Probieren geht über studieren.

論より証拠
Ron yori shōko
Ein praktischer Beweis ist besser als Debatten.
Tatsachen sprechen für sich.
„Willst du den Geschmack einer Birne kennenlernen, mußt du sie verändern, das heißt, in deinem Mund zerkauen.“ (Mao Zedong, 1937)
„(…) ehe die Menschen argumentierten, handelten sie.“ (Friedrich Engels, 1880)
„Im Anfang war die That.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Faust, 1808)
„Si no, al freír de los huevos lo verá.“ (Miguel de Cervantes, Don Quixote, 1615)
„Der ganze Beweis des Puddings besteht darin, ihn zu essen.“ (William Camden, 1605)
Die Probe auf den Pudding liegt im Essen.
Probieren geht über studieren.

論より証拠
Ron yori shōko
Evidence is better than debate.
“If you want to know the taste of a pear, you must change it, that is, you must chew it in your mouth.” (Mao Zedong, 1937)
“But before there was argumentation, there was action.” (Friedrich Engels, 1880)
“In the beginning was the deed.” (Johann Wolfgang von Goethe, Faust, 1808)
„Si no, al freír de los huevos lo verá“ (Miguel de Cervantes, Don Quixote, 1615)
“All the proof of a pudding is in the eating.” (William Camden, 1605)
The proof of the pudding is in the eating.

Anmerkung
Die japanische sprichwörtliche Redensart „Ron yori shōko“ 論より証拠 steht auf der 2. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Edo (Edo Iroha Karuta), dem heutigen Tokyo, das vorzugsweise um Neujahr gespielt wurde und wird. Das Mao-Zitat stammt aus der Zeit des Widerstands gegen die japanischen Besatzer (Juli 1937) und kursiert in verschiedenen originalsprachlichen Fassungen.

Hans Dampf in allen Gassen

多芸は無芸
Tagei wa mugei
Vielseitigkeit ist Mangel an Talent.
Wer zu viele Künste zu beherrschen sucht, meistert keine.
Wer vielen Künsten dient, dient keiner.
Von allem etwas verstehen, aber nichts wirklich meistern.
Ein Generalist, kein Experte.
Ein Universalist, kein Spezialist.
Hans Dampf in allen Gassen

多芸は無芸
Tagei wa mugei
Too many accomplishments make no accomplishment.
A person who has a competent grasp of many skills but who is not outstanding in any one.
“Johnny do-it-all”
Iohannes fac totum [Johannes factotum]
Jack of all trades, master of none

Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.

犬も歩けば棒に当たる
Inu mo arukeba bō ni ataru
Wenn ein Hund herumläuft, findet er einen Stock.
Auch der Dümmste kann Glück und Erfolg haben.
Auch ein Blinder trifft mal ins Schwarze.
Auch eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig.
Jeder hat mal Glück im Leben.
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.

犬も歩けば棒に当たる
Inu mo arukeba bō ni ataru
A dog that walks around will find a stick.
The dog that trots about finds a bone.
Even a blind squirrel will find a nut.
Even a broken clock is right twice a day.
A blind man may perchance hit the mark.
Every dog has his day.

Anmerkung
Dieses Sprichwort steht auf der 1. von 48 Karten des traditionellen Iroha-Kartenspiels von Edo (Edo Iroha Karuta), dem heutigen Tokyo, das vorzugsweise um Neujahr gespielt wurde und wird, und hat einen signifikanten Bedeutungswandel durchgemacht. War damit ursprünglich einerseits eine Ermahnung gemeint, seine Nase nicht überall hineinzustecken, weil ein aufdringlicher Hund sonst den Knüppel [棒 bō] des Herrn (oder der Herrin) zu spüren bekäme und dem Wichtigtuer Unglück widerführe. Andererseits konnte dem Ungeduldigen und Gedankenlosen schon in der Frühmoderne unerwartetes Glück beschert werden. Aber in der neueren Zeit verbinden viele Japanerinnen und Japaner mit dem Verb „ataru“ 「当たる」 eher „das große Los ziehen“, weshalb sich die Assoziation des herumtrottenden Hundes, der einen Knochen findet, durchgesetzt hat.

Starker Anfang, schwaches Ende.

竜頭蛇尾
ryūtō dabi
Der Kopf eines Drachen, der Schwanz einer Schlange.
Groß anfangen, klein enden.
Starker Anfang, schwaches Ende.

竜頭蛇尾
ryūtō dabi
A dragon’s head, a snake’s tail.
Going up like a rocket and coming down like a stick.
Bright beginning, dull finish.

Gut begonnen ist halb gewonnen.

