「だが,多くの最初の者が最後に,最後の者が最初になるだろう。」(『マタイによる福音書 19:30』)
Da ga, ōku no saisho no mono ga saigo ni, saigo no mono ga saisho ni naru darō
“And many that are first, shall be last: and the last shall be first.” (The Gospel According to Matthew 19:30)
„Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten, und die Letzten werden die Ersten sein.“ (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 19, Vers 30)
Was ist Relativität?
「可愛い女の子と一時間一緒にいると、一分しか経っていないように思える。熱いストーブの上に一分座らせられたら、どんな一時間よりも長いはずだ。相対性とはそれである。」(アルベルト・アインシュタイン、1879年~1955年)
Kawaī onna no ko to ichijikan issho ni iru to, ippun shika tatte inai yō ni omoeru. Atsui sutōbu no ue ni ippun suwaraseraretara, donna ichijikan yori mo nagai hazu da. Sōtaisei to wa sore de aru.
“When a man sits with a pretty girl for an hour, it seems like a minute. But let him sit on a hot stove for a minute and it’s longer than any hour. That’s relativity.”
„Eine Stunde mit einem hübschen Mädchen vergeht wie eine Minute, aber eine Minute auf einem heißen Ofen scheint eine Stunde zu dauern. Das ist Relativität.“ (Albert Einstein, 1879–1955)
Der Narr und der Weise [2]
物知り物知らず
Monoshiri monoshirazu
Wer so tut, als wisse er alles, bezeugt nur sein Unwissen.
Wer so tut, als wisse er alles, kennt die Wirklichkeit nicht.
Wer glaubt alles zu wissen, weiß gar nichts.
物知り物知らず
Monoshiri monoshirazu
He who pretends to know everything, witnesses his lack of knowledge.
A fool thinks himself to be wise, but a wise man knows himself to be a fool. (William Shakespeare)
A mere scholar is a mere ass.
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
「ちょっと嘗めたが身の詰まり」
Chotto nameta ga mi no tsumari
Nur einmal kurz probiert, und schon richtig in der Klemme.
Kurze Freude, lange Reue.
„Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“
(Friedrich Schiller, Das Lied von der Glocke, 1799)
「ちょっと嘗めたが身の詰まり」
Chotto nameta ga mi no tsumari
I just tasted shortly and found myself deeply in the mire.
Short pleasure, long repentance.
“Delusion is short, remorse is long.”
(Friedrich Schiller, Song of the Bell, 1799)
Anmerkung
Die sprichwörtliche Redensart hat ihren Ursprung in der alten japanischen Fabel „Der Sperling mit der abgeschnittenen Zunge“ [jp. Shitakiri Suzume 舌切り雀, engl. Tongue-Cut Sparrow oder auch The Sparrow with the Slit Tongue]. Die Handlung der Geschichte lautet im großen und ganzen wie folgt: Es war einmal ein armer, alter Holzfäller und seine Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, dass sie Holz schlugen und Fische fingen. Er war aufrichtig und freundlich, aber seine Frau war arrogant und habgierig. Eines Morgens ging der alte Mann in die Berge, um Holz zu schlagen und fand einen verletzten Sperling, der nach Hilfe rief. Der Mann nahm den kleinen Vogel mit nach Hause und fütterte ihn mit Reis, um ihn wieder aufzupäppeln. Seine Frau war verärgert, weil ihr Mann kostbare Lebensmittel für so ein kleines, nutzloses Ding wie einen Sperling vergeudete. Aber der alte Mann kümmerte sich weiter um den kleinen Vogel.
Der alte Mann mußte eines Tages in die Berge und ließ den Vogel bei seiner Frau zurück, die den Sperling aber nicht füttern wollte. Nachdem ihr Mann zum Holzschlagen in die Berge gegangen war, machte sie sich auf den Weg zum Fischen. Der hungrige Sperling fand schließlich Reiskleister [jp. nori 糊 bzw. sokui 続飯] auf dem Brunnenrand, den die alte Frau zum Erneuern von Papierschiebetüren verwendete, probierte davon und aß vor Hunger schließlich alles auf. Nach ihrer Rückkehr war die alte Frau so wütend über den Sperling, dass sie ihm die Zunge abschnitt und aus dem Haus jagte.
Der alte Mann war traurig über das Verschwinden des Sperlings und suchte nach ihm in den Bergen. Mit der Hilfe anderer Sperlinge fand der alte Mann schließlich den Sperling in einem Bambushain, wo sich die Bleibe der Sperlinge befand. Eine große Zahl von Sperlingen begrüßte ihn freundlich und führte ihn zu dem kleinen Sperling, dem er das Leben gerettet hatte. Die anderen Sperlinge bereiteten dem alten Mann eine unvergesslich herzliche Gastfreundschaft, boten ihm köstliche Speisen an und sangen und tanzten für ihn, so dass die Zeit wie im Flug verging.
