Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. [1]

鐘も撞木の当たりよう
Kane mo shumoku no atari yō
Die Glocke klingt, wie der hölzerne Glockenschlegel angeschlagen hat.
Ut sementem feceris, ita metes.
Wie du die Saat gemacht hast, so wirst du ernten.
Man erntet, was man sät.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

鐘も撞木の当たりがら
Kane mo shumoku no atari gara
The bell sounds like the stroke of the wooden bell hammer.
Ut sementem feceris, ita metes.
As you sow, so you shall reap.
What goes around, comes around.

Anmerkung
Buddhistische Tempelglocken [jp. bonshō 梵鐘, auch genannt: tsurigane 釣り鐘 (Hängeglocken) oder ōgane 大鐘 (große Glocken)] haben keinen Klöppel. Sie werden durch ein waagerecht schwingendes Holz, das einen metallenen Kopf hat, von außen angeschlagen.

Nach alter buddhistischer (und daoistischer) liturgischer Auffassung haben sich Glocken auf der Ostseite und Trommeln auf der Westseite zu befinden. Im naturphilosophischen Glauben Ostasiens steht im Rahmen der polar einander entgegengesetzten und dennoch aufeinander bezogenen Kräfte oder Prinzipien die Ostseite für das weiße Yang (sonnenhaft-hell, feurig-heiß, hart, männlich, aktiv, Bewegung) und die Westseite für das schwarze Yin (mondhaft-dunkel, kalt, weich, weiblich, passiv, Ruhe).

Die obige sprichwörtliche Redensart wird in der Umgangssprache nicht selten als Gleichnis auf das Geschlechterverhältnis bezogen: Zwischen (Ehe-) Mann und (Ehe-) Frau geht es je nach Partner oder Partnerin gut oder schlecht. Die wörtliche Fassung von „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es (wieder) heraus.“ findet in Japan keine Verwendung und sollte nur zur Erklärung der Bedeutung des deutschen Sprichwortes gegenüber japanischen Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern benutzt werden:
「森の中へ叫んだ通りに木霊が返ってくる。」[意訳]
Mori no naka e sakenda tōri ni kodama ga kaette kuru

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

命あっての物種
Inochi atte no monodane
Leben ist die Grundvoraussetzung für alle weiteren Dinge.
Es gibt ein Mittel gegen alles, außer gegen den Tod.
Dum spiro, spero. (Cicero)
Solange ich atme, hoffe ich.
Solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

命あっての物種
Inochi atte no monodane
There is a remedy for everything except death.
Dum spiro, spero. (Cicero)
While I breathe, I hope.
While there’s life, there’s hope.
Hope is the last thing to die.
Hope dies last.

Wer mich liebt, liebt auch meinen Hund.

愛屋及烏
aioku kyūu [J]
愛及屋烏
aikyū okuu [J]
屋烏之愛
okuu noai [J]
爱屋及乌
àiwū jíwū [C]
愛屋及烏
àiwū jíwū [C]
Liebe für jemanden schließt auch den Raben auf seinem Hausdach ein.
Wer jemanden liebt, liebt alles an ihm/ihr.
Wenn man jemanden richtig liebt, liebt man alles an ihm/ihr.
Love me, love my dog.
Qui m’aime, aime aussi mon chien.
Wer mich liebt, liebt auch meinen Hund.

Übung macht den Meister.

習うより慣れろ
Narau yori narero
Erwerbe Geschick besser durch Tun als durch Studium.
Besser als theoretisch zu lernen ist es, sich eine Fähigkeit praktisch anzueignen.
Es ist besser eine Geschicklichkeit praktisch zu gewinnen als theoretisch unterrichtet zu werden.
Durch Training wird man stark.
Übung macht die Meisterin.
Übung macht den Meister.

習うより慣れよ
Narau yori nareyo
It is better to grow accustomed than to be taught.
You learn best by doing.
Custom makes all things easy.
Experience is the best teacher.
Practice makes perfect.
Skill comes with practice.

Probieren geht über studieren.

