Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. [2]

知らぬが仏
Shiranu ga hotoke
Wer die Tatsachen nicht kennt, bewahrt Gleichmut und Seelenruhe wie Buddha.
Unwissenheit ist ein Segen.
Selig sind die Unwissenden.
Selig sind die geistig Armen.
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

知らぬが仏
Shiranu ga hotoke
You will remain calm like Budddha if you don’t know the facts.
What you don’t know can’t hurt you.
Ignorance is bliss.
Blessed are the ignorant.
What the eye doesn’t see the heart doesn’t grieve over.

Anmerkung
Die obige sprichwörtliche Redensart steht auf der 42. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Edo (Edo Iroha Karuta), heute Tokyo.

Ein gesunder Geist in einem gesundem Körper

健全なる精神は健全なる身体に宿る
Kenzennaru seishin wa kenzennaru shintai ni yadoru
Mens sana in corpore sano (Juvenal)
A healthy mind in a healthy body
Ein gesunder Geist in einem gesundem Körper

Anmerkung
Mit Juvenals „Beten sollte man darum, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper sei.“ [„(…) orandum est ut sit mens sana in corpore sano.“ (Satire 10, 356)] ist nicht der verkehrte Umkehrschluss gemeint, dass einem kranken und/oder schwachen Körper ein kranker Geist innewohne. Eine solche verkürzte und verdrehte Interpretation führt mehr oder weniger direkt zur Diskriminierung körperlich und/oder geistig Behinderter. Mit anderen Worten: 【注意】 不健康な体には健全な精神が宿らないという意味ではない  Chūi: Fukenkō na karada ni wa kenzen na seishin ga yadoranai to iu imi de wa nai. = „Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass in einem nicht gesunden Körper kein gesunder Geist wohne.“

Ich bin nicht gescheitert

「私は失敗したことがない。ただ、1万通りの、うまく行かない方法を見つけただけだ。」
(トーマス・エジソン、1847年~1931年)
Watashi wa shippai shita koto ga nai. Tada, ichimandōri no, umaku ikanai hōhō o mitsuketa dake da
“I have not failed. I’ve just found 10,000 ways that won’t work.”
„Ich bin nicht gescheitert. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“ (Thomas Edison, 1847–1931)

Das Leben ist ein Versuch.

物は試し
Mono wa tameshi
Du weißt nie, was du kannst, wenn du es nicht ausprobierst.
Erfahrung macht klug.
Probieren geht über Studieren.
Das Leben ist ein Versuch.

物は試し
Mono wa tameshi
You never know what you can do till you try.
There is nothing like trying.
Let’s give it a try; we may have a chance.
The proof of the pudding is in the eating.

Es geht immer weiter.

明日は明日の風が吹く
Ashita wa ashita no kaze ga fuku
Morgen weht der Wind von Morgen.
„Et kütt wie et kütt.“
[Artikel 2 des Rheinischen Grundgesetzes]
Sorge Dich nicht um morgen.
Lebe in der Gegenwart.
Es geht immer weiter.

明日は明日の風が吹く
Ashita wa ashita no kaze ga fuku
Tomorrow blows tomorrow’s wind.
Let the morn come and the meat with it.

Grundsatzentscheidung in Taiwan für und Grundsatzdiskussion in Südkorea über den stufenweisen Ausstieg aus der Kernstromerzeugung

Die ostasiatischen Nachbarländer Japans verfolgen aktuell eine sehr unterschiedliche Energiepolitik. Während die VR China den Ausbau der installierten Kernstromerzeugungskapazität und von erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik weltweit so stark wie kein anderes Land forciert, haben die politischen Spitzen von zwei der „vier asiatischen kleinen Drachen“ [jp. Ajia Yonshōryū アジア四小龍, ch. Yàzhōu sì xiǎo lóng 亚洲四小龙 (Kurzzeichen), 亞洲四小龍 (Langzeichen) = Taiwan, Hong Kong, Südkorea und Singapur, auf Englisch besser bekannt als die “Four Asian Tigers”], namentlich Taiwan und Südkorea, einen stufenweisen Atomausstieg angekündet und zum Teil bereits konkrete legislative Schritte zu seiner Realisierung unternommen.

Die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen (geb. 1956), Amtsinhaberin seit Mai 2016, und das taiwanesische Parlament haben im Januar 2017 gesetzlich verfügt, dass die Kernkraftwerke des Landes zum Zwecke der Stromerzeugung bis zum Jahr 2025 abgeschaltet und stillgelegt werden sollen. Taiwan und Südkorea gelten als relativ arm an Bodenschätzen und müssen Energierohstoffe großenteils importieren. Der Anteil von Kernenergie an der Stromerzeugung liegt in Taiwan aktuell bei etwa 16 Prozent, in Südkorea bei rund 30 Prozent.

