「天知る、地知る、我知る、子知る」
Ten shiru, chi shiru, ware shiru, shi shiru
Der Himmel weiß es, die Erde weiß es, ich weiß es, und du weißt es.
Der Tag hat Augen, die Nacht hat Ohren.
Nichts kann in dieser Welt auf Dauer geheim gehalten werden.
「天知る、地知る、我知る、子知る」
Ten shiru, chi shiru, ware shiru, shi shiru
The heaven knows, the earth knows, I know, and you know.
The day has eyes, the night has ears.
No secret can be kept in this world.
Anmerkung
Die Erfahrungsweisheit, das alles, was zwei wissen, früher oder später noch mehr Personen erfahren werden, insbesondere wenn es sich um eine bei Dunkelheit verübte Missetat handelt, stammt aus dem chinesischen Werk Hou Hanshu [ch. Hòu Hànshū, Langzeichen 《後漢書》, Kurzzeichen 《后汉书》; jp. Gokanjo 『後漢書』]. Darin wird die Zeit der Späten Han-Dynastie (25–220 n.u.Z.) abgehandelt. Der Historiker Fan Ye (398–445 n.u.Z.) [ch. Fàn Yè, Langzeichen 範曄, Kurzzeichen 范晔], der bei Hofe Weizong [ch. 蔚宗 Wèizōng, jp. Utsusō 蔚宗] hieß, hat es im 5. Jahrhundert unter Zuhilfenahme zahlreicher Quellen früherer Chronisten kompiliert.
Mit den Worten „Der Himmel weiß es, die Götter wissen es, ich weiß es, und du weißt es“ [Klassisches Chinesisch: Tiān zhī, shén zhī, wǒ zhī, zǐ zhī 「天知,神知,我知,子知」] soll der Politiker Yang Zhen (54–124 n.u.Z.) [ch. Yáng Zhèn, Langzeichen 楊震, Kurzzeichen 杨震, jp. Yōshin 楊震] eines Nachts den Überbringer von Bestechungsgeld für ein königliches Geheimnis abschlägig beschieden haben. Spätestens zur Zeit der Yuan-Dynastie (1271–1368, ch. Yuán Cháo, jp. Genchō) während der ersten mongolischen Fremdherrherrschaft über China tauchte in einem chinesischen Geschichtswerk für Kinder [ch. Shí bā shǐ lüè 《十八史略》, jp. Jūhasshi ryaku 『十八史略』] eine Fassung des Zitats mit der „Erde“ anstelle der „Götter“ auf.
In rezenterem Chinesisch wurde die ursprüngliche Fassung daher immer häufiger zu „Der Himmel weiß es, die Erde weiß es, du weißt es, und ich weiß es.“ [Tiān zhī, dì zhī, nǐ zhī, wǒ zhī 「天知、地知、你知、我知」] im Sinne von „Niemand weiß es außer dir und mir.“ oder „Das bleibt zwischen uns (und der Wand).“ gesagt. Es existiert auch die chinesische Variante „Der Himmel weiß es, die Erde weiß es, ich weiß es, und du weißt es.“ [Tiān zhī, dì zhī, wǒ zhī, zǐ zhī 「天知、地知、我知、子知」]. Alle Varianten wurden und werden mit und ohne Kommata geschrieben.
Dementsprechend gibt es im Japanischen eine Reihe von synonymen Sprichwörtern beziehungsweise sprichwörtlichen Redensarten. Die allgemeinste, kürzeste und umfassendste Fassung für alle vier Wissensträger lautet: Shi chi 「四知」. Bis in die Gegenwart finden sich Quellen für das ältere „Der Himmel weiß es, die Götter wissen es, ich weiß es, und du weißt es.“ [Ten shiru, kami shiru, ware shiru, shi shiru 「天知る、神知る、我知る、子知る」]. Ungleich häufiger sind Nachweise für die rezenteren Varianten „Der Himmel weiß es, die Erde weiß es, ich weiß es, und du weißt es.“ [Ten shiru, chi shiru, ware shiru, shi shiru 「天知る、地知る、我知る、子知る」], „Der Himmel weiß es, die Erde weiß es, du weißt es, und ich weiß es.“ [Ten shiru, chi shiru, shi shiru, ware shiru 「天知る、地知る、子知る、我知る」] und „Der Himmel weiß es, die Erde weiß es, ich weiß es, und die Leute wissen es.“ [Ten shiru, chi shiru, ware shiru, hito shiru 「天知る、地知る、我知る、人知る」], weil sie dem modernen Menschen vertrauter und eingängiger sind. Eine typische Anwendung der japanischen Gegenwartssprache könnte wie folgt lauten: „Es gibt die Redensart ‚Der Himmel weiß es, die Erde weiß es, ich weiß es, und die Leute wissen es.‘. Ich beteilige mich an dieser Sache nicht.“ [Ten shiru, chi shiru, ware shiru, hito shiru to iu kotoba ga aru. Watashi wa sono ken ni wa sanka shinai yo. 「天知る、地知る、我知る、人知るという言葉がある。私はその件には参加しないよ」]