Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [2]

因果応報
inga ōhō
Die Saat entspricht der Ernte.
Ut sementem feceris, ita metes.
Wie du die Saat gemacht hast, so wirst du ernten.
Wie die Saat, so die Ernte.
Wie du mir, so ich dir.
Alle Missetaten rächen sich früher oder später.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

因果応報
inga ōhō
You reap what you sow.
You harvest what you sow.
Ut sementem feceris, ita metes.
As you sow, so you shall reap.
Who spits against heaven [the wind], it falls in his/her face.
An ill life, an ill end.
As you make your bed, so you must lie on it.
What goes around, comes around.

Anmerkung
Ursprünglich wurde das Vier-Schriftzeichen-Kompositum inga ōhō im Sinne von Lohn und Strafe für gute und böse Taten verwendet. Heutzutage wird es in Japan häufig mit der Bedeutung von Vergeltung für böse Taten – Handlungen sowie Gedanken – verwendet.

Wer mich liebt, liebt auch meinen Hund.

愛屋及烏
aioku kyūu [J]
愛及屋烏
aikyū okuu [J]
屋烏之愛
okuu noai [J]
爱屋及乌
àiwū jíwū [C]
愛屋及烏
àiwū jíwū [C]
Liebe für jemanden schließt auch den Raben auf seinem Hausdach ein.
Wer jemanden liebt, liebt alles an ihm/ihr.
Wenn man jemanden richtig liebt, liebt man alles an ihm/ihr.
Love me, love my dog.
Qui m’aime, aime aussi mon chien.
Wer mich liebt, liebt auch meinen Hund.

Starker Anfang, schwaches Ende.

竜頭蛇尾
ryūtō dabi
Der Kopf eines Drachen, der Schwanz einer Schlange.
Groß anfangen, klein enden.
Starker Anfang, schwaches Ende.

竜頭蛇尾
ryūtō dabi
A dragon’s head, a snake’s tail.
Going up like a rocket and coming down like a stick.
Bright beginning, dull finish.

Eine gute Ehefrau und weise Mutter

良妻賢母
ryōsai kenbo [J]
good wife, wise mother
gute Ehefrau, weise Mutter
vorbildliche Ehefrau, kluge Mutter

贤妻​良母 [賢妻​良母]
xiánqī liángmǔ [C]
wise wife, good mother
weise Ehefrau, gute Mutter

현모양처
hyeonmo yangcheo [K]
wise mother, good wife
weise Mutter, gute Ehefrau

Anmerkung
Das im Konfuzianismus gründende Ethos der Mädchenerziehung in Japan, China und Korea ist älter als die Moderne und hat sich über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart erhalten, wurde jedoch immer wieder semantisch transformiert und rekonstruiert. Als Ethos und Bildungsideal der staatlichen Mädchenerziehung par excellence kann man den sittlichen und ideologischen Gehalt dieses Vier-Schriftzeichen-Kompositums für Japan nicht auf den Zeitraum von der Meiji-Ära (1868–1912) bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges begrenzen, wie die in den 1990er Jahren von einem renommierten japanischen Verlag veröffentlichten folgenden beiden Beispielsätze dokumentieren.

本校は創立以来、良妻賢母教育をその柱としております。
Honkō wa sōritsu irai, ryōsai kenbo kyōiku o sono hashira to shite orimasu.
Since the school’s foundation its ethos has been to educate young girls to become model wives and mothers.
Seit Gründung dieser Schule ist ein Hauptpfeiler die Erziehung zu einer guten Ehefrau und weisen Mutter.

良妻賢母の鑑のようだったお隣の奥さんが、年下の男の人と駆け落ちしたそうです。
Ryōsai kenbo no kagami no yō datta otonari no okusan ga, toshishita no otoko no hito to kakeochi shita sō desu.
Our neighbor’s wife seemed to be the perfect wife and mother, but now, I hear she’s run off with a younger man.
Die Ehefrau unseres Nachbarn schien ein Musterbeispiel für eine gute Ehefrau und kluge Mutter zu sein, aber wie ich höre, ist sie mit einem jüngeren Mann durchgebrannt.

Muttertag in Japan

「母の日」
Haha no Hi
Mother’s Day
Muttertag

Als „Mutter des Muttertages“ gilt Ann Maria Reeves Jarvis (1832–1905) aus Philadelphia in den Vereinigten Staaten von Amerika. Wurden mit dem „Muttertag“ anfänglich vor allem Ziele der Arbeiter-, Frauen- und Friedensbewegung verfolgt, so wandelte er sich im Laufe der Zeit zu einem Tag zu Ehren der Mutter und der Mutterschaft. In Japan wurde der Muttertag nach dem Ende der Meiji-Zeit (1868–1912) zunächst von christlichen Kirchen um das Jahr 1915 eingeführt und begangen. Für die landesweite Verbreitung des Muttertages machte sich vor allem der Süßwarenhersteller Morinaga & Co., Ltd. (Morinaga Seika KK) seit 1937 durch landesweite Werbeaktionen einen Namen. Vom Beginn der Shōwa-Zeit (1926–1989) bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fiel der Muttertag in Japan mit dem Geburtstag der Ehefrau des Tennō Hirohito (1901–1989), Kaisergemahlin Kōjun (Kōjun Kōgō, 1903–2000), zusammen. Ende der 1930er, Anfang der 1940er Jahre wurde die intellektuelle Essenz und der ideologische Kern der Mädchenerziehung seit der Meiji-Zeit, nämlich unbedingt „Eine gute Ehefrau und kluge Mutter“ [ryōsai kenbo 良妻賢母] zu werden, in eine Mission für den Endsieg in einem totalen Krieg erweitert: „Seid fruchtbar und mehret euch!“ [Umeyo fuyaseyo! 生めよ増やせよ] In der Gegenwart fällt der Muttertag in Japan wie in den USA und zahlreichen anderen Ländern auf den zweiten Sonntag im Mai.