Zum Vergleich: Die japanische Regierung hat nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 (Erdbeben, Riesenflutwelle, Kernschmelzen) für das Jahr 2030 im Rahmen des nationalen Energiemixes einen Kernstromanteil zwischen 20 und 22 Prozent als Zielvorgabe formuliert. In Deutschland fiel der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung von 30,6 Prozent im Jahr 2000 auf 13,1 Prozent im Jahr 2016. Schon im Jahr 2011 lag der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung „nur“ noch bei 17,8 Prozent. Das Atom-Moratorium der Regierung Merkel vom 14. März 2011 läutete dann den Einstieg in den definitiven Atomausstieg ein, der in Japan von Regierungsseite – noch – nicht gewünscht ist.

In Europa war zunächst Italien nach der Volksabstimmung vom 8. November 1987 mit seinen vier Kernkraftwerken vollständig aus der Kernstromerzeugung ausgestiegen. Nicht zuletzt unter dem Einfluß der Nuklearkatastrophen von Tschnernobyl (1986) und Fukushima (2011) haben neben Deutschland schließlich auch Belgien, die Schweiz und mittlerweile auch Österreich einen Atomausstieg aus der mittlerweile nur noch als „Brücken- und Übergangstechnologie“ apostrophierten Kernstromerzeugung angekündigt und zum Teil bereits in die Wege geleitet.

Selbst die Atomnation par excellence Frankreich hat im Jahr 2015 – als verspätete Einlösung eines zentralen Wahlkampfversprechens von Präsident François Hollande – definitiv zugesagt, dass der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung von rund 75 Prozent bis zum Jahr 2025 auf 50 Prozent reduziert, erneuerbare Energien verstärkt gefördert und Treibhausgasemissionen reduziert werden sollen.

Südkorea peilt unter seinem neuen Präsidenten Moon Jae-in (geb. 1953), Amtsinhaber seit Mai 2017, bis zum Jahr 2030 eine Reduzierung seiner Treibhausgasemissionen des Basisjahres 2005 um 37 Prozent an. Taiwan ist mit minus 20 Prozent nicht ganz so ambitioniert. Beide Länder wollen den Anteil erneuerbarer Energien signifikant ausbauen und werden dafür zeitweilig eine Erhöhung von Flüssigerdgasimporten hinnehmen, um den Atom- sowie den Kohleausstieg vollziehen und gleichzeitig Energieversorgungssicherheit gewährleisten zu können. Die Regierung von Präsident Moon arbeitet gerade an einem neuen Langzeitplan zum Stromangebot und zur Stromnachfrage in Südkorea, der möglichst noch vor Ablauf des Jahres veröffentlicht werden soll.

Wegen Verzögerungen bei der Fertigstellung von erdgasbefeuerten Kraftwerken und der Außerbetriebnahme von Kernreaktoren hat sich in Taiwan der Spielraum bei der angebotenen Regelleistung zwischen den Jahren 2010 und 2016 von 25 auf 10 Prozent vermindert. Mit über die letzten Jahre sukzessive reduzierter Stromreserve fielen die Grenzkapazitäten im August 2017, dem Monat mit der Jahreshöchstlast in Ostasien, auf unter 5 Prozent. Als die verbliebenen Spitzenlastkraftwerke die Stromnachfrage nicht befriedigen konnten, waren Stromausfälle die Folge.

Südkorea und Taiwan sind wie Japan nicht an überseeische Stromnetze angeschlossen und können Strom nicht – wie zwischen vielen Ländern in der Europäischen Union üblich – importieren oder exportieren. In Japan kommt noch erschwerend hinzu, dass West- und Ost-Japan Strombedarfsschwankungen überregional beziehungsweise landesweit nicht ausgleichen können; das japanische Stromnetz weist mit einer auch im weltweiten Vergleich sehr niedrigen Netzspannung (100 Volt) seit der Industrialisierung in der Meiji-Zeit (1868–1912) Frequenzunterschiede in Ostjapan (50 Hertz) und Westjapan (60 Hertz) auf, weil in Ostjapan deutsche Stromgeneratoren und in Westjapan amerikanische Stromgeneratoren importiert wurden. In den Präfekturen Nagano und Niigata verläuft bis auf weiteres die Netzfrequenzgrenze des japanischen Stromversorgungsnetzes.

Von nichts kommt nichts. [1]

蒔かぬ種は生えぬ
Makanu tane wa haenu
Saat, die nicht gesät, kann nicht sprießen.
Wer nicht sät, der wird auch nichts ernten.
Ohne Fleiß kein Preis.
Von nichts kommt nichts.

蒔かぬ種は生えぬ
Makanu tane wa haenu
Harvest time follows seed time.
No sweet without sweat.
Nothing will come of nothing.
No pain, no gain.

Anmerkung
Dieses Sprichwort steht auf der 30. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Kyoto (Kyoto Iroha Karuta) und Kamigata (Kamigata Iroha Karuta).

Was du nicht willst, das man dir tu [1]

「己の欲せざる所は人に施す勿れ」
Onore no hossezaru tokoro wa hito ni hodokusu nakare
Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.
Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu.

