Ein Unglück kommt selten allein. [2]

「二度あることは三度ある」
Nido aru koto wa sando aru
Was bereits zweimal passiert ist, wird auch ein drittes Mal passieren.
Kehrt das Unglück einmal ein, / Selten wird’s alleine sein.
Kein Unglück kommt allein.
Es kommt kein Unglück allein.
Ein Unglück kommt selten allein.

「二度あることは三度ある」
Nido aru koto wa sando aru
What happens twice will happen thrice.
Nulla calamitas sola.
Nullum infortunium venit solum.
Misfortune seldom comes alone.
It never rains but it pours.

Not kennt kein Gebot. [2]

必要の前に法律なし
Hitsuyō no mae ni hōritsu nashi
Necessitas non habet legem.
Noth hat kein Geboth.
Not kennt kein Gebot.

必要の前に法律なし
Hitsuyō no mae ni hōritsu nashi
Necessitas non habet legem.
Necessity has no law.
Necessity knows no law.

Form versus Inhalt

花より団子
Hana yori dango
Knödel sind besser als Blumen.
Der Bauch ist mir näher am Herzen als das Hirn.
Praktische Werte sind wichtiger als Ästhetik.
Der Inhalt ist wichtiger als die Verpackung.
Form ist wichtig, aber Inhalt ist wichtiger.
„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“
(Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper, 1928)

花より団子
Hana yori dango
Dumplings are better than flowers.
First comes a full stomach, then comes ethics.
“Grub first, then ethics.”
(Bertolt Brecht, The Threepenny Opera, 1928)

Anmerkung
Dieses Sprichwort steht auf der 3. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Edo (Edo Iroha Karuta), dem heutigen Tokyo, und Osaka (Osaka Iroha Karuta), das vorzugsweise um Neujahr gespielt wurde und wird.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

早いが勝ち
Hayai ga kachi
Der Schnellste gewinnt.
Der ouch e zer müli kumt, der sol auch e malen.
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

早い者勝ち
Hayai mono gachi
Qui capit ante molam, merito molit ante farinam.
First in time, first in line.
First come, first served.

Das Böse und das Gute

邪は正に敵し難し
Ja wa sei ni tekishigatashi
Virtue triumphs over vice in the end.
Das Böse kann nicht über das Gute triumphieren.

Anmerkung
»Das Gute« und »Das Böse« sind zwei exakte und zugleich unscharfe Begriffe für ganz grundsätzlich mit einem Plus- und Minuszeichen versehene, inhaltsleere Totalabstraktionen des sittlich Wertvollen und moralisch Erstrebenswerten sowie des Gegenteils. Wenn politisch Mächtige Anleihen aus Religion und Philosophie nehmen und einen Kampf von Gut gegen Böse ausrufen und weitere antagonistische Totalabstraktionen titels »Freiheit« versus »Unfreiheit«, »Unterdrückung« und »Herrschaft«, die man stets nur im anderen, gegnerischen Lager entdeckt, ausmachen, sind ein kühler Kopf und geistige Distanz gefragt. Die argumentfrei-optimistische Behauptung „Das Böse kann nicht über das Gute triumphieren.“ ist und bleibt ein abstrakter, falscher, frommer Wunsch und paßt möglicherweise zu zwei Zitaten von Onkel Nolte, der schopenhauernd und pharisäernd im Epilog in „Die Fromme Helene“ von Wilhelm Busch (1832–1908) Folgendes in den Mund gelegt bekommt:

„Das Gute — dieser Satz steht fest —
Ist stets das Böse, was man läßt!“

„Ei ja — Da bin ich wirklich froh!
Denn, gottseidank! Ich bin nicht so!!“

Quelle: Wilhelm Busch: Die Fromme Helene. Erste Auflage. Heidelberg: Bassermann, 1872. Epilog, S. 113.

Ein Unglück kommt selten allein. [1]

「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Unglück, Pech und Unfälle fallen gern zusammen.
Unglück tritt nicht selten gehäuft auf.
Nach einem Mißgeschick kommt fast immer auch ein zweites Mißgeschick.
Das Elend kommt öfters auf drei Tage zu Besuch und bleibt gleich für hundert Jahre da.
„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“ (Jürgen Wegmann)
Ein Unglück kommt selten allein.

