Von bösen Weibern und schlechten Ehefrauen, oder: hundert Jahre Mißernten versus hundert Jahre Hungersnöte

悪妻は百年の不作
Akusai wa hyakunen no fusaku
Eine schlechte Ehefrau ist wie hundert Jahre Mißernten.
Ein bös Weib ist der Schiffbruch des Mannes.
Eine schlechte Ehefrau ist ein Quell für lebenslanges Mißgeschick.
Lieber ein leeres Haus als ein böses Weib.
Lieber ein halbleeres Haus als einen bösen Ehemann.

悪妻は百年の不作
Akusai wa hyakunen no fusaku
A bad wife spells a hundred years of bad harvest.
An ill marriage is a spring of ill fortune.
Better be half hanged, than ill wed.
Better an empty house than a bad wife.
Better a half-empty house than a bad husband.

Anmerkung
Die sprichwörtliche Redensart Akusai wa hyakunen no fusaku 「悪妻は百年の不作」 war über die Agrargesellschaft hinaus lange Zeit Bestandteil der geschlechtsspezifischen männlichen Erziehung. Sie war und ist gemeint als Belehrung, darauf zu achten, eine Frau zu heiraten, die die Hausarbeit und die Kinderpflege allein und verantwortungsvoll erledigen könne, damit sich der Mann auf seine – selbsterwählte oder ihm auferlegte – Rolle als Haupternährer der Familie konzentrieren möge. Synonyme Redensarten sind z.B. Akusai wa isshō no fusaku 「悪妻は一生の不作」 [Eine schlechte Ehefrau ist wie lebenslang Mißernten.], Akusai wa rokujū nen no fusaku 「悪妻は六十年の不作」 [Eine schlechte Ehefrau ist wie sechzig Jahre Mißernten.] und Isshō no wazurai wa seiaku no tsuma 「一生の患いは性悪の妻」 [Lebenslanges Leiden bringt eine charakterlich schlechte Ehefrau mit sich.].

Die Männer-Perspektive und das unwillkürlich mitschwingende maskulinistische Yang der sprichwörtlichen Redensart animiert dazu, nach der Frauen-Perspektive oder auch dem feministischen Yin zu suchen. Die männliche Entsprechung der Grundform für „schlechte Ehefrau“ 「悪妻」 [akusai] lautet „akufu“ 「悪夫」 [„schlechter Ehemann“]. Dieses Lexem steht aber weder in dem japanischen Standard-Wörterbuch Kōjien noch findet sich in einschlägigen gedruckten sowie elektronischen Nachschlagewerken für Sprichwörter und Redensarten ein Gegenstück aus der weiblichen Perspektive. Daß sowohl das reale Phänomen als auch das es bezeichende Wort existiert, darf als gegeben vorausgesetzt werden. Selbstverständlich kann in der japanischen Gegenwartssprache aus „schlecht“ [warui 「悪い」] oder „nicht gut“ [yokunai 「良くない」] und „Ehemann“ [otto 「夫」] die Phrase „schlechter Ehemann“ [warui otto 「悪い夫」] gebildet werden, aber es geht hier um ein schriftsprachliches Kompositum und das logische Gegenstück zu „akusai“. Bei japanischen Bloggerinnen wird man schon nach kurzer Suche fündig. Demnach lautet das Gegenstück zu Akusai wa hyakunen no fusaku 「悪妻は百年の不作」 [Eine schlechte Ehefrau ist wie hundert Jahre Mißernten.] wie folgt:

悪夫は百年の飢餓
Akufu wa hyakunen no kiga
A bad husband spells a hundred years of starvation.
Ein schlechter Ehemann ist wie hundert Jahre Hungersnöte.