「己の欲せざる所は人に施す勿れ」
Onore no hossezaru tokoro wa hito ni hodokusu nakare
One should treat others as one would like others to treat oneself.
One should not treat others in ways that one would not like to be treated.
Don’t do to others that you will not have them do to you.

Anmerkung
Lange vor dem nach unserer Zeitrechnung kanonisierten Satz „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 7, Vers 12) hat der chinesische Gelehrte Konfuzius [ch. Kǒng Fūzǐ 孔夫子, jp. Kōfūshi, honorativ etwa „Großmeister Kong“, kurz Kongzi 孔子, ch. Kǒngzǐ, jp. Kōshi, von seinen Schülern wurde er möglicherweise schlicht mit Zi 子 = „Meister“ angesprochen (ca. 551 bis ca. 479 v.u.Z.)] den ethischen und philosophischen Gehalt der späteren „Goldenen Regel“ [lat. regula aurea, jp. ōgonritsu 黄金律, ch. huángjīn dìnglǜ 黄金定律] formuliert, wie er durch das Lun Yu [ch. Lún Yǔ, Langzeichen 論語, Kurzzeichen 论语, jp. Rongo, dt. „Gespräche des Konfuzius“, „Analekten des Konfuzius“ oder auch „Gesammelte Aussprüche des Konfuzius“] tradiert wurde.

Der Überlieferung nach fragte einer der zehn Hauptschüler des Konfuzius, Zhong Gong [ch. Zhòng Gōng 仲弓, jp. Chūkyū, geb. 522 v.u.Z., Todesjahr unsicher, auch bekannt als Ran Yong], den Meister nach dem tieferen Kern von Menschlichkeit beziehungsweise Humanitas [仁, ch. rén, jp. jin], kurz nach derjenigen Tugend, der man ein Leben lang folgen sollte, und bekam als Antwort die oben- beziehungsweise untengenannte sprichwörtliche Mischung aus Barmherzigkeit, Edelmut, Güte, Wohltätigkeit und golden-mittiger Ausgeglichenheit.

「己所不欲,勿施于人」    [Festlandchina, Singapur, Malaysia]
「己所不欲,勿施於人」    [Taiwan, Hong Kong, Macau]
jǐ suǒ bú yù, wù shī yú rén
»Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.«
(Lun Yu, Kapitel 15, Vers 23, Übersetzung Richard Wilhelm)

Tue Gutes und sprich nicht darüber.

陰徳あれば必ず陽報あり
Intoku areba kanarazu yōhō ari
Wer heimlich Gutes tut, wird dafür auf jeden Fall belohnt werden.
Was nachts getan, kommt bei Tag ans Licht.
Wer fleißig sät, soll auch reich ernten.
Gute Taten werden zweifellos belohnt.

陰徳あれば必ず陽報あり
Intoku areba kanarazu yōhō ari
He who does good by stealth, will most certainly be rewarded.
What is done by night, appears by day.
He that sows good seed shall reap good corn.
Good deeds will definitely be rewarded.

Anmerkung
Es gibt im Japanischen eine Reihe von ebenfalls buddhistisch inspirierten Redensarten mit sinnverwandter Bedeutung, wie zum Beispiel Intoku areba yōhō ari  「陰徳あれば陽報あり」 sowie die Vier-Schriftzeichen-Komposita intoku yōhō  「陰徳陽報」, zen’in zenka  「善因善果」 sowie fukuin fukka  「福因福果」.

Als Quelle der obengenannten sprichwörtlichen Redensart gilt das chinesische philosophische Werk Huainanzi [ch. Huáinánzǐ 《淮南子》, jp. Enanji/Wainanji 『淮南子』] der Frühen Han-Dynastie (206 v.u.Z.–8 n.u.Z.). Ursprünglich wurde es als Honglie [ch. Hóngliè 《鴻烈》] bezeichnet, ist aber auch bekannt unter den Werktiteln Huainan honglie [ch. Huáinán hóngliè 《淮南鴻烈》], Huainan neipian [ch. Huáinán nèipiān 《淮南內篇》], Huainan wangshu [ch. Huáinán wángshū 《淮南王書》] und Liuanzi [ch. Liúānzǐ 《劉安子》]. Der letztgenannte Liu An (179–122 v.u.Z.) [ch. Liú Ān 劉安, jp. Ryū An] war der König von Huainan, heute eine Millionenstadt in der südöstlichen Binnenprovinz Anhui, und gilt in seiner Funktion als gelehrter König auch als leitender Herausgeber des großenteils daoistischen Werkes, mit konfuzianischen und legalistischen Einschlägen.

Das Leben ist kurz. [2]

人生朝露の如し
Jinsei chōro no gotoshi
Des Menschen Leben gleicht dem Morgentau.
Das Leben ist kurz.

人生朝露の如し
Jinsei chōro no gotoshi
Life is just like morning dew.
Life is short.