論より証拠
Ron yori shōko
Ein praktischer Beweis ist besser als Debatten.
Tatsachen sprechen für sich.
„Willst du den Geschmack einer Birne kennenlernen, mußt du sie verändern, das heißt, in deinem Mund zerkauen.“ (Mao Zedong, 1937)
„(…) ehe die Menschen argumentierten, handelten sie.“ (Friedrich Engels, 1880)
„Im Anfang war die That.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Faust, 1808)
„Si no, al freír de los huevos lo verá.“ (Miguel de Cervantes, Don Quixote, 1615)
„Der ganze Beweis des Puddings besteht darin, ihn zu essen.“ (William Camden, 1605)
Die Probe auf den Pudding liegt im Essen.
Probieren geht über studieren.

論より証拠
Ron yori shōko
Evidence is better than debate.
“If you want to know the taste of a pear, you must change it, that is, you must chew it in your mouth.” (Mao Zedong, 1937)
“But before there was argumentation, there was action.” (Friedrich Engels, 1880)
“In the beginning was the deed.” (Johann Wolfgang von Goethe, Faust, 1808)
„Si no, al freír de los huevos lo verá“ (Miguel de Cervantes, Don Quixote, 1615)
“All the proof of a pudding is in the eating.” (William Camden, 1605)
The proof of the pudding is in the eating.

Anmerkung
Die japanische sprichwörtliche Redensart „Ron yori shōko“ 論より証拠 steht auf der 2. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Edo (Edo Iroha Karuta), dem heutigen Tokyo, das vorzugsweise um Neujahr gespielt wurde und wird. Das Mao-Zitat stammt aus der Zeit des Widerstands gegen die japanischen Besatzer (Juli 1937) und kursiert in verschiedenen originalsprachlichen Fassungen.

Starker Anfang, schwaches Ende.

竜頭蛇尾
ryūtō dabi
Der Kopf eines Drachen, der Schwanz einer Schlange.
Groß anfangen, klein enden.
Starker Anfang, schwaches Ende.

竜頭蛇尾
ryūtō dabi
A dragon’s head, a snake’s tail.
Going up like a rocket and coming down like a stick.
Bright beginning, dull finish.

Gut begonnen ist halb gewonnen.

始めよければ終わりよし
Hajime yokereba owari yoshi
Wenn der Anfang gut ist, ist das Ende (auch) gut.
Gut begonnen, halb gewonnen!
Principium dimidium totius.
Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Dimidium facti, qui coepit, habet.
Halb hat vollendet die Tat, wer nur einmal anfängt.
Frisch gewagt ist halb gewonnen.
Gut begonnen ist halb gewonnen.

始めが大事
Hajime ga daiji
The beginning is important.
Principium dimidium totius.
Beginning is half of the whole.
A good start is half the battle.
Dimidium facti, qui coepit, habet.
Half is done when the beginning is done.
Chi ben comincia è a metà dell’opera.
Well begun is half done.

Der Himmel hilft denen, die sich selbst helfen.

天は自ら助くる者を助く
Ten wa mizukara tasukuru mono o tasuku
Der Himmel hilft denen, die sich selbst helfen.
Gott hilft denen, die sich selbst helfen.
»Gott hilft gerne den stärksten Bataillonen.«
(Friedrich II., Friedrich der Große oder im Volksmund auch der »Alte Fritz«, 1712–1786)

天は自ら助くる者を助く
Ten wa mizukara tasukuru mono o tasuku
Heaven helps those who help themselves.
God helps those who help themselves.
“God is always with the strongest battalions.”
(Frederick II, Frederick The Great, affectionately nicknamed “Old Fritz”, 1712–1786)

Gleich und Gleich gesellt sich gern.

類は友を呼ぶ
Rui wa tomo o yobu
Verwandtes ruft seines Gleichen.
Gleiches ruft nach Freunden.
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Cornix cornici numquam oculos effodit.
Lupo non mangia lupo.
Gleich und Gleich gesellt sich gern.

類は友を呼ぶ
Rui wa tomo o yobu
Similar people gather together.
Hawks will not pick out hawks’ eyes.
Cornix cornici numquam oculos effodit.
Dog don’t eat dog.
Lupo non mangia lupo.
Birds of a feather flock together.