfters auf drei Tage zu Besuch und bleibt gleich für hundert Jahre da.
„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“ (Jürgen Wegmann)
Ein Unglück kommt selten allein.

「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Misfortune seldom comes alone.
Misfortune never comes alone.
Misfortunes never come singly.
Troubles never come singly.
When it rains, it pours.
It never rains but it pours.

Die Katze lässt das Mausen nicht.

噛む馬はしまいまで噛む
Kamu uma wa shimai made kamu
Ein bissiger Gaul bleibt bis zuletzt ein bissiger Gaul.
Schlechte Gewohnheiten und einen schlechten Charakter legt man nicht so leicht ab.
Die Katze lässt das Mausen nicht.

噛む馬はしまいまで噛む
Kamu uma wa shimai made kamu
The leopard cannot change his spots.
The spirit of a three year old lasts a hundred years.
Child is the father of the man.

Anmerkung
Zugegebenermaßen lassen sich Laster nicht leicht ablegen. Die synonyme japanische sprichwörtliche Redensart 「三つ子の魂百まで」 Mitsugo no tamashii hyaku made bedeutet in etwa „Der Geist eines dreijährigen Kindes wandelt sich bis zum Zentenarium nicht.“ und entspricht in etwa auch den älteren deutschen Redensarten „Art läßt nicht von Art.“ und „Die Krähe läßt ihr Hüpfen nicht.“ Horaz soll gesagt haben: „Du kannst die Natur mit der Mistgabel vertreiben, trotzdem wird sie immer wieder kommen!“ [Naturam expelles furca, tamen usque re-curret!] Seneca soll ihm später bedeutungsschwer beigepflichtet haben: „Es ist freilich schwierig, seinen Charakter zu ändern.“ [Naturam quidem mutare difficile est.]

Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.

羹に懲りて膾を吹く
Atsumono ni korite namasu o fuku
Wer von der heißen Brühe bestraft wurde, pustet auch über den kalten Salat.
Wenn man sich an Brühe die Zunge verbrannt hat, dann bläst man selbst bei Salat aus rohem Fisch und Gemüse.
Wer von der Schlange gebissen ist, fürchtet sich vor Eidechsen.
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.

羹に懲りて膾を吹く
Atsumono ni korite namasu o fuku
He who has made bad experience with hot broth, even blows across a cold dish made of raw fish and vegetables seasoned in vinegar.
He that has been bitten by a serpent is afraid of a rope.
A scalded cat fears cold water.
The burnt child dreads the fire.

Liebe kennt kein Hindernis.

惚れて通えば千里も一里
Horete kayoeba senri mo ichiri
Für einen Verliebten sind selbst tausend Meilen wie eine.
Für einen Verliebten ist kein Weg zu weit.
Liebe kennt kein Hindernis.

惚れて通えば千里も一里
Horete kayoeba senri mo ichiri
A journey of a thousand miles feels like only one mile when going to see the one you love.
Love shortens the distance.
Love laughs at distance.

Kinder und Narren

子供は正直
Kodomo wa shōjiki
Children are honest.
Kindermund tut Wahrheit kund.

子供と愚者は本当のことをいう
Kodomo to gusha wa hontō no koto o iu
Children and fools tell the truth.
Kinder und Narren sagen die Wahrheit.

Aller guten Dinge sind drei. [1]

良いことは重なるものだ。
Yoi koto wa kasanaru mono da
Alles Dreifache ist vollkommen.
Omne trinum perfectum.
Aller guten Dinge sind drei.

良いことは重なるものだ。
Yoi koto wa kasanaru mono da
All good things go by threes.
Third time lucky.
The third time is the charm.

Was du heute kannst besorgen

今日の一針、明日の十針
Kyō no hitohari, ashita no tohari
Ein Stich heute erspart dir zehn morgen.
A stitch in time saves nine.
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Anmerkung
Im englischen Sprachraum mag das Sprichwort aufgekommen sein, um auszudrücken, dass man ein Löchlein in seiner Kleidung mit einer Nähnadel möglichst zeitnah ausbessern sollte; dann kann man es möglicherweise noch mit wenig Aufwand ausbessern. Wartet man jedoch bis es größer wird, hat man schließlich viel mehr Arbeit damit. Für „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ benutzt man im Chinesischen zum Beispiel den folgenden idiomatischen Ausdruck: 今日​事,今日​毕|今日​事,今日​畢 [Jīnrì shì, jīnrì bì]. Im Deutschen wurde und wird nicht nur in religiös angehauchten Texten nicht selten Martin Luther zitiert: „Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück.“

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

浅い川も深く渡れ
Asai kawa mo fukaku watare
Überquere auch den seichten Fluss wie einen tiefen.
Sicherheit geht vor.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!

浅い川も深く渡れ
Asai kawa mo fukaku watare
Cross a shallow river as if it were deep.
Better safe than sorry.
Safety first!