始めよければ終わりよし
Hajime yokereba owari yoshi
Wenn der Anfang gut ist, ist das Ende (auch) gut.
Gut begonnen, halb gewonnen!
Principium dimidium totius.
Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.
Dimidium facti, qui coepit, habet.
Halb hat vollendet die Tat, wer nur einmal anfängt.
Frisch gewagt ist halb gewonnen.
Gut begonnen ist halb gewonnen.

始めが大事
Hajime ga daiji
The beginning is important.
Principium dimidium totius.
Beginning is half of the whole.
A good start is half the battle.
Dimidium facti, qui coepit, habet.
Half is done when the beginning is done.
Chi ben comincia è a metà dell’opera.
Well begun is half done.

Eine gute Ehefrau und weise Mutter

良妻賢母
ryōsai kenbo [J]
good wife, wise mother
gute Ehefrau, weise Mutter
vorbildliche Ehefrau, kluge Mutter

贤妻​良母 [賢妻​良母]
xiánqī liángmǔ [C]
wise wife, good mother
weise Ehefrau, gute Mutter

현모양처
hyeonmo yangcheo [K]
wise mother, good wife
weise Mutter, gute Ehefrau

Anmerkung
Das im Konfuzianismus gründende Ethos der Mädchenerziehung in Japan, China und Korea ist älter als die Moderne und hat sich über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart erhalten, wurde jedoch immer wieder semantisch transformiert und rekonstruiert. Als Ethos und Bildungsideal der staatlichen Mädchenerziehung par excellence kann man den sittlichen und ideologischen Gehalt dieses Vier-Schriftzeichen-Kompositums für Japan nicht auf den Zeitraum von der Meiji-Ära (1868–1912) bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges begrenzen, wie die in den 1990er Jahren von einem renommierten japanischen Verlag veröffentlichten folgenden beiden Beispielsätze dokumentieren.

本校は創立以来、良妻賢母教育をその柱としております。
Honkō wa sōritsu irai, ryōsai kenbo kyōiku o sono hashira to shite orimasu.
Since the school’s foundation its ethos has been to educate young girls to become model wives and mothers.
Seit Gründung dieser Schule ist ein Hauptpfeiler die Erziehung zu einer guten Ehefrau und weisen Mutter.

良妻賢母の鑑のようだったお隣の奥さんが、年下の男の人と駆け落ちしたそうです。
Ryōsai kenbo no kagami no yō datta otonari no okusan ga, toshishita no otoko no hito to kakeochi shita sō desu.
Our neighbor’s wife seemed to be the perfect wife and mother, but now, I hear she’s run off with a younger man.
Die Ehefrau unseres Nachbarn schien ein Musterbeispiel für eine gute Ehefrau und kluge Mutter zu sein, aber wie ich höre, ist sie mit einem jüngeren Mann durchgebrannt.

Muttertag in Japan

「母の日」
Haha no Hi
Mother’s Day
Muttertag

Als „Mutter des Muttertages“ gilt Ann Maria Reeves Jarvis (1832–1905) aus Philadelphia in den Vereinigten Staaten von Amerika. Wurden mit dem „Muttertag“ anfänglich vor allem Ziele der Arbeiter-, Frauen- und Friedensbewegung verfolgt, so wandelte er sich im Laufe der Zeit zu einem Tag zu Ehren der Mutter und der Mutterschaft. In Japan wurde der Muttertag nach dem Ende der Meiji-Zeit (1868–1912) zunächst von christlichen Kirchen um das Jahr 1915 eingeführt und begangen. Für die landesweite Verbreitung des Muttertages machte sich vor allem der Süßwarenhersteller Morinaga & Co., Ltd. (Morinaga Seika KK) seit 1937 durch landesweite Werbeaktionen einen Namen. Vom Beginn der Shōwa-Zeit (1926–1989) bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fiel der Muttertag in Japan mit dem Geburtstag der Ehefrau des Tennō Hirohito (1901–1989), Kaisergemahlin Kōjun (Kōjun Kōgō, 1903–2000), zusammen. Ende der 1930er, Anfang der 1940er Jahre wurde die intellektuelle Essenz und der ideologische Kern der Mädchenerziehung seit der Meiji-Zeit, nämlich unbedingt „Eine gute Ehefrau und kluge Mutter“ [ryōsai kenbo 良妻賢母] zu werden, in eine Mission für den Endsieg in einem totalen Krieg erweitert: „Seid fruchtbar und mehret euch!“ [Umeyo fuyaseyo! 生めよ増やせよ] In der Gegenwart fällt der Muttertag in Japan wie in den USA und zahlreichen anderen Ländern auf den zweiten Sonntag im Mai.