「悪いことは重なる」
Warui koto wa kasanaru
Misfortune seldom comes alone.
Misfortune never comes alone.
Misfortunes never come singly.
Troubles never come singly.
When it rains, it pours.
It never rains but it pours.

Wenn Schnecken an Schnecken lecken

ドイツの早口言葉:
「カタツムリはカタツムリをなめると驚く。というのは驚くことにカタツムリの多くはおいしくないからだ。」
Katatsumuri wa katatsumuri o nameru to odoroku. To iu no wa odoroku koto ni katatsumuri no ōku wa oishikunai kara da.

German Tongue Twister:
Snails get frightened
When snails lick snails
Because to the dismay of many snails
Snails don’t taste good

Deutscher Zungenbrecher:
Schnecken erschrecken,
wenn Schnecken an Schnecken lecken,
weil zum Schrecken vieler Schnecken
Schnecken nicht schmecken.

Goldene Regel [1]

「他人にしてもらいたいと思うような行為をせよ」
Tanin ni shite moraitai to omou yō na kōi o seyo
Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.

「他人にしてもらいたいと思うような行為をせよ」
Tanin ni shite moraitai to omou yō na kōi o seyo
One should treat others as one would like others to treat oneself.
One should not treat others in ways that one would not like to be treated.

Anmerkung
Für Europäer war die „Goldene Regel“ kein Reim und stammte aus der Bibel, nämlich aus der Bergpredigt von Jesus (Evangelium des Matthäus, Kapitel 7, Vers 12). Die Herkunft des ethischen und philosophischen Gehalts der Goldenen Regel (lat. regula aurea) wird tatsächlich einer Reihe von Autoren und philosophischen Richtungen aus unterschiedlichen Erdregionen zugeschrieben. Einer davon ist ein chinesischer Gelehrter. Konfuzius (ca. 551 v.u.Z. bis ca. 479 v.u.Z.), im chinesischen Original 孔子 [Kǒngzǐ, etwa „Meister Kong“, jp. Kōshi], führte den Eigennamen Kǒng Qiū 孔丘 und besaß zwei Nachnamen, von denen 子 [Zi] die Ahnenlinie und 孔 [Kong] den Familienzweig markierte. Möglicherweise wurde er von seinen Schülern schlicht mit 子 [Zi, etwa „Meister“] angesprochen. In der Literatur tauchen zahlreiche Namen und Titel auf, die ihm häufig posthum verliehen wurden. Die von europäischen Missionaren wie dem italienischen Jesuiten Matteo Ricci (1552–1610) später verbreitete latinisierte Form „Confucius“ stammt von der honorativen Bezeichnung Kǒng Fūzǐ [孔夫子, etwa „Großmeister Kong“]. Seine Fassung der Goldenen Regel stammt aus Kapitel 15, Vers 23 des Lún Yǔ 論語 [Kurzzeichen 论语, deutsch „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“], einem Klassiker der konfuzianischen Literatur:

「己所不欲,勿施於人」
jǐ suǒ bú yù, wù shī yú rén
»Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.«
(Übersetzung Richard Wilhelm)

Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.

羹に懲りて膾を吹く
Atsumono ni korite namasu o fuku
Wer von der heißen Brühe bestraft wurde, pustet auch über den kalten Salat.
Wenn man sich an Brühe die Zunge verbrannt hat, dann bläst man selbst bei Salat aus rohem Fisch und Gemüse.
Wer von der Schlange gebissen ist, fürchtet sich vor Eidechsen.
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.

羹に懲りて膾を吹く
Atsumono ni korite namasu o fuku
He who has made bad experience with hot broth, even blows across a cold dish made of raw fish and vegetables seasoned in vinegar.
He that has been bitten by a serpent is afraid of a rope.
A scalded cat fears cold water.
The burnt child dreads the fire.

Gleich und gleich

蛇の道は蛇
Ja no michi wa hebi
Eine Schlange kennt die andere.
Die Bösen durchschauen einander leicht.
Ein Teufel riecht den anderen schon von weitem.

蛇の道は蛇
Ja no michi wa hebi
The wolf knows what the ill beast thinks.
The wicked knows the ways of their own kind.
One devil knows another.