Angriff ist die beste Verteidigung.

「攻撃は最大の防御なり」
Kōgeki wa saidai no bōgyo nari
Offense is the best defense.
Angriff ist die beste Verteidigung.

Anmerkung
Seltenere synonyme Alternativen zu 「攻撃は最大の防御なり」 [Kōgeki wa saidai no bōgyo nari] für „Angriff ist die beste Verteidigung.“ sind im Japanischen 「攻撃は最良の防御なり」 [Kōgeki wa sairyō no bōgyo nari] und 「攻撃は最善の防御なり」 [Kōgeki wa saizen no bōgyo nari]. Im kriegerischen Krieg sowie im sportlichen Wettkampf sind Angriff und Verteidigung zwei Seiten derselben Medaille. Altsinojapanisch-hegelianesisch gesagt: Angriff als Nichtverteidigung und Verteidigung als Nichtangriff besitzen im lebendigen Entwickelungs- und Aufhebungsprocess zweier sich wechselseitig aufeinander beziehenden weltgeistigen Wesenheiten ein dialektisches Spannungs-, Entsprechungs- und Ergänzungsverhältnis und sind gleichsam „Eins und doppelt“ (Goethe: Gin[k]go [jp. Ginkyō, Ginnan, Ichō 銀杏] biloba. In: West-östlicher Divan, 1819, S. 131). Die operativ-taktisch-strategische Untrennbarkeit von Angriff und Verteidigung drücken die folgenden beiden synonymen Vier-Schriftzeichen-Komposita aus: 「攻防一如」 [jp. kōbō ichinyo, ch. gōngfáng yīrú] und 「懸待一致」 [jp. kentai itchi, ch. xuándài yīzhì].

Das Leben ist kurz. [1]

光陰矢の如し
Kōin ya no gotoshi
Die Zeit ist wie ein Pfeil.
Die Zeit fliegt wie ein Pfeil.
Die Zeit vergeht wie im Flug.
Die Zeit verrinnt wie Sand in der Hand.
Das Leben ist kurz.

光陰矢の如し
Kōin ya no gotoshi
Time flies like an arrow.
Time flies!
Time and tide wait for no man.
Time and tide wait for no woman.
Life is short.

Anmerkung
Das Schriftzeichen 「光」 [jp. Kō, hikari, hika(ru); ch. guāng] bedeutet hauptsächlich „strahlen/Strahlen“, „leuchten/Leuchten“, „glänzen/Glänzen“, „funkeln/Funkeln“, „gleißen/Gleißen“ etc. sowie „Ruhm“ und „Ehre“. In der obigen sprichwörtlichen Redensart steht es für „Sonne(nstrahlen)“. Das zweite Schriftzeichen 「陰」 [jp. In, An, On, kage, kage(ru), kumo(ru), hiso(ka); ch. yīn, yìn, ān] bedeutet in „Kōin ya no gotoshi“ 「光陰矢の如し」 [Die Zeit ist/fliegt wie ein Pfeil.] „Mond“ und steht im Japanischen auch für „Schatten“. Als Kompositum bedeutet 「光陰」 [jp. kōin, ch. guāngyīn]: die Zeit(en).

Chinesische – und japanische – Mittelschüler lernen je nach Schulort nicht nur weitere Bedeutungen, wie „bewölkt“, „finster“, „dunkel“, „das negative/weibliche Prinzip Yīn von Yin und Yang“ im Daoismus [jp. dōkyō, ch. dàojiào 道教 oder auch jp. dōka, ch. dàojiā 道家, wörtlich „Lehre des Weges“], „negativ geladene Körper (Elektronenüberschuss)“, „implizit“, „versteckt“, „heimlich“, „geheim“, „verborgen“, „vertraulich“, „Genitalien“ sowie den „Familiennamen Yīn“], sondern auch unterschiedliche Schreibweisen: 陰|隂|阴.

Synonyme japanische sprichwörtliche Redensarten sind zum Beispiel 「人生は風前の灯」 Jinsei wa fūzen no tomoshibi [Das Leben ist wie eine Kerze im Wind.], 「光陰人を待たず」 Kōin hito o matazu [Die Zeit wartet auf niemanden.], 「光陰に関守なし」 Kōin ni sekimori nashi [Die Zeit lässt sich nicht anhalten. (wörtlich: Die Zeit hat keinen Grenzwächter.)], 「人生蜉蝣の如し」 Jinsei kagerō no gotoshi [Das menschliche Leben währt so kurz wie das einer Eintagsfliege.], 「人生は朝露の如し」 Jinsei wa chōro no gotoshi [Das menschliche Leben ist so vergänglich wie der Morgentau.] und 「人生は風灯石火の如し」 Jinsei wa fūtō sekka no gotoshi [Das menschliche Leben ist so kurz wie der Funke von Schwefelkies und Feuerstein im Wind.].