Das Böse und das Gute

邪は正に敵し難し
Ja wa sei ni tekishigatashi
Virtue triumphs over vice in the end.
Das Böse kann nicht über das Gute triumphieren.

Anmerkung
»Das Gute« und »Das Böse« sind zwei exakte und zugleich unscharfe Begriffe für ganz grundsätzlich mit einem Plus- und Minuszeichen versehene, inhaltsleere Totalabstraktionen des sittlich Wertvollen und moralisch Erstrebenswerten sowie des Gegenteils. Wenn politisch Mächtige Anleihen aus Religion und Philosophie nehmen und einen Kampf von Gut gegen Böse ausrufen und weitere antagonistische Totalabstraktionen titels »Freiheit« versus »Unfreiheit«, »Unterdrückung« und »Herrschaft«, die man stets nur im anderen, gegnerischen Lager entdeckt, ausmachen, sind ein kühler Kopf und geistige Distanz gefragt. Die argumentfrei-optimistische Behauptung „Das Böse kann nicht über das Gute triumphieren.“ ist und bleibt ein abstrakter, falscher, frommer Wunsch und paßt möglicherweise zu zwei Zitaten von Onkel Nolte, der schopenhauernd und pharisäernd im Epilog in „Die Fromme Helene“ von Wilhelm Busch (1832–1908) Folgendes in den Mund gelegt bekommt:

„Das Gute — dieser Satz steht fest —
Ist stets das Böse, was man läßt!“

„Ei ja — Da bin ich wirklich froh!
Denn, gottseidank! Ich bin nicht so!!“

Quelle: Wilhelm Busch: Die Fromme Helene. Erste Auflage. Heidelberg: Bassermann, 1872. Epilog, S. 113.

Was du nicht willst, das man dir tu [1]

「己の欲せざる所は人に施す勿れ」
Onore no hossezaru tokoro wa hito ni hodokusu nakare
Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.
Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu.

「己の欲せざる所は人に施す勿れ」
Onore no hossezaru tokoro wa hito ni hodokusu nakare
One should treat others as one would like others to treat oneself.
One should not treat others in ways that one would not like to be treated.
Don’t do to others that you will not have them do to you.

Anmerkung
Lange vor dem nach unserer Zeitrechnung kanonisierten Satz „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 7, Vers 12) hat der chinesische Gelehrte Konfuzius [ch. Kǒng Fūzǐ 孔夫子, jp. Kōfūshi, honorativ etwa „Großmeister Kong“, kurz Kongzi 孔子, ch. Kǒngzǐ, jp. Kōshi, von seinen Schülern wurde er möglicherweise schlicht mit Zi 子 = „Meister“ angesprochen (ca. 551 bis ca. 479 v.u.Z.)] den ethischen und philosophischen Gehalt der späteren „Goldenen Regel“ [lat. regula aurea, jp. ōgonritsu 黄金律, ch. huángjīn dìnglǜ 黄金定律] formuliert, wie er durch das Lun Yu [ch. Lún Yǔ, Langzeichen 論語, Kurzzeichen 论语, jp. Rongo, dt. „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“] tradiert wurde.

Der Überlieferung nach fragte einer der zehn Hauptschüler des Konfuzius, Zhong Gong [ch. Zhòng Gōng 仲弓, jp. Chūkyū, geb. 522 v.u.Z., Todesjahr unsicher, auch bekannt als Ran Yong], den Meister nach dem tieferen Kern von Menschlichkeit beziehungsweise Humanitas [仁, ch. rén, jp. jin], kurz nach derjenigen Tugend, der man ein Leben lang folgen sollte, und bekam als Antwort die oben- beziehungsweise untengenannte sprichwörtliche Mischung aus Barmherzigkeit, Edelmut, Güte, Wohltätigkeit und golden-mittiger Ausgeglichenheit.

「己所不欲,勿施于人」    [Festlandchina, Singapur, Malaysia]
「己所不欲,勿施於人」    [Taiwan, Hong Kong, Macau]
jǐ suǒ bú yù, wù shī yú rén
»Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.«
(Lun Yu, Kapitel 15, Vers 23, Übersetzung Richard Wilhelm)