Bei seiner Abreise boten die Vögel dem alten Mann einen großen und einen kleinen geflochtenen Korb zur Auswahl als Abschiedsgeschenk. Der alte Mann wählte den kleineren Korb, weil er diesen für weniger schwer zu tragen hielt. Als er zuhause ankam und den Korb öffnete, fand er darin Gold- und Silbermünzen, Korallen und Edelsteine. Als seine Frau von dem größeren Korb erfuhr, rannte sie zum Gasthaus der Sperlinge in der Hoffnung, mehr Kostbarkeiten als ihr Mann zu erhalten. Sie wählte den größeren Korb, wurde von den Sperlingen jedoch gewarnt, ihn nicht vor der Ankunft zuhause zu öffnen. Die Habgier der Frau war so groß, dass sie es nicht abwarten konnte und unterwegs in den Korb schaute. Zu ihrer Überraschung war der Korb voller bösartiger Wald- und Wassergeister [jp. chimi mōryō 魑魅魍魎], Würmer, Schlangen und anderer Ungetüme. Diese erschreckten sie so sehr, dass sie das Bewußtsein verlor, taumelte und den ganzen Bergweg hinunter stürzte und möglicherweise zu Tode kam. Es gibt dazu jedoch verschiedene Ansichten. Eine besagt, dass die habgierige, hartherzige Frau von den Wald- und Wassergeistern aufgefressen wurde. Nach einer anderen kam sie auf der Flucht vor den Ungeheuern knapp mit dem Leben davon, damit der alte Mann ihr herzloses Verhalten kritisieren und sie zu einem besseren Leben anhalten konnte.
Und die Moral von der Geschicht’? Habgier und Eifersucht lohnen sich nicht! Mit anderen Worten: Raffgier führt zum – eigenen – Untergang, ein in nahezu allen stark hierarchisch strukturierten Gesellschaften verbreitetes Narrativ zur praktischen Ethik von Rechtschaffenheit und Grundanständigkeit vor sich und der Welt insbesondere für die unteren Schichten.
Anstelle von mi no tsumari 「身の詰まり」 kann auch mi no inga 「身の因果」 benutzt werden: 1. Chotto nameta ga mi no tsumari 「ちょっと嘗めたが身の詰り」. 2. Chotto nameta ga mi no inga 「ちょっと嘗めたが身の因果」. Anstelle des standardsprachlichen chotto 「ちょっと」 kann auch die umgangssprachliche Variante choito 「ちょいと」 verwendet werden: Choito nameta ga mi no tsumari 「ちょいと嘗めたが身の詰まり」.
Der herausstehende Nagel wird eingeschlagen.
出る釘は打たれる
Deru kugi wa utareru
Der herausstehende Nagel wird eingeschlagen.
Ein herausragender Nagel muß eingeschlagen werden.
Nonkonformität wird kritisiert und bestraft.
出る釘は打たれる
Deru kugi wa utareru
The nail that sticks out gets hammered down.
Non-conformity will be subject to criticism and punishment.
出る杭は打たれる
Deru kui wa utareru
Der herausstehende Pfosten wird eingeschlagen.
Konformität und Anpassung wird ermutigt, Nonkonformität kritisiert und bestraft.
出る杭は打たれる
Deru kui wa utareru
The stake that sticks out gets hammered down.
Conformity gets encouraged, non-conformity will be subject to criticism and punishment.
Anmerkung
Als Grundton schwingt in den obigen Sprichwörtern mit, dass mit Kritik und Maßregelung rechnen muss, wer vorlaut ist und sich ungebeten einmischt. Häufig genügt aber auch schon ein – tatsächlicher oder eingebildeter – Erfolg, der einem nicht gegönnt wird. Die zum Klischee gewordene sprichwörtliche Redensart vom herausragenden Nagel [釘 kugi] beziehungsweise Pfosten [杭 kui], der eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt und deshalb eingeschlagen werden muss – jemand könnte ja in den Nagel treten beziehungsweise vor den Pfosten laufen –, werden nicht selten auch im übertragenen Sinne herangezogen, um falsche Gegensätze über „östliche“ und „westliche“ Gesellschaften zu konstatieren; zum Beispiel, dass erstere so schrecklich kollektivistisch und letztere so wunderbar individualistisch seien. Für die Mär, in Japan gäbe es keinen Individualismus oder er würde vom Kindergarten an permanent und systematisch unterdrückt, kann man selbstverständlich Anhaltspunkte finden, aber als Abstraktion und vernichtendes Pauschalurteil über ein ganzes Gesellschaftssystem, geht diese Interpretation definitiv zu weit.
Deru kugi wa utareru 出る釘は打たれる und Deru kui wa utareru 出る杭は打たれる sind synonyme sprichwörtliche Redensarten. Anstelle von Deru kui wa utareru wird auch Sashideru kui wa utareru 差し出る杭は打たれる benutzt. Die bildhafte japanische Redewendung vom Nagel beziehungsweise Pfosten verweist im übertragenen Sinne auch auf die in praktisch allen menschlichen Gesellschaften vorkommende Gefühlsregung des – mehr oder weniger hart erarbeiteten – Neids und der Eifersucht gegenüber vergleichsweise beliebt[er]en und/oder erfolgreich[er]en Zeitgenossen und Zeitgenossinnen. Eine synonyme sprichwörtliche Redensart lautet „Hohe Bäume fangen viel Wind.“ [Kōboku wa kaze ni oraru 高木は風に折らる].
Genie und Wahnsinn
天才と狂人は紙一重
Tensai to kyōjin wa kami hitoe
Zwischen dem Genie und dem Verrückten ist nur ein dünnes Blatt Papier.
Zwischen Genie und Wahnsinn liegt ein schmaler Grat.
天才と狂人は紙一重
Tensai to kyōjin wa kami hitoe
Between a genius and a madman is a sheet of paper.
There is only a fine line between genius and madness.
Beherrsche dein Geschäft!
「ビジネスを支配しなければ、ビジネスから
追い出される。」
(バーティ・チャールズ・フォーブス、1880年~1954年)
Bijinesu o shihai shinakereba, bijinesu kara oidasareru
“If you don’t drive your business, you will be driven out of business.”
„Wenn du dein Geschäft nicht vorantreibst, wirst du aus dem Geschäft getrieben.“ (Bertie Charles Forbes, 1880–1954)