In diesem Zusammenhang vielleicht erwähnenswert: Seit 2004 schrumpft die japanische Bevölkerung nachhaltig und sukzessive zunehmend. Am 1. Oktober 2005 belief sich die Gesamtbevölkerung Japans auf rund 127.760.000 Menschen, das waren etwa 20.000 weniger als ein Jahr zuvor. Mit anderen Worten: Das Bevölkerungswachstum in Japan erreichte mit 127,78 Mio. Menschen Anfang Oktober 2004 seinen historischen Höhepunkt. Sechs Jahre lang war Japan auf Platz 9 der bevölkerungsreichsten Länder, 2005 wurde es von Nigeria überholt und auf Platz 10 verwiesen (Yomiuri Shimbun, 13.10.2005, S. 2). Seit 2006 ist Japan eine Gesellschaft mit einer negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung, man spricht auch von einer negativen Geburtenbilanz, weil die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Lebendgeborenen überwiegt. Eine Gesellschaft mit einem (nachhaltigen) Sterbeüberschuß heißt auf Japanisch „shōsan tashi shakai“ 少産多死社会.

Wer meint, kriegszeitliche Aufrufe an Frauen zum Gebären von mehr Kindern vor sieben, acht Jahrzehnten seien in einem Blog zum Muttertag deplaziert, möge sich an die rezente Verwendung des Begriffs „Gebärmaschine“ für Frauen in Japan und Deutschland erinnern.

Hakuo Yanagisawa (geboren 1935), seit September 2006 japanischer Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales der Liberaldemokratischen Partei (LDP, Jiyū Minshutō), bezeichnete japanische Frauen zwischen 15 und 50 Jahren am 27. Januar 2007 während einer rund 30-minütigen Rede im Kontext von Maßnahmen gegen die sinkende Geburtenrate in Matsue, Hauptstadt der Präfektur Shimane, vor liberaldemokratischen Abgeordneten der Präfekturversammlung und möglichen Parteispendern als „Gebärmaschinen“ beziehungsweise „Gebärapparate“ [„umu kikai, sōchi“ 「産む機械、装置」]. Fairerweise sollte auch erwähnt werden, daß er entschuldigende Phrasen wie „Entschuldigen Sie, daß ich Maschinen sage“ [„kikai to itte mōshiwakenai kedo“ 「機械と言って申し訳ないけど」 und „kikai to itte gomen nasai ne“  「機械と言ってごめんなさいね」] eingestreut hatte, sich also dem Sinn der Wortwahl bewußt war. Zeitungsartikel dazu findet man im Internet umgehend, wenn man auf Japanisch nach Begriffen wie „Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales bezeichnet Frauen als Gebärmaschinen – Äußerung zum Geburtenrückgang“ [„‚Josei wa kodomo umu kikai‛ Yanagisawa Kōrōshō, Shōshika meguri hatsugen“ 「女性は子ども産む機械」 柳沢厚労相、少子化巡り発言] sucht.

In Deutschland ist der Begriff der „Gebärmaschine“ im politischen Dialog zwischen christlichen Humanisten an exponierter Stelle auch nicht gänzlich unbekannt. So kritisierte der Augsburger Bischof Walter Mixa (geboren 1941) knapp vier Wochen nach Minister Yanagisawas Äußerung am 22. Februar 2007 die Familien-Förderpolitik der siebenfachen Mutter und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (geboren 1958) im Allgemeinen und die Erhöhung der Zahl der Krippenplätze in Deutschland im Besonderen als „kinderfeindlich und ideologisch verblendet“ und warf der Ministerin vor, Frauen zur „Gebärmaschine“ zu degradieren und die Doppelverdiener-Ehe zum „ideologischen Fetisch“ zu erheben.

Der Himmel hilft denen, die sich selbst helfen.

天は自ら助くる者を助く
Ten wa mizukara tasukuru mono o tasuku
Der Himmel hilft denen, die sich selbst helfen.
Gott hilft denen, die sich selbst helfen.
»Gott hilft gerne den stärksten Bataillonen.«
(Friedrich II., Friedrich der Große oder im Volksmund auch der »Alte Fritz«, 1712–1786)

天は自ら助くる者を助く
Ten wa mizukara tasukuru mono o tasuku
Heaven helps those who help themselves.
God helps those who help themselves.
“God is always with the strongest battalions.”
(Frederick II, Frederick The Great, affectionately nicknamed “Old Fritz”, 1712–1786)

Gleich und Gleich gesellt sich gern.

類は友を呼ぶ
Rui wa tomo o yobu
Verwandtes ruft seines Gleichen.
Gleiches ruft nach Freunden.
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Cornix cornici numquam oculos effodit.
Lupo non mangia lupo.
Gleich und Gleich gesellt sich gern.

類は友を呼ぶ
Rui wa tomo o yobu
Similar people gather together.
Hawks will not pick out hawks’ eyes.
Cornix cornici numquam oculos effodit.
Dog don’t eat dog.
Lupo non mangia lupo.
Birds of a feather flock together.