In diesem Zusammenhang vielleicht erwähnenswert: Seit 2004 schrumpft die japanische Bevölkerung nachhaltig und sukzessive zunehmend. Am 1. Oktober 2005 belief sich die Gesamtbevölkerung Japans auf rund 127.760.000 Menschen, das waren etwa 20.000 weniger als ein Jahr zuvor. Mit anderen Worten: Das Bevölkerungswachstum in Japan erreichte mit 127,78 Mio. Menschen Anfang Oktober 2004 seinen historischen Höhepunkt. Sechs Jahre lang war Japan auf Platz 9 der bevölkerungsreichsten Länder, 2005 wurde es von Nigeria überholt und auf Platz 10 verwiesen (Yomiuri Shimbun, 13.10.2005, S. 2). Seit 2006 ist Japan eine Gesellschaft mit einer negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung, man spricht auch von einer negativen Geburtenbilanz, weil die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Lebendgeborenen überwiegt. Eine Gesellschaft mit einem (nachhaltigen) Sterbeüberschuß heißt auf Japanisch „shōsan tashi shakai“ 少産多死社会.

Wer meint, kriegszeitliche Aufrufe an Frauen zum Gebären von mehr Kindern vor sieben, acht Jahrzehnten seien in einem Blog zum Muttertag deplaziert, möge sich an die rezente Verwendung des Begriffs „Gebärmaschine“ für Frauen in Japan und Deutschland erinnern.

Hakuo Yanagisawa (geboren 1935), seit September 2006 japanischer Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales der Liberaldemokratischen Partei (LDP, Jiyū Minshutō), bezeichnete japanische Frauen zwischen 15 und 50 Jahren am 27. Januar 2007 während einer rund 30-minütigen Rede im Kontext von Maßnahmen gegen die sinkende Geburtenrate in Matsue, Hauptstadt der Präfektur Shimane, vor liberaldemokratischen Abgeordneten der Präfekturversammlung und möglichen Parteispendern als „Gebärmaschinen“ beziehungsweise „Gebärapparate“ [„umu kikai, sōchi“ 「産む機械、装置」]. Fairerweise sollte auch erwähnt werden, daß er entschuldigende Phrasen wie „Entschuldigen Sie, daß ich Maschinen sage“ [„kikai to itte mōshiwakenai kedo“ 「機械と言って申し訳ないけど」 und „kikai to itte gomen nasai ne“  「機械と言ってごめんなさいね」] eingestreut hatte, sich also dem Sinn der Wortwahl bewußt war. Zeitungsartikel dazu findet man im Internet umgehend, wenn man auf Japanisch nach Begriffen wie „Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales bezeichnet Frauen als Gebärmaschinen – Äußerung zum Geburtenrückgang“ [„‚Josei wa kodomo umu kikai‛ Yanagisawa Kōrōshō, Shōshika meguri hatsugen“ 「女性は子ども産む機械」 柳沢厚労相、少子化巡り発言] sucht.

In Deutschland ist der Begriff der „Gebärmaschine“ im politischen Dialog zwischen christlichen Humanisten an exponierter Stelle auch nicht gänzlich unbekannt. So kritisierte der Augsburger Bischof Walter Mixa (geboren 1941) knapp vier Wochen nach Minister Yanagisawas Äußerung am 22. Februar 2007 die Familien-Förderpolitik der siebenfachen Mutter und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (geboren 1958) im Allgemeinen und die Erhöhung der Zahl der Krippenplätze in Deutschland im Besonderen als „kinderfeindlich und ideologisch verblendet“ und warf der Ministerin vor, Frauen zur „Gebärmaschine“ zu degradieren und die Doppelverdiener-Ehe zum „ideologischen Fetisch“ zu erheben.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

一石二鳥
isseki nichō
Ein Stein, zwei Vögel.
Zwei Vögel mit einem Stein erlegen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

一石二鳥
isseki nichō
One stone, two birds.
To kill two birds with one stone.

Dumme Frage, dumme Antwort.

愚問愚答
gumon gutō
Dumme Frage, dumme Antwort.
Auf eine dumme Frage bekommt man eine dumme Antwort.

愚問愚答
gumon gutō
Silly questions, silly answers.
Ask a stupid question, and you get a stupid answer.

Alles wandelt sich.

万物は流転する
Banbutsu wa ruten suru
Alles fließt.
Alles wandelt sich.
パンタレイ 【panta rhei】
πάντα ῥεῖ [Panta rhei] (Heraklit von Ephesos)

万物は流転する
Banbutsu wa ruten suru
Everything flows.
Everything flows and nothing stays.
Everything changes and nothing stands still.
Cuncta fluunt (Heraclitus Ephesius)

Anmerkung
Als Synonym wird auf Japanisch auch 「万物流転」 (banbutsu ruten) benutzt, ein Vier-Schriftzeichen-Kompositum (yojijukugo 四字熟語).